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Aendere dein Leben - erfinde dich neu

Aendere dein Leben - erfinde dich neu

Titel: Aendere dein Leben - erfinde dich neu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Mario Alonso Puig
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sich eine Frage stellt, ist diese einfache Frage in der Lage, ein ganz neues Forschungsgebiet zu eröffnen. So kam der junge Einstein einst beim Fahrradfahren auf die Frage: »Was wäre, wenn mein Fahrrad sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen könnte und ich dann das Licht einschalten würde? Würde man es noch sehen?« Zehn Jahre lang dachte er über diese Frage nach. Am Ende dieser Überlegungen stand die Formulierung der Relativitätstheorie.
    Wenn wir diesen Ansatz öfter im Alltag beherzigen, wird uns rasch klar werden, welche Macht die Fragen haben, die wir uns stellen. Zum Beispiel könnte ich mir angesichts eines von mir begangenen Fehlers die Frage stellen: »Warum mache ich immer so viel dummes Zeug?« Daraufhin beginnt mein aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem mit der Suche nach den Gründen und wird Antworten finden wie: »Weil ich nun mal ein bisschen beschränkt bin«, »Weil ich nicht genug weiß«, oder »Weil ich immer allein bin«. Überlegen Sie einmal, ob Sie nach einer derartigen Antwort Ihres Selbst noch in der Lage waren, neue Möglichkeiten zu suchen, um es künftig besser zu machen, oder ob die Antwort danach noch fester in Ihnen verankert war.
    »Einstein hat gesagt, dass es nicht darum geht, die Antwort auf alte Fragen zu finden, sondern uns neue Fragen zu stellen, Fragen, die wir noch nie zuvor formuliert haben.«
    Wie wir bereits wiederholt festgestellt haben, ist die Oberhoheit über die Ausrichtung der Aufmerksamkeit von so großer Bedeutung, dass wir uns nicht den Luxus leisten können, diese Fähigkeit brachliegen zu lassen. Zur besseren Ausbildung dieser Kompetenz existieren mindestens zwei sehr nützliche und praktische Strategien.
    Die erste Strategie besteht darin, unsere gesamte Aufmerksamkeit auf das zu richten, was wir gerade tun. Wir können zunächst einmal so tun, als ob wir akzeptieren, dass das, was wir in diesem bestimmten Moment dort tun, wo wir gerade sind, das Allerwichtigste ist. Das bedeutet zugleich, dass wir nicht lieber an einem anderen Ort oder mit einer anderen Sache beschäftigt wären. Indem wir uns dem gegenwärtigen Augenblick öffnen, ihn annehmen und uns so verhalten, als ob wir ihn bewusst gewählt hätten, überschreiten wir unsere mentalen Grenzen und beginnen, Dinge zu entdecken, die unseren Augen zuvor verborgen waren.
    In der Medizin wissen wir, dass die Macht der Fragen zu dem Zeitpunkt, wo eine Krankheit erfolgreich bekämpft werden soll, so groß ist, dass wir sehr genau überlegen müssen, wie wir jemandem beistehen können, bei dem ein ernstes gesundheitliches Problem festgestellt wurde. Ein Mensch, der erfährt, dass er an einer schweren Krankheit leidet, wäre bei aller Verständigkeit am liebsten woanders, wo er nicht hören müsste, was man ihm gerade sagt. Wer jedoch die Gegenwart akzeptiert und sich mit der Realität versöhnt, also hinnehmen kann, dass es ist, wie es ist, erspart sich tonnenweise Furcht, Angst, Zorn, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit.
    Als Arzt und Chirurg musste ich beruflich sehr oft mit Menschen sprechen, die ernsthaft erkrankt waren. Ich kann nachvollziehen, wie niederschmetternd eine solche Mitteilung sein kann, ganz gleich wie einfühlsam und behutsam man sie formuliert. Dennoch ist das Verhaften in Angst und Hoffnungslosigkeit in meinen Augen die ungünstigste Haltung, wenn es darum geht, eine Krankheit zu überwinden.
    Die Menschen, die sich Wochen oder gar Monate lang mit der Frage »Warum ich?« herumquälen, ohne sich dessen bewusst zu sein, erzeugen eine gewaltige innere Spannung, die den Cortisolspiegel im Blut ansteigen lässt. Cortisol ist ein körpereigenes Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird. Ein normaler Cortisolspiegel, der im Laufe des Tages durchaus Schwankungen unterliegt, ist unproblematisch. Kritisch wird es jedoch, wenn Zorn, Angst oder Verzweiflung zur Grundeinstellung werden und unseren Cortisolspiegel in die Höhe treiben. Ein Zuviel an Cortisol torpediert nämlich das Funktionieren des Immunsystems, das uns vor Bakterien, Viren und Tumoren schützen soll.
    Auf die Frage »Warum ich?« gibt es zum einen keine Antwort, zum anderen kommt auch wenig dabei heraus. Wir wissen, dass der Körper vollkommen anders reagiert, wenn wir uns andere Fragen stellen, zum Beispiel »Was kann ich dagegen tun?« oder »Was kann ich dieser neuen Situation denn Positives abgewinnen?«. Dabei geht es nicht nur darum, dass eine Einstellung, die derartige Fragen erleichtert, nicht den

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