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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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freute sich, dass sie ihren Standpunkt verteidigt und dem Mann den Mund verschlossen hatte, der auf alles eine Antwort hatte.
    »Du würdest einen bemerkenswerten Gelehrten der Scholastik
abgeben«, fuhr er lächelnd fort, »du bist schon von der Manie befallen, deine Ausführungen in drei Punkte zu gliedern. Aber kommen wir zu meiner Frage zurück. Ein neues Wunder?«
    Die Haushälterin überlegte.
    »Es gibt da natürlich das Blut des heiligen Thomas, das sich an Allerheiligen verflüssigt. Oder die Statue der Heiligen Jungfrau, die an Maria Himmelfahrt lächelt. Das Neueste ist das Moos, das auf dem Grab von Pater Goulon gewachsen ist und vermischt mit Wein seit Kurzem die Lahmen heilt. Dann wäre da noch das Dorf Spalatro, in dem vor einigen Jahren meine Schwester und ihr Mann lebten.«
    »Nun, und was hat es mit Spalatro auf sich?«
    »Im Augenblick nichts Besonderes, aber das wird nicht mehr lange dauern. Vor zehn Jahren wurde der Leichnam eines Geistlichen dort begraben. Leute, die sich auskennen, behaupten, dass alles auf baldige Wunder von ihm hinweist.«
    Benedetto schüttelte den Kopf.
    »Leute, die sich auskennen, sagen das?«
    »Ja. Jedenfalls meine Schwester und ihr Mann.«
    Benedetto verharrte einen Moment schweigend. Sodann erhob er sich und öffnete die Tür seines Sekretärs neben dem Bett. Er holte einen ein Pfund schweren rötlichen Stein und eine Tüte mit einem weißen Pulver daraus hervor. Daraufhin zählte er die Münzen in einer Börse, fügte die zwei noch verbliebenen Golddukaten von Chênedollé hinzu und verstaute alles in einem kleinen Säckchen. Zufrieden kehrte er an sein Feuer zurück.
    »Danke, Viola. Ich werde mich an das bemooste Grab Goulons, das Dorf Spalatro und das Blut des heiligen Thomas erinnern.«
    Mit diesen Worten vertiefte er sich wieder in die Werke von Euripides.
    Sie hingegen wandte sich achselzuckend ihrer Hausarbeit zu.
    Als die Glocke einer nahen Kirche die Terz schlug, erhob sich
Benedetto, um auszugehen. Während er seinen schwarzen Mantel anzog, fragte ihn Viola: »Werdet Ihr zum Mittagessen zurückkehren? Soll ich Euch eine Mahlzeit zubereiten?«
    »Nein. Ein langer Tag wartet auf mich.«
    Sie fragte ihn, ob sie heute seinen Schreibkasten polieren dürfe.
    »Nein, rühr bitte nichts an.«
    Sie unterbrach ihn ein letztes Mal, um ihn zu fragen, ob sie auch die Texte, die in seinem Büro am Boden lagen, nicht verschieben dürfe.
    Benedetto wunderte sich: Er kannte diesen Einband aus Kalbsleder mit den breiten Riemen nicht. Er stellte fest, dass es sich um einen der Texte handelte, die Maxime de Chênedollé am Vortag mitgebracht hatte. Der reiche Kaufmann musste ihn vergessen haben. Es handelte sich nur um einen weiteren Geschäftsvertrag mit seinem venezianischen Lieferanten. Aus Pflichtbewusstsein vergewisserte sich Benedetto, ob sich darin nicht noch weitere mit dem Geheimcode verschlüsselte Zeilen befanden, doch dem war nicht so. Er überflog nur ermüdend langweilige Zeilen mit Beschreibungen von Stoffen und seltenen Steinen.
    Benedetto erboste sich innerlich bei der Vorstellung, dass dieser Chênedollé kommen würde, um diese Verträge zu holen. Er legte das Dokument in der Nähe der Tür ab, sagte zu Viola, man würde es vielleicht abholen, und verließ das Haus.
     
    Auch an diesem Morgen musste er den dicken Porticcio umschiffen, der seine heiratsfähige Jüngste im Schlepptau hatte.
    »Ein Mann wie du darf nicht so leben, wie du es tust, Benedetto«, protestierte er. »Du brauchst eine Frau! Eine Frau und Kinder. Oder nimm die Kutte und Schwamm darüber! Du kannst doch nicht weiterhin deine Tage nur mit Nachdenken vergeuden! Das ist nicht gesund, Benedetto!«
    Gui antwortete ihm lächelnd: »Ich werde darüber nachdenken.«

    »Über meine Tochter?«
    »Über die Kutte.«
     
    Zu Fuß begab er sich zur Piazza Segne.
    Fünf Jahre zuvor hatten die Johanniter dort eine Militärkaserne in eine Herberge für die Pilger verwandelt, die auf der Durchreise in Rom waren. Die Wanderer Gottes, ob auf dem Weg ins Heilige Land oder auf dem Rückweg, wurden dort für einige Stunden oder Tage aufgenommen, während sie auf einen Konvoi warteten.
    Das Hospiz war überfüllt. Römerinnen kamen und boten den Wanderern ihre gebrauchten Kleider an, ein Dominikaner führte eine öffentliche Beichte durch, manche Pilger rezitierten Psalmen, während andere Knöchelchen warfen. Es war eine betende und grölende, in sich gekehrte und bewegte Menschenmenge.
    Doch den

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