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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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Grund zu dröhnen …
    Perrot hörte in der Stille des Raums hinter der monotonen Verlesung Geflüster!
    Er betrachtete Pater Abas Leichnam gleichzeitig mit seinen Augen wie auch mit denen von Jehan, Damien, Agnès und Simon. Damien sah, wie schwarze Wolken mit Teufelsköpfen in die Rauchsäule, die unter dem Sarkophag aufstieg, hinein- und wiederherausfuhren. Doch der Junge wandte den Blick ab und senkte die Lider, um sie nicht zu »vertreiben«, obwohl seine Gabe ihm das ermöglicht hätte und Artemidore und Profuturus es bestimmt von ihm erwarteten.
    Nicht mitmachen! , hämmerte er sich immer wieder ein.
    Tatenlos sah er zu, wie die Teufel in dem Raum immer mehr wurden.
    Auch Perrot sah diese Spektralgeister, die durch die Verse Salomons herbeigerufen worden waren und über dem Kadaver von Pater Aba schwebten: Manche hackten gewaltsam wie Raubvögel auf den Körper ein, zuckten jedoch nach der Berührung mit dem Hirschleder zurück, das offenbar ein unüberwindbares Hindernis für sie darstellte.
    Simon wiederum sah nicht die Dämonen, sondern die Wiedergänger. Wie Damien schloss auch er die Augen, um seine Teilnahme
an dem Versuch zu verweigern. Doch er hörte eine Stimme. Eine flehende Stimme.
    Perrot hatte sie wiedererkannt. Die Seele von Pater Aba war zurückgekehrt. Perrot spürte, wie seine Hände und Füße brannten. Mit einem Mal blutete er aus den sechs Wundmalen Christi! Noch mehr aber erschreckte ihn, dass offenbar niemand das merkte, denn Profuturus und Artemidore blickten ihn ohne jegliches Erstaunen an …
    Blutüberströmt suchte Perrots Blick den der Dämonen: Sogleich lösten sie sich mit einem erstickten Schrei auf.
    Damien sah verblüfft dieser wilden Flucht zu, zu der er doch nichts beigetragen hatte.
    Artemidore trat an Aba heran. Sein Gesicht leuchtete. »Kommt her und seht!«, rief er Profuturus zu.
    Der Abt stellte fest, dass der Einschnitt am Unterarm des Toten heller und das Fleisch wieder weich geworden war; das mit der Lanzette übertragene Blut von Agnès bebte, als würde es kochen.
    »Perrot ist im Begriff, sein Blut wieder zu regenerieren«, verkündete Profuturus.
    Doch Perrot tat mehr als das. Er selbst vereinte in sich allein alle Kräfte, deren Wirkung die Kinder fürchteten, und verkörperte nun die Fähigkeiten der fünf Gefährten und noch mehr in seiner Person.
    Das machte ihm indes keine Angst, er fühlte sich von diesem Machtzuwachs nicht überwältigt, sondern vielmehr von dieser höheren Macht geleitet, die in seinem Inneren handelte und sprach, von der gleichen Stimme der Wahrheit, die jedes Mal zu dem jungen Jehan sprach, wenn er in seine prophetischen Träume versank!
    Perrot erblickte drei Farben.
    Die drei Bernstein-, Quarz- und Obsidiansteine, die Profuturus auf Abas Körper gelegt hatte, begannen ein diffuses blaues, grünes und rotes Licht auszustrahlen.

    Perrot war der Einzige, der es sehen konnte.
    Er erkannte, dass es seine Aufgabe war, diese drei farbigen Lichterscheinungen, die über Aba tanzten,so auszudehnen , dass sie seinen ganzen Körper einhüllten.
    Er konzentrierte sich, konzentrierte seine Gaben auf diese zuckenden, schwachen Lichtstrahlen und verlieh ihnen die Kraft zu wachsen, indem er aus seiner eigenen Energie schöpfte …
    Doch jede Veränderung, jeder gewonnene Zoll zehrte entsetzlich an seinen Kräften.
    Blau, Rot und Grün schlangen sich ineinander, flimmerten, schwankten und schieden sich wieder wie Öl auf der Oberfläche von Wasser. Sie wurden so intensiv, dass sie die von dem Sarkophag aufsteigenden Rauchspiralen durchdrangen.
    Perrot kämpfte gegen einen wirbelnden Regenbogen.
    In seinem Kopf war das Zimmer verschwunden, und er schwebte in der Luft, allein mit Abas leblosem Körper. Allein in den Strahlen der Aura, die wieder im Entstehen begriffen war.
    Er fixierte das Blau, das sich stabilisierte und vollkommen die Umrisse des Körpers annahm.
    Dann mühte er sich mit den zwei anderen Farben ab.
    Als die drei Lichthöfe endlich wieder ihren Platz eingenommen hatten, verlor er das Bewusstsein. Doch bevor er zu Boden stürzte, hatte der Junge gerade noch Zeit, um zu sehen, wie ein mächtiger langer, weißer Strahl wie ein Blitz durch die Öffnung über dem Plexus sacralis in den Körper von Guillem Aba fuhr.
    Profuturus und Artemidore sahen bestürzt, wie der kleine Perrot sowie Jehan, Agnès, Damien und Simon die Besinnung verloren!
    Die Kinder wurden gleichzeitig ohnmächtig und stürzten zu Boden.
    Profuturus schrie auf.
    Ein

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