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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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ausgetreten.
    »Dieses Blut ist mehr als achthundert Jahre alt«, erklärte Profuturus. »Es gehört dem heiligen Maurus, dem Schutzheiligen der Köhler, Kupferschmiede und der Kranken. Reizt es dich nicht zu erfahren, warum deine bloße Gegenwart ihm diese Lebensfrische verleiht? Nun, mein Kind, nur hier, in unserer Mitte, wirst du eine Antwort darauf finden!«
    Der kleine Perrot zuckte furchtsam zusammen.
    »Aber warum habt Ihr mich meinem Dorf, meinen Freunden und meinen Eltern entrissen?«
    Profuturus legte eine Hand auf seine Stirn.
    »Große Dinge erfordern immer große Anstrengungen. Dein Leben außerhalb des Gewöhnlichen wird dir noch manches Opfer abverlangen.«
    Er führte ihn und Até aus dem Raum. Nachdem sie eine lange Zimmerflucht durchschritten hatten, gelangten sie in einen Saal, in dem vier Kinder saßen, die von einem halben Dutzend Mönchen bewacht wurden.
    Ein Mädchen und drei Jungen zwischen acht und fünfzehn Jahren.
    »Perrot«, sagte Profuturus, »ich möchte dir Jehan vorstellen, der prophetische Träume hat, so wie einst die heilige Hildegard; Simon, der wie die Wahrsagerin von Endor die Toten beschwören kann; Damien, der die Dämonen verjagt und aus dem Körper austreibt
wie unser Herr; und Agnès, die du bereits kennst und die Blut aus den Wundmalen Christi verströmt wie der heilige Franziskus.«
    Der Geistliche lächelte und verkündete: »Freut euch, meine Kinder, von nun an werdet ihr alle fünf zusammenarbeiten.«

V
    S ofort nach seiner Ankunft in Ancona begann Pater Aba nach einem Kloster namens Albertus Magnus zu suchen, das Teil des ausgedehnten Territoriums des Erzbistums war.
    Erst im Haus des Diözesanmissionars in der Via del Taglialegno erhielt er Auskunft von einem ehemaligen Dominikanerprior. Der Mann war groß und hager, hatte klare Augen, und seine Gesichtshaut war von feinen Furchen durchzogen. Er hieß Bruder Damon Cyprien und hatte sein Leben damit zugebracht, von Córdoba nach Konstantinopel und von Konstantinopel bis an die Grenzen Persiens zu reisen und dabei die Bekanntschaft großer jüdischer und griechisch-arabischer Übersetzer zu machen. Pater Aba hatte von seinem Ruf gehört, sein Werk über die Achämeniden war berühmt.
    »Das Kloster, das Ihr Albertus Magnus nennt, existiert nicht wirklich unter diesem Namen«, erläuterte er ihm. »Es handelt sich um eine Festung, die 1167 von Barbarossas Truppen zerstört wurde. Vor vierzig Jahren wurde sie wieder aufgebaut. Auf wessen Befehl? Das weiß niemand. Man behauptete, Rom habe sie als Festung auserkoren, um seine Ostgrenzen zu verteidigen, oder sie diene als päpstliches Gefängnis. Viele Namen kursierten schon über die angeblichen Gefangenen dieses Kerkers. Ich habe gehört, wie behauptet wurde, Päpste und Heilige, die seit vielen Jahren für
tot gelten, wären in Wahrheit noch am Leben und hätten sich hinter diese Mauern geflüchtet. Mit Sicherheit ist nichts davon wahr; vergleichbare Geschichten sind quer durch alle Völker und Zeiten im Umlauf. Mir sind ähnliche Phantastereien über den Krak von Meloul oder den Schädel des Baphomet zu Ohren gekommen.«
    »Wenn niemand etwas darüber weiß, warum bezeichnet man es dann als Kloster?«, fragte Aba. »Und wie kommt Albertus Magnus in diese Geschichte?«
    »Man nennt es Kloster, weil kurz vor dem Ende der Renovierungsarbeiten etwa fünfzig Mönche gesehen wurden, die sich dorthin begaben.«
    Der Dominikaner lächelte.
    »Und was den Namen angeht, so leitet er sich von einem Ausspruch des Augustinus ab, jenes Theologen aus Ancona, der am Tage des Hinscheidens von Albertus Magnus im Jahr 1280 verkündet haben soll: ›Hätte er die Wahl gehabt, so hätte er es vorgezogen, dass seine Seele in dieses Kloster einginge anstatt in den Himmel.‹ Der Ausspruch hat sich erhalten.«
    Der Alte zuckte mit den Schultern.
    »Wie dem auch sei, und das gilt für den Krak wie für den Schädel: Haltet Euch davon fern, sofern Ihr nicht zum Nähertreten aufgefordert werdet! Nach meinen Erfahrungen gibt es zwei Arten von Geheimnissen, die man nie zu durchdringen versuchen sollte: die Geheimnisse der Frauen und die, welche sich hinter gut befestigten Mauern verbergen. Im Vergleich zu diesen sind die Mysterien von Zauberbüchern, Hexerei und Sektierertum nichts als Kinderkram.«
    Der Dominikaner ließ sich immerhin dazu bewegen, ihm zu erklären, wo das Kloster lag.
    Aba stieg ohne Aufschub in seiner schwarzen Rüstung, mit dem Schwert am Gürtel und herabgezogener Kapuze in

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