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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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Leichnam in Rom behalten wollten. Zusammen mit den sterblichen Überresten ließ sie alle Reichtümer des Palazzos, alle Möbel bis zum winzigsten Wertgegenstand fortbringen. Man murmelte, dass der Konvoi sich schon
morgen vor Mittag in Bewegung setzen und alles dann verschwinden würde.
    Das machte Benedetto Guis Lage auch nicht besser.
    Mit jeder Stunde wurde das Gerücht, Rasmussen sei ermordet worden, lauter. Ebenso hitzig aber wurden auch die Fragen erörtert, wer den Palazzo nach den Rasmussens beziehen würde, oder ob die alte Karen die Kirche bestahl, indem sie alle Besitztümer ihres verschiedenen Bruders an sich raffte.
    Auf dem Dach des Palazzos bemerkte Benedetto zwei Kamine, die Rauchschwaden ausspuckten. Sie verwandelten sich in Wolken, welche die nächtliche Brise langsam auflöste. Allein an den Farben und der Menge von Partikeln konnte er bereits erkennen, dass man dort Bücher, Pergamente und sogar Papier verbrannte. Wenn man die Kosten dieser Materialien bedachte, dann musste man schon einen sehr gewichtigen Grund haben, um sie den Flammen zum Fraß vorzuwerfen.
    Er beschloss, sich unweit des Hauptportals zu postieren, damit ihm nichts von den Vorgängen im Palazzo entging.
    Er war nicht der Einzige, der das tat: Ein anderer Mann beobachtete ihn . Es handelte sich um Marco del Miro, den Polizeichef von Rom. Er war um die fünfzig Jahre alt, ein ehemaliger Galeerensträfling, der allein auf offenem Meer vor Agrigento einen Aufstand seiner Schicksalsgenossen niedergeschlagen hatte und seitdem unaufhaltsam in der Sicherheitshierarchie Roms und des Laterans nach oben kletterte. Er kannte Benedetto Gui gut. Die beiden Männer schätzten einander: Marco del Miro hatte mehr als einmal bei gemeinen Mordfällen von Benedettos Erkenntnissen profitiert, und Benedetto schätzte seine Offenheit und seine geistige Unabhängigkeit, die bei einem Mann seines Rangs selten waren.
    »Du begegnest mir nie zufällig, Benedetto«, begrüßte ihn Marco del Miro. »Warum treibst du dich hier herum?«

    »Ich frage mich bestimmte Dinge …«
    Der Polizeichef schüttelte den Kopf. »Erzähl mir keine Geschichten, ich weiß, weshalb du hier bist. Bist du nicht kürzlich in die Kaserne gekommen, um dich nach einem gewissen Rainerio zu erkundigen? Es ist mir nicht unbekannt, dass dieser Junge verschwunden ist. Und er war der erste Gehilfe von Rasmussen …« Marco del Miro blickte zum Palazzo und machte eine Kopfbewegung in diese Richtung. »Das ist kein Ort für dich, Benedetto. Befolge meinen Rat, kehre zu deinen Geschäften in der Via dei Giudei zurück, das wäre klüger …«
    »Es geht das Gerücht, dass Rasmussen ermordet wurde.«
    »Die öffentliche Meinung irrt sich! Der Kardinal ist einem Unfall in seinem Bad zum Opfer gefallen. Zu deinem eigenen Besten, glaub mir aufs Wort! Die bloße Tatsache, dass man in diesen Zeiten des Konklaves und der Wahl eines Papstes über den Tod eines Kardinals spekuliert, sollte dir bereits eine Ahnung von der Wichtigkeit der Leute vermitteln, die darin verwickelt sind. Leute, gegen die weder du noch ich das Geringste ausrichten können. Bleib nicht hier …«
    »Danke für den Rat, ich hatte nicht vor, noch lange zu verweilen.«
    Marco del Miro schenkte ihm ein zustimmendes Lächeln.
    »Sei auf der Hut.«
    Mit diesem Rat entfernte sich der Polizeichef.
    Benedetto Gui nahm nun zwei Männer genauer ins Visier, die offenbar die Umzugsvorbereitungen dirigierten. Sie traten auf die Straße, um die Beladung der Karren zu überwachen, riefen Befehle, damit die einen oder anderen Möbelstücke nicht getrennt wurden, und fluchten über die Diener, die herumtrödelten.
    Dabei tat sich einer der beiden durch seine besondere Willkür hervor; es war indes nicht seine üble Laune, die Benedetto Guis Aufmerksamkeit erregte.

    Kaum war der Mann im Palazzo verschwunden, da wurde der Rauch aus den Kaminen stärker. Ganz offensichtlich war dieses Individuum an der Verbrennung der Bücher und der schriftlichen Dokumente beteiligt.
    Die unzufriedenen Bediensteten spotteten über ihn, sobald er ihnen den Rücken zukehrte, und so erfuhr Benedetto, dass er Marteen hieß und ein Flame niederer Herkunft war, der vor zehn Jahren in Rom in den Dienst der Rasmussens getreten war.
    Er war klein, hatte spärliche graue Haare und ein schmales Gesicht, und sein Kopf schien direkt auf den hängenden Schultern zu sitzen. Sein Ober- und sein Unterkörper standen in einem solchen Missverhältnis zueinander, dass er wie

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