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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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aus. »Sie haben das Bestmögliche getan!«
    Er ließ sich nicht das geringste Bedauern anmerken über die Nachricht, dass die Arbeit der letzten Jahre in Rauch und Asche aufgegangen war.
    Matteo fuhr fort: »Ich wollte Euer Ladenschild vor den Flammen retten, aber einer der Soldaten bemächtigte sich seiner vor mir und nahm es mit.«
    Benedetto lächelte.
    »Das macht nichts. Um die Wahrheit zu sagen: Ich mochte es nie. Sag mir lieber, ob du mit Zapetta und ihren Eltern Verbindung aufnehmen konntest … Hast du sie gewarnt?«
    »Ja, Meister. In dieser Hinsicht steht alles zum Besten: Ich habe sie zu Eurem Freund Salvestro Conti geführt, der sich bereit erklärt hat, sie im Wohngebäude seiner Lehrlinge unterzubringen. Dort sind sie in Sicherheit, und Zapetta erwartet Eure Anweisungen.«
    Er setzte hinzu: »Was gedenkt Ihr nun zu tun, Meister Gui?«
    »Verschwinden. Mich in Vergessenheit bringen.«
    »Werdet Ihr nach Rom zurückkehren?«
    »Das will ich hoffen. Eines Tages. Aber unter anderem Namen.«
    Matteo senkte den Kopf.
    »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Ich werde dieses Rätsel aufklären. Das schulde ich Zapetta wie auch denen, die sich für mich in der Via dei Giudei geopfert haben. Diese Angelegenheit ist nun die meine geworden.«

    Matteo schüttelte traurig den Kopf.
    Vor dem Schiff zeichneten sich allmählich die Brückenpfeiler der Ponte Molle ab. Giovanni Solio stieß einen Pfiff aus, und der Junge richtete sich auf.
    »Hier muss ich Euch verlassen, Meister.«
    Der Mann und der Junge umarmten sich lange.
    »Der Herr möge gut über Euch wachen, Meister Gui!«
    »Über dich auch, mein kleiner Freund. Bleib auf der Hut.«
    Bevor der Kahn Giovanni Solios die Brücke passierte, erklomm Matteo einen Kistenstapel. Ein Seil entrollte sich im richtigen Augenblick und schwebte durch die Luft. Er packte es und zog sich schnell und geschmeidig wie ein kleiner Affe, nur durch Armeskraft, bis zur Brücke hoch.
    Nachdem Benedetto unter der Brücke hindurchgefahren war, drehte er sich um und sah, wie Matteo ihm mit weit ausholenden Bewegungen zuwinkte.
    Als Benedetto Gui dieses sanfte Gesicht allmählich im Rhythmus des Wassers verschwinden sah, verspürte er einen Stich im Herzen. Für einen Mann ohne Eltern und ohne alte Freunde wie ihn waren Matteo und seine Großtante Viola einem Familienersatz so nahegekommen wie schon lange nichts mehr vor ihnen.

    Vier Stunden später traf er mit Solio in Ostia und am Kanal von Portus ein. Dieser Handelshafen hatte nichts mehr mit dem blühenden Wohlstand aus der Zeit des Kaisers Claudius gemein. Dennoch befanden sich dort noch riesige Speicher, und noch immer herrschte reges geschäftliches Treiben.
    Benedetto Gui betrat festen Boden, ohne behelligt zu werden. Das Schiffsmanifest verzeichnete zwei Besatzungsmitglieder an Bord, alles schien seine Ordnung zu haben.
    »Danke, Solio.«

    Der massige Mann war glücklich, dass er Benedetto hatte helfen können. Im vergangenen Jahr hatte ihm ein reicher Kaufmann seine Schifffahrtserlaubnis streitig machen wollen, doch Benedetto hatte ihn vor Gericht vertreten und sein Geschäft gerettet.
    »Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, Euch je zu Diensten sein zu können«, meinte der Seemann.
    Benedetto Gui verließ den Hafen und schritt auf die Kontore und die dicht bevölkerten Hafenkais der Händler zu. Dort fand er einen Verkaufsstand für Kleidung, der sich auf die Händler der Stadt spezialisiert hatte. Er erwarb eine Aufmachung, die ihn als wohlhabenden Kaufmann ausweisen sollte: weite Kniehosen, einen farbigen Surcot, einen langen Mantel mit Pelzrevers, protzige Ketten und Armreife und einen Hut mit verzierter Krempe. Diese Verwandlung verschlang einen der beiden verbliebenen Dukaten Maxime de Chênedollés.
    Es war das erste Mal seit sechs Jahren, dass Benedetto seine Witwerkleidung ablegte. Er kaufte eine Umhängetasche aus Cordovanleder und machte sich dann auf den Weg zu den Werkstätten der Schiffswerften. Dort erwarb er einige feine Werkzeuge: einen Bohrer mit einem winzigen Durchmesser, einen Drillbohrer und einen Tiegel aus Granit, der zum Zermahlen der Pigmente diente, mit denen die Namen der Schiffe farbig gemalt wurden. Er versah sich außerdem mit Kerzen und Zunder.
    Schließlich trat er bei einem Bader ein.
    »Rasiert alles ab!«, befahl er.
    Und Benedetto verlor seinen legendären Bart und seine langen Haare. Das war seine Art, sich zu verwandeln: Er verbarg sein Gesicht nicht, er entblößte es

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