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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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hingegen schnell erfolgen, deshalb müssen die Fragen direkter sein.
    Das kinderfreundliche Vernehmungszimmer hat bunte Wände und auf dem Boden liegt Spielzeug. Auf dem Tisch liegt Papier und Wachsmalkreide. Ein kleiner Junge sitzt nervös auf seinem Stuhl und starrt auf ein leeres Blatt. Er trägt eine Schuluniform mit ausgebeulten Shorts und ausgetretene Schuhe. Als er in die Kamera blickt, kann ich sein Gesicht deutlich sehen. Er hat sich in vierzehn Jahren stark verändert, aber ich erkenne ihn trotzdem. Er sitzt ausdruckslos da, als hätte er sich mit seinem Schicksal abgefunden.
    Und da ist noch etwas, noch mehr. Die Einzelheiten kommen zurück wie ausgelieferte Soldaten. Ich habe diesen Jungen schon einmal gesehen. Rupert Erskine hatte mich in einem Fall hinzugezogen, ein kleiner Junge, der auf keine seiner Fragen reagierte. Ein neuer Ansatz wurde gebraucht. Vielleicht ein neues Gesicht.
    Das Videoband läuft weiter, und ich höre meine Stimme. »Wirst du lieber Robert, Rob oder Bobby genannt?«
    »Bobby.«

    »Weißt du, warum du hier bist, Bobby?«
    Er antwortet nicht.
    »Ich muss dir ein paar Fragen stellen. Ist das okay?«
    »Ich will nach Hause.«
    »Noch nicht sofort. Sag mal, Bobby, du verstehst doch den Unterschied zwischen der Wahrheit und einer Lüge, oder nicht?«
    Er nickt.
    »Wenn ich behaupten würde, dass ich anstelle einer Nase eine Möhre habe, was wäre das?«
    »Eine Lüge.«
    »Genau.«
    Die Kassette läuft weiter. Ich stelle ihm allgemeine Fragen über die Schule und sein Zuhause. Bobby spricht über seine Lieblingssendungen im Fernsehen und seine Lieblingsspielsachen. Er entspannt sich und beginnt beim Reden auf das Blatt zu kritzeln.
    Wenn er drei Wünsche frei hätte, was würde er sich wünschen? Nach zwei Fehlstarts und mehrfachem Sortieren kam er auf: 1. der Besitz einer Schokoladenfabrik; 2. ein Campingurlaub; 3. die Konstruktion einer Maschine, die alle glücklich machen würde. Wer würde er am liebsten sein? Sonic, der Igel, weil der »echt schnell rennen kann und seine Freunde rettet«.
    Beim Betrachten des Videos erkenne ich einige Manierismen und die Körpersprache des erwachsenen Bobby wieder. Er lächelt oder lacht kaum und hält immer nur kurz direkten Blickkontakt.
    Ich frage ihn nach seinem Vater. Zunächst wirkt Bobby lebhaft und offen. Er will nach Hause, um ihn zu sehen. »Wir machen zusammen eine Erfindung. Damit Einkaufstüten im Kofferraum von Autos nicht mehr umkippen können.«
    Bobby malt ein Bild von sich selbst, und ich fordere ihn auf, seine einzelnen Körperteile zu benennen. Als er seine Geschlechtsteile benennt, murmelt er unverständlich.

    »Badest du gern mit deinem Dad zusammen?«
    »Ja.«
    »Was magst du denn daran?«
    »Er kitzelt mich.«
    »Wo kitzelt er dich?«
    »Überall.«
    »Berührt er dich auch manchmal auf eine Art, die du nicht magst?«
    Bobby runzelt die Stirn. »Nein.«
    »Berührt er je deine Geschlechtsteile?«
    »Nein.«
    »Auch nicht, wenn er dich wäscht?«
    »Vielleicht schon.« Er murmelt etwas, was ich nicht verstehe.
    »Was ist mit deiner Mum? Berührt sie manchmal deine Geschlechtsteile? «
    Er schüttelt den Kopf und bittet, nach Hause gehen zu dürfen. Er zerknüllt das Blatt und weigert sich, weitere Fragen zu beantworten. Er ist nicht erregt oder ängstlich. Es ist ein weiteres Beispiel für die »Distanzierung«, die man bei missbrauchten Kindern häufig beobachten kann, wenn sie versuchen, sich kleiner und damit weniger angreifbar zu machen.
    Die Befragung endet – mit offensichtlich unschlüssigem Ausgang. Bobbys Sprache und seine Manierismen reichten nicht aus, um eine Meinung zu formulieren.
    Ich wende mich wieder der Akte zu und rekonstruiere die weitere Geschichte des Falles. Mel empfahl, dass Bobby in das Kinderschutzregister aufgenommen wurde – ein Liste von Kindern des Bezirks, die als gefährdet galten. Sie beantragte eine Inobhutnahme – und klingelte dafür um zwei Uhr früh einen Familienrichter aus dem Bett.
    Die Polizei verhaftete Lenny Morgan. Sein Haus, sein Spind im Depot und eine Garage in der Nachbarschaft, die er als Werkstatt angemietet hatte, wurden durchsucht. Er beteuerte
die ganze Zeit seine Unschuld und beschrieb sich als liebevollen Vater, der nie etwas Verkehrtes getan oder Ärger mit der Polizei gehabt hatte. Er behauptete, nichts von Bobbys Verletzungen zu wissen, gab allerdings zu, ihm »eine Tracht Prügel« gegeben zu haben, als er einen funktionierenden Wecker auseinander genommen und

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