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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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Offenbar waren diese Vorsichtsmaßnahmen jedoch nicht ausreichend.«
    Er erzählte ihr, mit welcher Grausamkeit, Schnelligkeit und Präzision der Angriff auf sein Pfarrhaus durchgeführt worden war.
    »Wenn Ihr auf mich zählt, um dieses Kind wiederzufinden, dann überschätzt Ihr meine Magie«, erklärte Jeanne Quimpoix.
    »Das ist nicht der Grund meines Kommens.«
    Er öffnete sein Untergewand aus grobem Leinen und holte die Karte und die aus den Archiven von Narbonne mitgebrachten Dokumente hervor.
    »Die Dominikaner der Grafschaft Toulouse haben die Vermisstenfälle von Kindern in der Region aufgezeichnet.«
    Er entrollte die Karte vor Jeanne Quimpoix.
    Er führte aus: »Als mir vor sieben Jahren Perrots Begabung bewusst wurde, fragte ich mich, an wen ich mich um Rat wenden könnte. Und schließlich habe ich Euch gefunden.«
    Er legte seine Hand auf die Karte.
    »Ich bin überzeugt, dass andere Eltern, deren Kinder ähnliche Besonderheiten zeigten, nicht anders gehandelt hätten als ich. Seht her: An die dreißig Punkte sind auf dieser Karte eingezeichnet.
Jeder steht für ein verschwundenes Kind. Ich möchte, dass Ihr mir sagt, ob sich dahinter Jungen oder Mädchen verbergen, die erstaunliche übernatürliche Fähigkeiten besitzen, Kinder, die man Euch gezeigt oder über die man Euch befragt hat. Wie bei Perrot!«
    Er hielt die Karte Jeanne Quimpoix entgegen. Diese warf einen schnellen Blick darauf, bevor sie den Kopf schüttelte.
    »Das mag zutreffen oder nicht, ich kann diese Frage nicht beantworten. Wer sagt mir, dass Ihr nicht im Dienste dieser Truppe schwarz gekleideter Männer steht und dass Ihr nicht mit meiner Hilfe versucht, weiteren Kindern auf die Spur zu kommen, um sie zu entführen? Seht Euch an. Ihr seid ein Priester, aber Ihr verbergt Euch unter alten Lumpen. Ihr seid bewaffnet, Ihr behauptet, Euer Auge verloren zu haben, als Ihr die Kinder in Eurem Pfarrhaus verteidigt habt. Wer beweist mir das?«
    Aba richtete sich auf und löste seine Binde, um seine grausige leere Augenhöhle vorzuführen. Er griff nach seiner Umhängetasche und holte daraus das Schwert und den Gros tournois hervor, den er auf den Tisch legte.
    »Das hier ist die Waffe, mit der der kleine Maurin getötet wurde. Und das hier ist die Münze, mit der die schwarz gekleideten Räuber für ihre Unterkunft in der Herberge von Disard bezahlt haben.«
    Er nahm seine Notizen aus Narbonne zur Hand und las:
    » Verschwunden der junge Maubert in Saint-Aignan am zweiten Dienstag im Mai vergangenen Jahres. Verschwunden die kleine Anne und ihr Bruder Colin in Pouillanges. Verschwunden Philippin, Sohn von Jules dem Kalten, in Messapien kurz vor dem letzten Osterfest!«
    Er breitete die Blätter vor Jeanne Quimpoix aus.
    »Ich bin überzeugt, dass ich auch andere Kinder rette, indem ich Perrot zu Hilfe eile. Diese schwarz gekleideten Männer und diese rothaarige Frau sind nicht einfach bloße Söldner!«

    Ein langes Schweigen trat ein. Jeanne Quimpoix sah ihn direkt an, dann ergriff sie ein blaues Korn und warf es in ihre Feuerschale. Sogleich schlugen die Flammen hoch und färbten sich grün. Die Zauberin betrachtete ihre Fingernägel und nickte dann mit dem Kopf.
    »Bedeckt Euer Auge«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    Der Priester gehorchte und setzte sich langsam wieder hin.
    »Ich kenne den Fall eines gewissen Jehan, eines Kindes aus dem Dorf Ponzac, sechs Meilen nördlich von Montauban.«
    Der Geistliche forschte auf der Karte von Narbonne nach. Doch dieser Ort war nicht in den Archiven der Dominikaner verzeichnet.
    »Er besaß eine ebenso merkwürdige Gabe wie Perrot«, fuhr die Frau fort. »Dieser Junge fiel ohne Grund und in jeder beliebigen Situation in Schlaf. Seine Eltern fürchteten, es handle sich um einen Wechselbalg, ein von einem Dämon besessenes Kind. Sie brachten ihn zu mir, damit ich ihn heile, doch mein mangelhaftes Wissen und sein sehr junges Alter machten es mir unmöglich, das Übel zu bestimmen. Erst ein wenig später, als er zu sprechen lernte, begann man zu begreifen, was ihm widerfuhr. Sobald das Kind in Schlaf fiel, wurde es von wundersamen Visionen heimgesucht. Man musste es dann nur zu einem beliebigen Thema, das völlig außerhalb seiner Reichweite lag, befragen, damit es nach wenigen Minuten im Schlaf die richtige Antwort gab. Das Kind wurde berühmt in der Region. Alle wollten sich seine Gabe zunutze machen.«
    Die Hexe seufzte.
    »Am Tag seines sechsten Geburtstages tauchte wie bei Euch in Cantimpré eine

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