Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
etwas erwidern, doch ich stelle das Handy ab.
Kelly steht auf und reckt sich. »Warten wir hier auf die Antwort?«
»Warum nicht? Ich wollte dich sowieso etwas fragen.«
»Du willst wissen, ob sie vorhaben, Caitlin zu töten, egal was passiert, stimmt’s?«
»Ja. Schon auf Entführung steht in Mississippi die Todesstrafe. Wie können sie da hoffen, Caitlin freizulassen und ungeschoren davonzukommen? Egal, welche Art von Strafverschonung sie mit Hull ausgehandelt haben.«
»Es dürfte von der Vereinbarung abhängen – von Sands’ Plänen, nachdem Po geschnappt ist. Wenn er vorhat, nach China zurückzukehren und Pos Geschäfte zu übernehmen, könnte er Caitlin wahrscheinlich freilassen.«
»Und was ist mit Pos Sohn? Würde er nicht das Erbe in China antreten wollen?«
Kelly scheint isometrische Übungen mit den Händen zu beginnen. »Ganz sicher. Wahrscheinlicher ist, dass sie eine private Abmachung getroffen haben: Sands behält die amerikanischen Casinos, und der Sohn übernimmt die chinesische Seite.«
»Und in dem Fall?«
»In dem Fall will Sands bestimmt nicht, dass Caitlin herumläuft und ihre Entführung an die große Glocke hängt. Es wäre viel leichter, sie zu töten, die Leiche zu beseitigen und sich keine Sorgen mehr machen zu müssen.«
Die Kälte in Kellys Stimme lässt meine zurückgedrängte Furcht wieder zur Panik anwachsen. »Aber selbst wenn das sein Plan ist, muss er sie am Leben erhalten, bis die Falle zuschnappt, nicht wahr?«
»Keine Frage.«
»Wie viel Zeit bleibt uns, um sie zu finden? Dreißig Stunden?«
»Ja. Oder wir müssen in dieser Zeit etwas auftreiben, was wir gegen Caitlin eintauschen können.« Kelly setzt sich wieder auf die Mauer und schlägt mit der Faust auf mein Knie. »Und das werden wir, Mann. Mit Sicherheit.«
Das Summen meines Handys lässt uns beide zusammenzucken, doch der Anrufer ist weder Hull noch Sands, sondern mein Vater.
»Penn, du musst am Haus vorbeikommen, wenn du kannst.«
»Was ist los? Bist du nicht bei der Arbeit?«
»Nur keine Hektik. Annie hat Peggy aus der Schule angerufen, weil sie Magenschmerzen hatte, und Peggy hat mich hergeholt, damit ich sie untersuche. Ich glaube, es ist eine verzögerte körperliche Reaktion auf die Trennung in Houston. Wichtig ist nur, dass sie dich sieht. Uns alle zusammen.«
Nach dem Gespräch, das wir am Morgen im Auto geführt haben, bin ich nicht überrascht. Aber Annie hat sich fast nie vorzeitig von der Schule abholen lassen. Ich frage mich, ob Dad einen anderen Grund haben könnte, mich nach Hause zu holen.
»Ich bin gleich da.«
»Gut.«
Kelly ist wieder auf den Beinen. »Alles okay?«
»Lass uns zu Dads Haus fahren.«
Wir gehen rasch zu Kellys 4Runner. »Können wir hier unbesorgt sprechen?«, frage ich, während ich in den Beifahrersitz steige.
»Habe ihn gründlich gescannt, bevor ich hergefahren bin. Alles klar.«
Kelly biegt nach links in die Wall Street ein, als mein Handy zirpt und eine SMS ankündigt. Ich schließe kurz die Augen, hole das Handy aus der Tasche und lese die Nachricht. PHILIP RIVERS .
»Was ist das?«, erkundigt sich Kelly. »Caitlins Antwort?«
Ich nicke nachdenklich.
»Ist es die richtige Antwort?«
»Es ist eine Antwort. Aber nicht die richtige. Nicht ganz.«
»Was bedeutet das?«
»Sie ist teils richtig und teils falsch. Hier steht Philip Rivers. Der Mann hieß zwar Philip, aber Philip McKey.«
»Na schön. Die Antwort stammt von Caitlin. Sie schickt dir eine Information. Einen Hinweis auf etwas. Philip bedeutet, dass sie am Leben ist. Und Rivers?«
»Der Fluss!«, rufe ich.
»Sie ist an einem gottverdammten Fluss«, stimmt Kelly zu. »Aber an welchem?«
»Am Mississippi. An welchem sonst? Dort hat sich alles abgespielt: die Hundekämpfe und die Abrichtung. Wahrscheinlich wird sie in einem der Lager oder auf einer Insel festgehalten.«
»Aber sie schreibt nicht River, sondern Rivers. Plural.«
»Der Singular wäre zu offensichtlich. Und er klingt nicht wie ein Name.«
»Möglich, aber sie könnte auch an einem Nebenfluss sein, der in den Mississippi strömt.«
»Ja. Aber in beiden Fällen wissen wir, dass sie am Leben ist und sich in der Nähe eines Flusses befindet, und das ist höchstwahrscheinlich der Mississippi.«
»Woran denkst du jetzt?«, fragt Kelly.
»An Danny McDavitt und sein FLIR -Gerät.«
»Ich auch. Wir können den Fluss abfliegen, sobald es dunkel wird. Ich werde sein TFO sein.«
»Sein was?«
»Taktischer Flugoffizier. Man braucht
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