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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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Kilogramm. 74 Kilogramm. »Das ist ein Gewicht, bei dem viele meiner Bekannten anfangen würden zu hungern«, hatte Suse in ihrem Blog geschrieben. »Dabei ist es real existierender Durchschnitt.« Starkes Erhebung ergab, dass von den rund 1000 Frauen 44 Prozent als übergewichtig oder gar fettleibig galten, wenn man die offiziellen Normen des Body-Mass-Index anlegt. Vielleicht könnte man mal darüber nachdenken, dass mit einem Index was nicht stimmt, der fast die Hälfte der Leute als zu dick erklärt.
    Als Suse in der kleinen Gästeschar auf den Diätstress der Frauen zu sprechen kommt, meldet sich Gabriele zu Wort: »Wir sollten schon ehrlich sein«, fordert sie. »Als wir jung waren, haben wir uns was eingebildet auf unseren schlanken Mädchenlook. Und jetzt im Alter kommt die tolle Erkenntnis, dass die Gesellschaft oberflächlich ist und wir eine Fetthysterie haben und Frauen immer nur nach ihrer Jugend beurteilt werden. Das ist doch ein durchsichtiges Manöver.«
    Gabriele, von Beruf Rechtsanwältin, sieht super aus heute Abend. Sie trägt enge Jeans und einen langen schwarzen Seidenmantel. Die blonden Locken sind kinnlang gestutzt und machen was her. Ihr Gesicht ist offen und wach mit den blauen Strahleaugen. Offenbar tut ihr der junge Lover gut, obwohl ich gehört habe, dass er verheiratet sei.
    Allerdings stelle ich mir die Frage, ob Gabriele was hat machen lassen in ihrem Gesicht. So straff, wie sie um die Lippen herum wirkt– mit 51 . Gabriele hat mal von einer befreundeten Heilpraktikerin erzählt, die mit Hyaluronsäure Gesichtsfalten auffüllt. »Alles körpereigene Stoffe«, betonte Gabriele.
    Vielleicht hat Gabriele aber auch nur ein dickes Unterhautfettgewebe. Damit altert man optisch langsamer. Es gibt mittelmäßige Fernsehschauspielerinnen, die mit ihrem gottgebenen Unterhautfettgewebe mit über 50 nochmal so richtig Karriere gemacht haben. Als Hoffnungsträgerinnen gegen die Alterspanik: Seht her, so kann man aussehen mit 55 ! Der Weichzeichner darf dabei nicht fehlen.
    Ich sehe morgens im Bad jedenfalls anders aus. Ganz ohne Weichzeichner. Was mein Fett- und Faltenmonster gerne hämisch kommentiert. Doch im Moment hält es die Klappe, denn Britt startet ihre kleine Performance.
    Eine Fettrolle namens »Murkl«
    Britt nutzt den Umstand, dass in ihrer Werkstatt noch ihre alte Waschmaschine steht. Als Kunstaktion will sie heute Abend im Schonwaschgang Bücher und Zeitschriften durchlaufen lassen, genauer gesagt Diätratgeber und Magazine mit Schönheitstipps und Anti-Aging-Artikeln. Wer von den Gästen einschlägige Publikationen zuhause hatte, war herzlich eingeladen, diese mitzubringen.
    Ich habe eine Frauenzeitschrift mit Beiträgen zu Antifalten-Gesichtsgymnastik und den Erfolgen der Ananasdiät angeschleppt. Frank hat ein Männermagazin mit Trainingstipps für einen Waschbrettbauch und einem Beitrag zur segensreichen Wirkung von Botox im Männergesicht beigesteuert. Von Suse kommt ein Ratgeber zu Diäten mit Kalorienmesstabelle, nach der Karotten eine Sünde sind. Ich liebe Karotten. Wir sollen die Publikationen vorher zerreißen als »aggressiven, spürbaren Akt gegen den Schönheitsstress«, erklärt Britt. Danach geht es ab mit dem Zeugs in die Maschine.
    Ich stecke das zerfledderte Heft in die Trommel. Frank und Suse machen es mit ihren Publikationen genauso. Britt kippt Waschpulver hinein und startet den Waschgang.
    »Super Aktion, dieses Zeug zu vernichten«, verkündet Suse und beißt in ein Stück Zwiebelkuchen vom Büfett, das vor allem aus Weißmehl und Crème fraîche besteht und sich zur Montignac-Diät verhält wie Knoblauch zu Graf Dracula. »Hoffentlich löst sich das Papier ganz auf und verschwindet im Abfluss.« Ich verkneife mir die Bemerkung, dass wir die Zeitschriften und Ratgeber ja mal irgendwann selbst gekauft haben, freiwillig.
    Suse hat in ihrem Blog schon so einige Ratschläge gegen die Einflüsterungen der Fett- und Faltenmonster gesammelt. Ich postete den Tipp, einfach die Waage abzuschaffen. Früher habe ich mich morgens und abends gewogen, mich sogar dabei ertappt, dass ich ein Bein ein kleines bisschen auf den Boden stellte, um mein Gewicht zu reduzieren. Schluss mit dem Terror. Ich verbannte meine Waage vom Badezimmer in den Keller, auch wenn das Fett- und Faltenmonster aufjaulte und meckerte.
    Auf der Waage im Keller liegt nun ein hoher Stapel sehr schwerer Bücher, den man nicht mal eben wegräumen kann. Ich merke seitdem lediglich an meinen Hosen, ob ich

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