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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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herüber, zog sie aber wieder weg, als sie zurückwich.
    »Ach, Jesus y Maria. « Ihr ganzer Leib zuckte, so heftig schluchzte sie. Sie schlang die Arme um die Schultern, wälzte sich hin und her auf der Liege, bog das Rückgrat durch, biß die Zähne zusammen und zog die Lippen zurück.
    Dann wurde ihr Rücken von selbst rund, und sie rollte sich mit angezogenen Knien zusammen. Ist das ein Anfall?
    Das ist Kummer.
    Schmerzlicher Verlust, der einem bewußt wird. Sich nichts mehr vormachen.
    Olmy versuchte nicht, sie zurückzuhalten. Er beobachtete, wie die Frau um eine – für die Seinen vor dreizehn Jahrhunderten – verlorene Welt weinte. Alte Frau, altes Leid.
    Patricia Luisa Vasquez trauerte um Milliarden Tote und einen Lebensstil, der ihm fremd war.
    »Sie ist eine offene Wunde«, sagte der Frant, der hinzukam und sich neben Olmys Schulter kauerte. »Ich würde ihr gern helfen, aber kann ihr nicht helfen.«
    »Keiner kann ihr helfen«, sagte Olmy. Selbst über dreizehn Jahrhunderte hinweg riß der Tod den Seinen noch entstellende, verstümmelnde Wunden. Eins wurde ihm klar, als er sie betrachtete und die Unterschiede abschätzte: der Nexus war im Tod geschmiedet worden, die Naderiten waren als Folge davon an die Macht gekommen… wie viele ihrer Vorurteile, wieviel von ihrer selbsterwählten Blindheit waren Nachwehen von Patricias Schmerz?
    »Wenn für sie keine Hilfe möglich ist, dann schmerzt mich das Denken«, sagte der Frant.

 
30. Kapitel
     
    Gerhardt trug die eingerollten Karten aus seinem provisorischen Hauptquartier.
    »Sie beherrschen das Südende der ersten Kammer – einschließlich der wissenschaftlichen Lager – und die Aufzüge zum Bohrloch am Südpol. In der zweiten Kammer kämpfen sie noch gegen uns, aber dort sieht’s nach einem Unentschieden aus. Berenson verlegte die Hälfte seiner Männer von der vierten in die zweite Kammer, als Alarm gegeben wurde. Sie überquerten die Brücke unter starkem Beschuß. In der dritten Kammer haben die Russen noch nichts versucht, und in der vierten sind sie versprengt und zu einem Angriff nicht fähig.« Gerhardt strich mit der Hand die Karte glatt. »Wir sind nicht stark genug, um sie auszulöschen, und sie sind nicht stark genug, mehr Boden zu gewinnen, als sie schon haben. Auf unser Angebot sind sie bislang nicht eingegangen.«
    »Haben wir noch Leute in den Landebereichen?« wollte Lanier wissen.
    »Ja, die können dort monatelang aushalten; wir haben die letzte Lebensmittel- und Nachschublieferung noch nicht heruntergeschafft. Die vierte Kammer ist Selbstversorger, und Berensons Männer haben dort eindeutig die Oberhand, womit die einzigen Probleme, wie’s aussieht, in der ersten und zweiten Kammer zu erwarten sind. Unsere Soldaten sind für zirka zwei Wochen versorgt. Wenn wir ihnen von der Achse keinen Nachschub abwerfen – wir erkunden diese Möglichkeit gerade –, wird alles knapp.«
    »Wie verfahren wir mit den Schwertransportern draußen?«
    »Haben sie noch nicht hereingelassen. Einer hat vermutlich schwere Ausrüstung an Bord, die von der Achse in die zweite Kammer abgeworfen werden soll. Wir wollen verhindern, daß sie die Barrikade durchbrechen. Sie sind zwar nicht gerade glücklich, können aber leicht noch einige Tage aushalten.«
    »Sind sie bereit zur Kapitulation?«
    Gerhardt schüttelte den Kopf. »Nein. Pletnew hat seine kleine Rede gehalten, seine Schiffe will er allerdings noch nicht abgeben. Er hat vorgeschlagen, den Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu beenden. Die Besatzungen der Schwertransporter wollen sich zu ihren Kameraden durchschlagen. Sie wissen, daß sie nicht mehr heimkehren können und daß ihre Truppen in den Kammern stark geschwächt sind aufgrund des Gemetzels im Bohrloch.«
    »Ein gottverdammtes Todeskommando war das…«
    »Und hat nicht mal geklappt«, bemerkte Gerhardt grimmig, »uns aber in eine unangenehme Position gebracht. Der Stein ist, was uns betrifft, eine verstöpselte Flasche. Nicht daß wir unbedingt abhauen wollten von hier oder könnten, wenn wir wollten. Ich mache mir halt auch Sorgen wegen SPETSNAZ. Könnten inzwischen in der ganzen zweiten Kammer Mord- und Sabotageanschläge vorbereitet haben und werden binnen einiger Tage einen Weg zu uns finden. Wir haben nicht die Leute, um sie von der dritten oder vierten Kammer fernzuhalten. Sind unangenehme Gesellen, Garry. Fanatisch und bestens ausgebildet. Je länger wir warten, um so schlimmer lassen sie uns zur Ader.«
    »Es herrscht also ein

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