Aendere dein Leben - erfinde dich neu
Cortisolmenge zu verzeichnen.
Da wir bereits wissen, welche tiefgreifenden Veränderungen Cortisol im Körper und im Gehirn in Gang setzt, können wir nicht länger ignorieren, dass die wiederholte Verwendung von Wörtern mit sehr negativer Bedeutung nicht nur kein hilfreicher Beitrag zur Lösung der mit ihnen beschriebenen Probleme ist, sondern dass sie diese Probleme im Gegenteil noch zusätzlich deutlich verschlimmern. Damit meine ich nicht, dass wir negative Wörter aus unserem Sprachschatz streichen sollten, sondern dass wir vielmehr bewusst darauf achten sollten, wie wir etwas sagen. Es ist beispielsweise nicht dasselbe, ob wir jemandem mitteilen, dass etwas unmöglich ist, oder ob wir sagen, dass es unwahrscheinlich ist.
Da bei jeder Erfahrung das eigentliche Ereignis mit einem Gefühl und einer Bewertung kombiniert wird, verändern wir tatsächlich unseren Erfahrungsschatz, wenn wir das, was uns widerfährt, auf neue Weise bewerten.
»Wir sollten uns einprägen, dass Worte zu dem Zeitpunkt, in dem sie die Art der Erfahrung beeinflussen, die wir gerade machen, eine enorme Macht haben.«
Vor Jahren gaben Psychologen und Psychiater in den Vereinigten Staaten den Angehörigen vergewaltigter Frauen einen ernsten Rat. Man hatte entdeckt, dass ein so schlimmes und so gefühlsbehaftetes Ereignis das Leben der Betroffenen deutlich stärker belastete, wenn die nächsten Angehörigen im Krankenhaus oder bei der Polizei unwissentlich bei ihrem Besuch eine Dummheit begingen. Immer wieder machten die Angehörigen während ihrer Versuche, das Opfer der Vergewaltigung zu trösten, auch Kommentare wie: »Ich habe dir doch immer gesagt, du sollst nicht allein an dunklen Orten unterwegs sein«, »Wir haben doch gleich gesagt, dass dieser Kerl uns nicht gefällt« oder »Du bist einfach viel zu naiv. Wie oft haben wir dir schon gesagt, dass du keinem trauen darfst?«.
Da wir wissen, wie eine Erinnerung entsteht und wie wichtig dabei die eigenen Interpretationen sind, verstehen wir auch, dass nicht nur das Ereignis, sondern auch die Gefühle und Werturteile, die solche Frauen ohnehin schon hatten, durch solche Kommentare noch leichter Bewertungen erzeugen wie: »Ich bin wirklich dumm«, »Ich bin einfach zu blauäugig« oder »Ich mache alles verkehrt.« Solche Werturteile können Erlebnisse mit starken Schuld- oder Schamgefühlen verknüpfen, die das Empfinden von Kleinheit und Begrenztheit noch mehr verstärken.
Deshalb riet man den Angehörigen, solche Belehrungen zu unterlassen und ihre Worte lieber so zu wählen, dass die Person, die etwas so Schlimmes durchgemacht hatte, Wertschätzung und nicht Geringschätzung von den Ihren erfuhr. Daraufhin hörte man vermehrt Kommentare wie: »Es war wirklich sehr tapfer, dass du losgefahren bist und um Hilfe gebeten hast, nachdem dir das passiert ist« oder »Du hast so viel Kraft bewiesen und zeigst jetzt so viel Charakterstärke, dass du zweifellos darüber hinwegkommst«.
Wir sollten uns einprägen, dass Worte zu dem Zeitpunkt, in dem sie die Art der Erfahrung beeinflussen, die wir gerade machen, eine enorme Macht haben. Solche Bewertungen sind in der Lage, die Erinnerung zu verändern, wenn auch nicht das Ereignis oder die Tatsache an sich.
Es gibt eine sehr anregende Geschichte aus Japan, die uns an die außergewöhnliche Macht der Worte und deren Fähigkeit, unsere Gefühle zu verändern, erinnert.
Es war einmal ein Samurai, der sehr geschickt mit seinem Schwert umging und zugleich sehr überheblich und eingebildet war. Aus unerfindlichen Gründen maß er seinen Wert daran, ob er im Kampf seinen Gegner tötete. Deshalb suchte er unablässig nach Anlässen, um wegen des kleinsten Affronts einen Kampf anzuzetteln. Auf diese Weise erhielt der Samurai seine Vorstellung, sein Selbstbild und seine eisenharte Identität aufrecht.
Eines Tages kam er in ein Dorf und sah, dass dort alle Leute in eine bestimmte Richtung strömten. Der Samurai hielt einen Mann fest und fragte ihn: »Wohin wollt ihr denn alle so eilig?«
»Edler Krieger«, antwortete der Mann, der bestimmt schon um sein Leben fürchtete, »wir wollen Meister Wei lauschen.«
»Wer ist dieser Wei?«
»Wie ist es möglich, dass du ihn nicht kennst, wo Meister Wei doch in der ganzen Gegend bekannt ist?«
Der Samurai kam sich dem Bauern gegenüber ziemlich dumm vor und bemerkte, welchen Respekt dieser Mann vor jenem Meister Wei hatte – offenbar mehr als vor einem Samurai wie ihm. Deshalb beschloss er, dass sein
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