Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
NACH CATHERINES MÖRDER. Darunter mein Gesicht, unter den Plastikrahmen geklemmt. Sofort habe ich das Gefühl, als würde ich einen nach unten weisenden Neonpfeil auf dem Kopf tragen.
Vor mir liegt das Adelphi Hotel. Ich betrete das Foyer durch die Drehtür und unterdrücke den Impuls, meine Schritte zu beschleunigen. Ich ermahne mich, nicht zu schnell zu gehen oder mich vornüberzubeugen. Kopf hoch, Augen geradeaus.
Es ist ein imposantes altes Eisenbahnhotel aus der Zeit, als Dampflokzüge aus London eintrafen und Dampfschiffe nach New York abfuhren. Jetzt sieht es so erschöpft aus wie einige der Kellnerinnen, die eigentlich zu Hause sein und sich Lockenwickler in die Haare machen sollten.
Das Business-Center ist im ersten Stock. Die Sekretärin ist eine schlanke Kleine namens Nancy mit dauergewelltem rotem Haar und einem roten Halstuch, das zu ihrem Lippenstift passt. Sie fragt mich weder nach einer Visitenkarte noch nach einer Zimmernummer.
»Wenn Sie eine Frage haben, wenden Sie sich einfach an mich«, sagt sie diensteifrig.
»Danke, ich komme zurecht. Ich muss bloß meine e-Mails checken.« Ich setze mich mit dem Rücken zu ihr an einen Computer.
»Das heißt, eigentlich könnten Sie doch etwas für mich tun, Nancy. Können Sie in Erfahrung bringen, ob es heute Nachmittag Flüge nach Dublin gibt?«
Ein paar Minuten später rattert sie eine Liste herunter.
»Können Sie auch noch nachgucken, wie ich nach Edinburgh komme?«, frage ich.
Sie zieht eine Braue hoch.
»Sie wissen doch, wie das in der Zentrale immer läuft«, erkläre ich. »Die können sich nie entscheiden.«
Sie nickt lächelnd.
»Und schauen Sie bitte auch nach, ob auf der Isle-of-Man-Fähre noch eine Schlafkabine frei ist.«
»Die Tickets werden nicht zurückerstattet.«
»Das ist okay.«
In der Zwischenzeit suche ich die e-Mail-Adressen aller großen Zeitungen zusammen und notiere mir die Namen einiger Nachrichtenredakteure, Chef- und Polizeireporter. Mit der rechten Hand beginne ich im Einfingersystem eine e-Mail zu schreiben. Die linke Hand klemme ich unter meinen Oberschenkel, damit sie nicht zittert.
Ich fange mit dem Beweis meiner Identität an – liste Namen, Adresse, Versicherungsnummer und Details meiner Anstellung auf. Sie dürfen nicht glauben, dass es ein Scherz ist. Sie müssen glauben, dass ich Joseph O’Loughlin bin – der Mann, der Catherine McBride und Elisa Velasco getötet hat.
Es ist kurz nach 16 Uhr. Redakteure entscheiden über die Platzierung der Artikel. Ich muss die Schlagzeilen für morgen umschmeißen. Ich muss Bobby aus dem Konzept bringen – er muss weiter mutmaßen.
Bis jetzt war er mir immer zwei, drei oder vier Schritte voraus. Seine Racheakte waren brillant geplant und mit klinischer
Präzision durchgeführt. Er hat nicht nur Rache geübt, er hat sie zu einer Kunstform entwickelt. Aber bei all seinem Genie kann er trotzdem einen Fehler machen. Niemand ist unfehlbar. Er hat eine Frau bewusstlos getreten, weil sie ihn an seine Mutter erinnert hat.
Sehr geehrte Damen und Herren.
Dies ist mein Geständnis und Zeugnis. Ich, Joseph William O’Loughlin, erkläre feierlich, ernsthaft und wahrheitsgemäß, dass ich der Mann bin, der für die Morde an Catherine McBride und Elisa Velasco verantwortlich ist. Ich bitte die um ihren Verlust Trauernden um Verzeihung. Und allen, die besser von mir gedacht haben, sage ich von Herzen Entschuldigung.
Ich habe vor, mich binnen der nächsten 24 Stunden der Polizei zu stellen. Dann werde ich mich weder hinter Rechtsanwälten verstecken noch das Leiden entschuldigen, das ich verursacht habe. Ich werde mich nicht auf Stimmen in meinem Kopf berufen. Ich habe nicht unter dem Einfluss von Drogen oder auf Anweisung von Satan gehandelt. Ich hätte es aufhalten können. Unschuldige Menschen sind gestorben. Jede Stunde meines Tages dehnt sich in Schuld.
Dann führe ich alle Namen auf, beginnend mit Catherine McBride. Ich schreibe alles auf, was ich über ihren Mord weiß. Danach folgt Boyd Cossimo. Ich beschreibe die letzten Tage von Rupert Erskine, Sonias Überdosis, das Feuer, das Esther Gorski getötet und ihren Mann verkrüppelt hat. Als Letzte kommt Elisa.
Ich berufe mich nicht auf mildernde Umstände. Vielleicht möchten einige von Ihnen mehr über meine Verbrechen
wissen. Dafür müssen Sie in meinen Fußstapfen wandeln oder jemanden finden, der das getan hat. Es gibt einen solchen Menschen. Sein Name ist Bobby Moran (auch bekannt als Bobby Morgan), und er
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