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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Die Naderiten von damals versuchten, eine vereinigte Weltregierung aufzustellen, und gegen die ehemaligen Supermächte bestanden starke Ressentiments.«
    »Und das hat sich geändert?« fragte Heineman.
    Ram Kikura nickte. »Den Amerikanern verdanken wir unser kulturelles Erbe, die Grundlagen unsres Rechts und unsrer Regierungsform. Wir stehen zu Amerika wie ihr zu den Römern oder Griechen. Bürger mit amerikanischer Abstammung sind geradezu stolz darauf. Falls eure Anwesenheit allgemein bekannt wird…«
    Lanier ballte ärgerlich die Hand zur Faust; der ungewisse Status mißfiel ihm.
    »… dann muß ich, fürchte ich, umsatteln auf Künstleragentur…« Ihr Lächeln wirkte echt und zutraulich. Lanier lockerte die geballte Faust.
    Farley schüttelte den Kopf. »Ich bin Chinesin und scheide damit wohl aus?«
    Ram Kikura lächelte. »Ganz und gar nicht. Diejenigen mit chinesischer Abstammung machen wenigstens ein Drittel des Hexamon aus – weit mehr als die Amerikastämmigen.
    Was euren Status betrifft, so wird eure Anwesenheit vorerst geheimgehalten. Bis sich daran etwas ändert, werdet ihr keine weiteren Kontakte zu Bürgern des Hexamon haben. Dennoch genießt ihr alle Rechte, die einem Gast des Hexamon zustehen. Nicht einmal der Präsident persönlich könnte euch diese Rechte aberkennen. So habt ihr beispielsweise das Recht auf einen Anwalt, der eure Interessen vertritt und euch mit Rat und Tat zur Seite steht. Sollte jemand Einwände gegen meine Person als Anwalt haben, so melde er sich. In dem Fall bekommt ihr einen andern Anwalt.« Sie blickte sich in der Runde um. Einwände gab es keine; damit hatte sie auch nicht gerechnet.
    »Des weitern zählt ihr zum Klienten der nicht Vorbelasteten. Das heißt, ihr könnt dem Hexamon Dienste erweisen, und euch damit Vorteile – quasi Bezahlung – verschaffen. Als nicht Vorbelastete werdet ihr, falls einverstanden, untersucht. Das dabei gewonnene Wissen wird für euch in bestimmten Datenbanken des Hexamon investiert. Es wird außerdem dem Nexus und anderen Behörden des Hexamon zur Verfügung stehen, auch ohne eure Zustimmung.«
    »Ich habe Fragen«, erklärte Lanier.
    »Aber gern.«
    »Was ist Hexamon… Und Nexus?«
    »Der Hexamon ist die Gesamtheit aller menschlichen Bürger. In andern Worten: der Staat. Der Nexus ist die höchste gesetzgebende Körperschaft dieser Stadt und des Wegs von der Thistledown und den verbotenen Gebieten bis zwei x neun. Das heißt, bis zur zwei-Milliarden-Kilometer-Marke des Wegs.«
    »Ihr stammt alle ab von den Steinlern – den Bewohnern der Thistledown?« wollte Carrolson wissen.
    »Ja«, antwortete Ram Kikura.
    »Entschuldigung«, sagte Heineman. »Wie viele Leute leben hier? Wie groß ist diese Axis City?«
    Ram Kikura lächelte und piktographierte zu den blanken Wänden. Es gab hier nirgendwo Datensäulen, deren Funktion anscheinend in den unauffälligen Raumpiktor integriert war.
    Ein sehr massiv wirkendes Modell der Axis City erschien neben ihr und rotierte langsam. Heineman beugte sich auf seinem Platz vor und legte konzentriert die Stirn in Falten.
    »Einhundert Millionen Menschen bevölkern die Stadt und den Weg. Zehn Millionen leben außerhalb der Stadt entlang des Weges, wo sie hauptsächlich Handel treiben und die fünfhunderteinundsiebzig Schächte regeln. Neunzig Millionen leben in der Axis City. Davon befinden sich siebzig Millionen im Stadtgedächtnis City Memory. Die meisten davon haben die gesetzlich zugelassenen zwei Inkarnationen gelebt und ihren Körper abgegeben, um als Persönlichkeitsmodell in die City Memory einzugehen. Unter bestimmten Umständen können sie einen neuen Körper erlangen, aber meist leben sie zufrieden im Gedächtnis. Etwa fünf Millionen abweichende Persönlichkeiten – unvollständige oder dermaßen gestörte, daß sie selbst mit größtem Therapieaufwand nicht wiederherstellbar sind – sind inaktiviert.«
    »Und sterben tut keiner?« fragte Carrolson.
    »Der Tod und das Sterben bezeichnen hier für gewöhnlich den Verlust des inkorporierten Zustands, nicht des mentalen Status. In einem Wort: nein oder sehr selten«, erläuterte Ram Kikura. »Jeder von uns ist mit einem Implantat ausgestattet.« Sie berührte sich hinter dem Ohr und ließ den Finger zum Nasenrücken wandern. »Es ergänzt unser Gehirn und bewahrt im Falle eines Unglücks neueste Erfahrungen und Persönlichkeitszüge in seinem Speicher auf. Das Implantat ist so gut wie nicht zerstörbar und wird stets als erstes beim

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