Advocatus Diaboli
haben!«
Artemidore de Broca schüttelte den Kopf und dachte: So viele glaubten, ich sei alt, verbraucht und angreifbar geworden, sie müssten mich nur anstoßen, damit ich stürze. Aber ich habe noch nie so über meine Gegner triumphiert!
Er blickte zu Arthuis de Beaune.
»Wie viel Zeit brauchen wir noch für das neue Kloster?«
Als Artemidore das Kloster Albertus Magnus verlassen hatte, nahm er Beaune und vierzehn Gelehrte sowie viele kostbare Bücher über Magie mit. Sein Ziel war es, auf Korfu einen neuen geheimen Standort für die Versuche des Konvents von Meggido aufzubauen, um den sich weniger Gerüchte rankten als um die Festung bei Ancona.
»Alles ist bereit«, antwortete Arthuis de Beaune. »Ich breche morgen nach Korfu auf.«
»Der Auferweckte?«, fragte Broca.
»Profuturus’ Experiment ist beweiskräftig, aber wir müssen es auf eine höhere Ebene heben. Und dazu sind die Ruhe und die
Diskretion, die wir in Korfu genießen werden, von höchster Bedeutung.«
»Gut«, versetzte der Kanzler. »Damit ist alles geregelt.«
»Nicht ganz.«
Es war der alte Althoras, der plötzlich das Wort ergriffen hatte.
»Wir müssen noch einen Beschluss über die Zukunft des Klosters fassen. Es ist mir gelungen, meine Truppen nach Italien zu verlegen, indem ich sie zur Verfolgung des Priesters von Cantimpré anhielt. Ich zähle darauf, dass wir uns das zunutze machen. In dreißig Jahren hat unser Kloster einen zu großen Bekanntheitsgrad erlangt. Es erregt Neugier. Wie damals, als wir uns in Santa Lucia niedergelassen hatten. Wenn der Kaiser erkennt, dass er betrogen wurde, wird er versuchen, sich zu rächen. Das Kloster ist zu sehr von den Machenschaften des Konvents durchdrungen.«
»Mach, was du für richtig hältst«, beschied ihm Artemidore.
Fauvel zog die Augenbrauen hoch.
»Wirklich, Euer Gnaden? Até de Brayac befindet sich noch dort!«
Der alte Kanzler erklärte ungerührt: »Das ist egal.«
Er entließ seine drei Brüder aus dem Konvent, und seine beiden besten Mitstreiter, Bazan und Rainerio, verließen sein Kabinett durch eine Geheimtür.
Dann geruhte er den neuen Papst zu empfangen, der noch immer im Vorzimmer wartete.
Nikolaus IV. stürzte vor, um Artemidores Hand zu küssen, doch der Kanzler wehrte lauthals ab und stellte mühsam ein Knie auf den Boden, um wie der bescheidenste Untertan die päpstliche Hand zu küssen.
Nachdem er unter Schwierigkeiten wieder auf die Beine gekommen war, forderte er ihn barsch auf: »Setzt Euch.«
XX
I n Varano, südlich des Klosters Albertus Magnus, legte ein mit zwei Masten und sechs Segeln getakeltes Schiff mit dem Namen Heiliger Linus am Kai an. An Bord befand sich eine Gemeinschaft von zwanzig Mönchen, die mit einer Ladung aus dem Arabischen übersetzter Bücher aus Konstantinopel gekommen waren. Unter der Leitung eines Abtes sollen sie die Werke entladen und ins Kloster befördern.
Doch kaum hatten sie einen Fuß auf das Festland gesetzt, da wurden die Mönche fast alle von einer Räuberbande hingemeuchelt.
Isarn und seine Männer aus Toulouse.
Job Carpiquet, der junge Mann in Althoras’ Diensten, der Pater Aba bis zum Kloster gefolgt war, ohne je entdeckt zu werden, hatte die notwendigen Hinweise hinterlassen, damit Althoras, Isarn und seine Männer ihm im Abstand von einigen Tagen folgen konnten.
Carpiquet hatte mit aufgerissenen Augen zugesehen, wie Pater Aba sich Zutritt zu dem Kloster verschaffte, indem er die Stelle eines der schwarz gekleideten Männer eingenommen hatte. Seitdem wartete der Spion in Varano auf die Ankunft seiner Gebieter.
Isarn kam ohne Althoras, denn der alte Blinde war »erschöpft vom Tempo der Reise« aufgebrochen, um sich in Rom zu erholen. Von dort ließ er Isarn unerhörte Neuigkeiten über das Schiff Heiliger Linus überbringen sowie über die beste Methode, in das Kloster einzudringen, in dem seine Tochter Agnès angeblich gefangen gehalten wurde.
Mit Hilfe der erklecklichen Geldsummen, die er mit sich führte, ließ Isarn den Inhalt der Kisten austauschen …
Er befahl seinen Männern, die Chorhemden der Mönche anzulegen. Dann nahmen sie Kurs auf das Kloster Albertus Magnus. Der Abt der Gemeinschaft, den Isarn fürs Erste verschont hatte, diente ihnen als Führer.
Sie kamen am Fuß des Klosters an. Einer der Lastenaufzüge an der Nordseite senkte sich herab. Die erste Ladung Bücher und Mönche wurde darin untergebracht. Fünf Fuhren waren nötig, bis die Ladung vollständig hochgezogen war.
Als Isarn
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