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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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beseelt. »Wir stehen vor dem Anbruch eines neuen Zeitalters!« Er räsonierte über die Wahrscheinlichkeit, selbst nach seinem Tod wiedererweckt zu werden, über die Möglichkeit, einen Papst nach seiner Ermordung wieder ins Leben zurückzurufen oder der Welt die größten Heiligen wieder zurückzugeben. Oder gar als Krönung aller Pläne die Wiedergeburt Christi auf Erden herbeizuführen!
    Die zwei Mönche waren entsetzt über diese Vielzahl von Gotteslästerungen!
    »Seid Ihr nicht ein wenig sehr von Euch eingenommen, mein Bruder Abt?«, wagte einer von ihnen einzuwenden.
    Profuturus lächelte mit glänzenden Augen; verblendet und von seinem bösen Geist besessen sah, hörte und verstand er nur noch das, was sein Wahn ihm einflüsterte.
    »Wissen wir nicht seit Moses und Jesus, dass die Geschichte
einen Sinn hat?«, antwortete er. Er blieb vor seinen Glasfenstern stehen, durch die die bleichen Strahlen des Mondes hereinfielen, die auf ihrem Weg die Mauern und Gärten des Klosters erfassten. »Jahrhundertelang sah man Gottes himmlischen Plan am Werk, wenn Menschen an den Folgen der Melancholie starben. Und als einer von ihnen eines Tages die tröstliche Wirkung des Johanniskrauts entdeckte und sie von ihrem Trübsinn errettete, war das abermals Gottes himmlischer Plan! Gott erschafft an einem Tag den Kranken, am anderen den Arzt. Nichts auf dieser Welt existiert außerhalb seines Willens. Der Mensch stand dem Tod immer hilflos gegenüber, heute aber kann er sich dank mir von diesem Joch befreien. Mein Platz im Verlauf der Geschichte ist klar bestimmt!«
    Seine Stimme war lauter geworden, sein Redefluss schneller.
    »Jesus wurde durch Menschenhand gekreuzigt. Er versprach, er werde auf die Erde zurückkehren, um uns vom Bösen zu erlösen. Ich meine, Gott will, dass die Henker selbst Christus seine fleischliche Hülle zurückgeben! Uns obliegt es, die Schande der Kreuzigung wiedergutzumachen! Gott hat uns seinen Sohn geschenkt, wir werden ihm diesen zurückgeben! Mein Auferstehungsexperiment öffnet uns die Tore zu dieser Heldentat. Und das ist nur ein Vorspiel. Es wird der gesegnete Tag kommen, an dem wir aus ein wenig Blut, einem schlichten Milchzahn oder einer wie auch immer gearteten echten Reliquie einen Verstorbenen wiedererschaffen und seine Seele zurückholen können!«
    Profuturus delirierte. Derselbe Mönch, der ihn schon einmal gefragt hatte, machte erneut Einwendungen. »Wenn das aber nicht Gottes Wille wäre, wenn Ihr nur ein neuer Sisyphus wäret, der Thanatos nachjagt, müssten wir dann nicht seinen fürchterlichsten Zorn fürchten?«
    Der Abt strafte ihn mit Missachtung. Er hob die Arme zum Himmel wie ein Hierophant, doch gerade als er zu einer Antwort
ansetzte, ließ eine riesige, aus der Nacht gefallene Feuerkugel seine Glasfenster in Scherben zersplittern und mähte ihn mit unglaublicher Wucht nieder.
    Im ganzen Kloster explodierten gleichzeitig weitere Brandsätze, als wären sie eine Antwort Gottes auf die unerträgliche Vermessenheit von Profuturus.

    Das Kloster Albertus Magnus ging in Flammen auf.
    Isarns Männer schossen, verteilt auf strategische Schlüsselpunkte, Brandpfeile auf ihre Fässer mit Salpeter und Bitumen ab. Die Tonnen platzten in einer gewaltigen Explosion und versprühten ihre brandstifterische Flüssigkeit ohne Rücksicht auf Dinge oder Menschen.
    Panik ergriff die Mönche.
    Hörner bliesen Alarm.
    An allen Ecken und Enden brach Feuer aus.
    Jeder wusste hier, dass die Festung nur von einer Seite Ungemach zu fürchten hatte, nämlich von innen .
    Mönche stürzten zu den Festungsmauern, um die Lastenaufzüge zu besteigen, den einzig möglichen Fluchtweg. Doch sobald diese Kästen an ihren mächtigen Balken hängend über dem Nichts schwebten, fielen sie mit einem Mal in die Tiefe und zerschellten mitsamt ihren Insassen am Boden!
    Isarn hatte die Ketten ansägen lassen, an denen das Gegengewicht des Mechanismus befestigt war.
    Die Bewohner des Klosters waren Gefangene der Flammen.
    Manche rannten zu der eisernen Falltür, durch die man die von den Chirurgen ausgenommenen Kadaver geworfen hatte: Auf der Flucht vor den Flammen sprangen sie ins Leere und brachen sich die Knochen.

     
    Mit gezückten Waffen stürmten Isarn und seine Männer zu der Etage, auf der die Zimmer der Wunderkinder lagen, und meuchelten jene Wachposten nieder, die noch nicht vor den Flammen geflohen waren. Isarn trat die Türen ein und schaltete alle aus, die sich ihm entgegenstellten, bis er endlich

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