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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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unsere Abreise betreibt: Sie will vor Rom und seinen Komplotten fliehen!«
    Benedetto wartete, bis der Ofenschürer wieder gegangen war, der unterdessen eingetreten war, und murmelte dann: »Warum hat Rasmussen so viele Feinde? Was bewog ihn dazu, so viele Schutzmaßnahmen zu ergreifen?«
    Marteen seufzte.
    »Zunächst einmal war Henrik Rasmussen ein erbitterter Feind des Kanzlers Artemidore de Broca. Es ist allgemein bekannt, dass ein jeder, der sich Brocas Macht entgegenstellt, mit allem rechnen muss, einschließlich des Todes. Trotzdem hatte Rasmussen einen Sitz in der Heiligen Kongregation, einem geheimen Kollegium, das über die Gesuche um Heiligsprechung neuer Heiliger entscheidet. Stellt Euch vor, dass er in dreißig Jahren wohl mehr als zweihundert Kandidaturen von Dienern Gottes zum Scheitern gebracht hat!«
    »Das dürfte nicht allen gefallen haben …«
    Marteen pflichtete ihm bei.
    »Diese Bewerbungen wurden von Kirchenfürsten, Prinzen, ganzen Städten und Dörfern vorgebracht! Rasmussen erhielt Einschüchterungsbriefe. Intrigen wurden gesponnen, um seinen Ruf zu ruinieren, man versuchte ihn zu bestechen. Vergeblich. Also blieb nur noch übrig, ihn zu beseitigen …«

    Benedetto war nicht überrascht. Die Auskünfte, die Pater Cecchilleli ihm über Rasmussen gegeben hatte, zeichneten das Porträt eines unerbittlichen Mannes, der beharrlich an seinem Posten als Advocatus Diaboli festhielt.
    Daraufhin brachte er das Gespräch auf einen Jungen namens Rainerio, der seiner Vermutung nach in Rasmussens Diensten gestanden hatte und anscheinend verschwunden war. Er behauptete, man würde ihm ein hübsches Sümmchen zahlen, wenn er etwas über diesen Jungen in Erfahrung brächte.
    Marteens Gesicht erhellte sich, er war hocherfreut über diesen glücklichen Zufall, der es ihm erlaubte, seine Schuld gegenüber seinem Retter abzutragen. Ja, er kannte diesen Rainerio!
    »Er ist seit zwei Jahren bei Monsignore Rasmussen«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie ein solcher Junge es geschafft hat, der Gehilfe eines so großen Mannes zu werden! Er hat weder eine Familie, die seine Karriere fördert, noch irgendeine Unterstützung in Rom. Er half Rasmussen bei der Ausarbeitung der Plädoyers, die in der Kongregation vorgetragen wurden.«
    »Haben Rasmussen und Rainerio in letzter Zeit zusammengearbeitet? Seit fast einem Jahr haben wir keinen Papst. Nur der Pontifex Maximus kann eine Heiligsprechung genehmigen; wie könnte also jetzt ein Kanonisierungsverfahren stattfinden?«
    Marteen zuckte die Schultern.
    »Jeder neue Papst beeilt sich sogleich nach seiner Wahl, eine Vielzahl Glücklicher heiligzusprechen, um durch diese Wahl den Beginn seines Pontifikats zu markieren. Das ist eine hochpolitische Angelegenheit. Rasmussen bereitete sich auf die zahlreichen Verfahren vor, die bald verhandelt werden würden. Allerdings ließ Rainerio sich seit einiger Zeit nur selten noch sehen, seine Arbeit widerstrebte ihm, und er kam immer weniger in den Palazzo. Rasmussen beklagte sich darüber.«

    Benedetto dachte wieder an die Enthüllungen von Tomaso, Rainerios Freund, der von einer niedergeschlagenen, ja furchtsamen Stimmung gesprochen hatte. »Wenn du das nächste Mal von mir hörst, dann kannst du die Hoffnung begraben, mich lebend wiederzusehen.«
    Der Flame fuhr fort: »Das ging so weit, dass ich letzte Woche zwei Männer schicken musste, um ihn abzuholen.«
    Benedetto fuhr hoch.
    »Die zwei Männer, die ihn zu Hause abholten, handelten in Rasmussens Auftrag?«, fragte er.
    Marteen bejahte.
    »Wer waren sie?«
    »Zwei Agenten des Laterans, die zur Sicherheit der Kongregation abgestellt sind. Das war an Rasmussens Todestag. Rainerio ist nie im Palazzo aufgetaucht. Bestimmt hat ihn das Polizeiaufgebot beeindruckt, das die Örtlichkeiten besetzte. Seit diesem Tag habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    »Und die zwei Wachen? Was sagen sie?«
    »In ihrem Bericht behaupten sie, dass sie ihren Auftrag vollständig ausgeführt hätten: Rainerio wurde angeblich in den Palazzo von Henrik Rasmussen gebracht.«
    Benedetto schwieg einen Moment. Das war ein Umstand von zentraler Bedeutung. Noch schwierig einzuschätzen, aber bestimmt entscheidend.
    Marteen hatte sich inzwischen aufgewärmt und von den Aufregungen erholt, noch immer ohne Mantel und Schuhe saß er an die Sandsäcke gelehnt da.
    Benedetto fragte weiter: »Könntet Ihr mir sagen, an welchen Fällen von Heiligsprechungen Rasmussen und Rainerio gearbeitet haben?«
    Der Flame

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