Aendere dein Leben - erfinde dich neu
Dennoch ist es von elementarer Bedeutung, sich Stück für Stück jenen Raum zurückzuerobern, der sich zwischen dem, was mir geschieht, und meiner Reaktion darauf befindet. Solange wir unsere automatischen Reaktionen nicht durch selbst gewählte Handlungen ersetzen, können wir keine wahre innere Freiheit erlangen. In den folgenden Kapiteln untersuchen wir Strategien, mit denen wir uns diesen Bereich der Freiheit eröffnen und die Automatismen überwinden können, die nur Einschränkungen und Leid in unser Leben und das unserer Mitmenschen bringen.
Zusammenfassung
Wenn Sie einem Menschen begegnen, achten Sie nicht nur auf sein Äußeres, sondern auch auf seinen Gemütszustand. Es ist viel schwerer, mit jemandem in Kontakt zu treten, wenn Sie beide nicht in der selben Verfassung sind.
9 | Fragen, die heilen, und Fragen, die krank machen
»Der Körper folgt dem Geist wie der Schatten der Substanz.«
T. T. Liang
Unsere angenommene Identität, also diejenige, die es darauf anlegt, dass wir sie für unser wahres Ich halten, muss die Herrschaft über unsere Gefühle übernehmen, denn so kann sie unsere Wahrnehmung steuern. Auf diese Weise gelingt es ihr, uns alle Beweise zu liefern, die zu ihrer Aufrechterhaltung erforderlich sind. Wenn wir uns beispielsweise mit einer depressiven Persönlichkeit identifizieren, muss diese eine Wahrnehmung erzeugen, die alles Schöne und Angenehme im Leben negiert und alles, was hell ist und uns inspirieren könnte, durch Düsteres und Unangenehmes ersetzt. Deshalb kann ein depressiver Mensch nichts sehen, was ihm Hoffnung spendet– seine Wahrnehmung sorgt dafür, dass er alles schwarz sieht.
Jemand, der so leidet und sein Leid auf so viele andere überträgt, öffnet sich nicht so leicht der Möglichkeit, dass er– ohne sein Wissen– möglicherweise selbst derjenige ist, der diese störenden Gefühle erzeugt. Genau darum ist es nötig, dass wir uns auf beiden Ebenen bewegen: der Ebene des äußeren Anscheins und der Ebene des wahren Seins, der Ebene unseres bewussten Ichs und der Ebene, die wir nicht bewusst wahrnehmen.
Nun stellt sich die interessante Frage, wie die von uns angenommene Identität es fertigbringt, diese Gemütszustände zu erzeugen, die ihrerseits beeinflussen, wie wir die Dinge sehen.
Unsere Scheinidentität übernimmt das Kommando über drei Bereiche. Der erste ist die Aufmerksamkeit in Bezug auf das, was wir bereits besprochen haben. Unsere Vorstellung von unserer Identität sorgt dafür, dass wir uns nur an das klammern, woran wir uns nach ihrem Willen klammern sollen, und den ganzen Rest ausblenden. Wenn ich also ein Zimmer betrete und nur Dinge sehe, die mich anwidern, räumt mein Gehirn mir nicht die Möglichkeit ein, dass ich etwas sehe, was mir vielleicht doch gefällt.
Damit Sie mich besser verstehen, sollten Sie sich auf ein kleines Experiment einlassen. Ich möchte Sie bitten, den Kopf eine halbe Minute lang nach vorn, nach rechts und nach links auszurichten. Halten Sie dabei Ausschau nach der Farbe Gelb.
Ich nehme an, dass Sie, nachdem ich Sie um diese Übung gebeten habe, versucht haben, alles zu entdecken, was gelb ist. Jetzt würde ich gern wissen, wie viele violette Gegenstände Sie bemerkt haben. Wenn Ihnen nichts aufgefallen ist, sehen Sie sich bitte noch einmal gründlich um. Unsere Aufmerksamkeit ist selektiv und neigt dazu, nur das zu sehen, wonach wir aktiv suchen.
Lassen Sie mich ein zweites Beispiel anführen: Wenn Sie eine Frau sind und einmal schwanger waren, wird Ihnen auffallen, wie viele schwangere Frauen plötzlich unterwegs sind.
Wenn Sie hingegen überlegen, sich ein schwarzes oder rotes Auto zu kaufen, sehen Sie auf einmal jede Menge Wagen in dieser Farbe. Dieses überraschende Phänomen beruht auf einer bestimmten Struktur im Hirnstamm, dem aufsteigenden retikulären Aktivierungssystem ( ARAS ), das dazu dient, die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was gerade am wichtigsten für uns ist. Unsere Aufmerksamkeit ist selektiv, und deshalb gilt der Grundsatz, dass der Verstand uns auf das hinweist, wonach unser Herz verlangt.
Eine der schnellsten und durchschlagendsten Methoden, unsere Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes auszurichten, sind Fragen. Jede Frage ist eine Einladung, in eine bestimmte Richtung zu schauen. Vielleicht hat Einstein deshalb gesagt, dass es nicht darum geht, die Antwort auf alte Fragen zu finden, sondern uns neue Fragen zu stellen, Fragen, die wir noch nie zuvor formuliert haben. Wenn die Wissenschaft
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