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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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schwach, seine Haut fahl, er war wach, aber ohne wirkliches Bewusstsein, und das Atmen fiel ihm schwer.
    Profuturus blätterte wie besessen in den Büchern seiner Bibliothek und studierte die Schilderungen von Wiedererweckungen, aus denen er geschlossen hatte, dass die Wiederbelebten oft, sofern das Wunder nicht von einem Messias wie Jesus oder Mithras vollbracht worden war, im besten Fall ein »Aufschub« des Todes erwartete. Es gelang ihnen zwar, sich aufzurichten und einige Sätze zu sprechen, aber sie konnten weder trinken noch essen und fanden keinen Schlaf. So starben sie nach einigen Tagen wieder unter grausamen Schmerzen.
    Aba hingegen schlief, und sein Körper hatte ein wenig frisches Wasser aufgenommen, auch wenn er sich nicht bewegte und nicht sprach.

    Das allein genügte schon, um den Geist von Abt Profuturus in fiebrige Erregung zu versetzen.
    »Wir stehen am Anbeginn eines neuen Zeitalters!«, so lautete im Augenblick sein ständiger Ausruf; er wiederholte ihn für sich selbst wie ein Apostel - denn so sah er sich selbst -, auf den der Heilige Geist niedergekommen war.
    Abas Gesicht war wie Marmor, sein Auge starrte, obwohl lebendig, blicklos vor sich hin, ohne etwas wahrzunehmen. Der Tod durch Ertrinken hatte keine sichtbaren Spuren an ihm hinterlassen.
    Perrot blieb bei ihm.
    Sie hatten nicht das geringste Zeichen der Verständigung miteinander ausgetauscht, doch das Gotteskind hatte als Einziger gespürt, wie der Blick des Wiederauferstandenen sich absichtlich auf ihn gerichtet hatte.
    Perrot hätte schwören können, dass Pater Aba ihm in diesem Moment zugelächelt hatte …

    Begeistert über die geglückte Wiederbelebung und die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben, verließ Artemidore de Broca das Kloster. Er musste nach Rom zurückkehren und die Papstwahl überwachen.
    Vor seinem Aufbruch ließ er sich in jenes Zimmer führen, in dem man Até nach ihrem Ausbruch eingeschlossen hatte.
    Die junge Frau war immer noch nicht Herrin ihrer selbst. Stattdessen hatte sie sich in ein Delirium hineingesteigert, schrie, geiferte und stieß Verwünschungen gegen die Angehörigen dieses Klosters aus, die ihrer Ansicht nach den Teufel versuchten, gegen Gottes Gesetze verstießen und in der Gestalt des kleinen Perrot die Geburt eines neuen Würgeengels bewirkten, der alsbald auf sie alle herniederfahren würde!

    Atés Gesicht war zerkratzt und wies Blutspuren auf, ihre Augen schleuderten Blitze, und ihre aufgelösten Haare verliehen ihr das irre Aussehen einer Furie. Beim Anblick ihres Vaters, der beabsichtigte, sie nach Rom mitzunehmen, verdoppelten sich ihre Schreie und Flüche. Sie behauptete, Artemidore de Broca sei ein Handlanger des Dämons, und beschuldigte ihn aller im Kloster Albertus Magnus begangenen Verbrechen und Schändlichkeiten; er war der Ganelon der Kirche, der dem Gefolge des Antichrist den Weg bereitete …
    Betrübt betrachtete der Kanzler die Verirrungen seiner Lieblingstochter.
    Unmöglich könnte er sie in diesem Zustand nach Rom mitnehmen. Trotz allem, was sie schon geleistet hatte, durfte man ihr nicht mehr vertrauen.
    Artemidore spürte, wie sich sein Herz verkrampfte.
    »Sie bleibt hier.«
    Der Tonfall seiner Stimme gab zu verstehen, dass er ebenso gut hätte sagen können: »Sie stirbt hier.«

XIX
    Z wölf Tage später hatte Rom einen neuen Papst.
    Zur allgemeinen Überraschung setzte zum ersten Mal der Bruder eines Bettelordens die Papstkrone auf: Der Franziskaner Hieronymus von Ascoli wurde unter dem Namen Nikolaus IV. der hundertneunundachtzigste Nachfolger des heiligen Petrus.
    Nachdem der neue Pontifex vor dem Konklave eine lange Begrüßungsrede verlesen hatte, verließ er die wahlberechtigten Kardinäle und durchquerte den Lateranpalast in Richtung Kanzlei.
    Begleitet von seinem Kämmerer und drei Priestern seines Gefolges betrat er einen weitläufigen, leeren Saal, der mit Marmorplatten ausgelegt und dessen Decke mehr als dreißig Fuß hoch war; das einzige Möbelstück darin war der Schreibtisch von Fauvel de Bazan.
    Ein Wachposten vor dem Eingang zu Artemidore de Brocas Kabinett öffnete die Tür einen Spalt weit und warf einen Blick in den Raum hinein, sodann schloss er sie wieder und bedeutete Nikolaus IV. zu warten.
    Das Unerhörte an dieser Situation lag nicht darin, dass der neue Pontifex sich selbst herbeibemühte, um beim Kanzler vorstellig zu werden; es lag nicht darin, dass de Broca die bemerkenswerte Unverfrorenheit besaß, den Stellvertreter Gottes auf

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