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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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verächtlich.
    »Ihr werdet meinen Einzug ins Paradies beschleunigen und Euch zur Hölle verdammen, mein Sohn …«
    Aba hörte Lärm hinten in der Kapelle. Er sah einen zweiten, jüngeren Augustiner, der starr hinter einem Pfeiler stand und ihn entsetzt anblickte.
    Aba hob den Kopf des Augustiners und schlitzte ihm die Kehle auf. Es war ein sauberer Schnitt; das Blut sprudelte hervor. Er sprang los, um den anderen Mönch zu packen.
    »Antworte, oder du wirst das gleiche Schicksal erleiden!«
    Der Junge wirkte schwach und hilflos. Pater Aba war überzeugt, dass er ihn zum Sprechen bringen konnte. Aber er hatte nur noch wenig Zeit; Isarns Truppe würde schon bald von den Wachen Hue de Montmorencys niedergeworfen werden.
    »Gibt es Kinder, die man hierhergebracht hat?«, wiederholte er in drohendem Ton.
    Der Augustiner mochte an die achtzehn Jahre alt sein und konnte den Blick nicht vom Schauspiel seines älteren Mitbruders abwenden, der auf dem Steinboden der Kapelle sein Blut verströmte.
    »Gibt es Kinder hier?«, drängte Aba und hob das Schwert.
    Der Augustiner duckte sich, als wollte er dem Streich ausweichen, und bejahte widerwillig.
    Aba fühlte, wie sein Herz einen Sprung machte.
    »Wo? Wo? Führe mich zu ihnen!«

    Er zog den Mönch auf die Beine. Dieser versah sich zitternd mit einer Lichtschale.
    »Wir müssen die Kapelle verlassen«, stammelte er.
    »Gehen wir. Aber lass dir nicht einfallen, mich zu täuschen.«
    Draußen loderte der Burgturm immer heller.
    Isarn und drei seiner Leute hatten die Spitze erreicht. Ein Becken voll Öl nährte die Flammen des Alarmfeuers. Als der Anführer der Räuber seine dezimierte Truppe sah, beschloss er, es auszukippen, damit der Brand sich ausbreitete und unter den Soldaten Panik ausbrach: Seine drei Männer und er ergriffen dicke Planken, um das Becken umzuwerfen. Das brennende Öl ergoss sich über die Fassade des Burgturms und hüllte das Gebäude in Flammen, die wie Kerzenwachs hinabflossen und durch die Schießscharten ins Innere drangen.
    Es war ein apokalyptischer Anblick.
    Im ganzen Schloss brach Panik aus.
    Isarn und seine Gefährten sprangen durch die Luft, um den Wachgang zu erreichen und den Kampf dort fortzusetzen.
    Unterdessen war die Zugbrücke wieder herabgelassen worden!
    Die Räuber der zweiten Gruppe rannten in die Burg, um ihren Kumpanen zu Hilfe zu kommen, doch während sie noch die Brücke überquerten, erhob sich diese wieder in die Luft, und gleichzeitig fiel an der Toröffnung ein Fallgitter herab! Unter Abas entsetzten Augen wurden manche Männer in das Wasser des Burggrabens geschleudert und von Bogenschützen getroffen, die in den beiden Erkertürmen auftauchten, während andere, Männer wie Pferde, zwischen der hochgeklappten Brücke und dem mit Eisenspitzen gespickten Fallgitter in die Zange genommen und zerquetscht wurden.
    Der Augustiner war so gelähmt vor Entsetzen, dass er beinahe auf die Knie gefallen wäre. Er dirigierte Aba zu einer Geheimpforte
hinter der Kapelle. Sie führte zu einer Treppe, die in die Mauer des Festungswalls eingelassen war.
    Der Augustiner zögerte.
    Pater Aba stieß ihn an, damit er seine Schritte beschleunigte.
    Sie traten ein.

XVI
    N ur sechs Meilen Luftlinie trennten Spalatro von Roms Norden. Doch trotz dieser Nähe erwartete niemand in dieser Jahreszeit einen Besucher. Die Ankunft Benedetto Guis löste beinahe einen Aufruhr aus; als die Einwohner erkannten, dass es sich um einen wohlhabenden Kaufmann handelte, gab es ein wildes Gerangel darum, wer ihn als Gast bei sich aufnehmen durfte.
    Am Ende kehrte Benedetto glücklich bei einem gewissen Demetrios und seiner Frau Norma ein.
    Ihr Haus war klein, aber gut gepflegt. Die Frau richtete ihm ein Zimmer ein, das neben der Ölpresse lag, in der ihr Mann arbeitete. Sie reichte ihm ein Paar Leintücher, Handtücher, zwei Kopfkissen und eine Nachthaube. Auf Guis Bitte hin brachte sie ihm für drei Sous zusätzlich einen zweiten Ofen.
    Nachdem sie ihn allein gelassen hatte, entledigte sich Benedetto seines durchnässten Mantels und seiner von Schmutz und Schnee durchtränkten Schuhe. Er entzündete einen Ofen und ließ seine Kleider auf der Armlehne eines Stuhls vor sich hin dampfen. Er schob seine Tasche unter das Bett und musterte sodann das Fenster des Zimmers: Es ging auf den Hauptplatz von Spalatro hinaus. Nachdem er sich mit einem Krug Wasser, der am Kopfende
seines Bettes stand, das Gesicht gewaschen hatte, suchte er seine Gastgeber auf.
    »Was führt Euch

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