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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wir ihnen eine Nachricht zukommen lassen?«
    »Nein«, sagte Olmy. »Eure Leute sind praktisch Einbrecher.«
    »Handelt es sich nicht um eine außergewöhnliche Situation?« fragte Lanier, »nachdem die Thistledown zur Erde zurückgekehrt ist…«
    Olmy wirkte betroffen. »Außergewöhnlich und höchst verzwickt.«
    Patricia tippte Lanier auf die Hand und schüttelte leicht den Kopf: genug für jetzt.
    »Sobald ihr gegessen habt, habt ihr genügend Zeit, Erfahrungen auszutauschen und euch mit der Bedienung der Apartments vertraut zu machen. Dann könnt ihr ausruhen. Morgen früh werdet ihr geweckt. Bitte findet euch dann in diesem Raum hier ein.«
    Im Flur ging Patricia dicht bei Lanier. »Wir sind Pfänder«, sagte sie leise. »Wir haben Alarm ausgelöst.« Sie hielt den Finger vor den Mund und bog in ihre Tür.

 
45. Kapitel
     
    Wu und Chang spazierten Arm in Arm von der U-Bahnstation zum Bibliotheksplatz, wobei sie wenig sprachen und ihr Zusammensein offenbar genossen. Vor Stunden hatten sie beschlossen, in die Bibliothek zu gehen und die Wallfahrt anzutreten, die so viele sich vornahmen, aber aus Zeitgründen nicht verwirklichen konnten. Einzeln und in Grüppchen waren insgesamt vielleicht zwanzig Mitglieder der NATO und Alliierten und der wissenschaftlichen Teams zur Bibliothek gepilgert und staunend zurückgekehrt. Das beeindruckte Wu; er hatte bei Hua Ling um Erlaubnis gebeten, die vom Leiter des chinesischen Teams aufgrund der eingeschränkten Forschungsprojekte gewährt wurde.
    Aber irgend etwas stimmte da nicht. Russische Soldaten schwärmten ganz durcheinander vor der Bibliothek umher. Als sie Wu und Chang am Platz bemerkten, warfen sie sich auf den Boden und brachten ihre Gewehre in Anschlag. Wu hielt instinktiv die Hände hoch; Chang wich einen Schritt zurück und wollte davonrennen.
    »Nein, Liebes«, flüsterte Wu.
    »Was haben die vor?«
    »Weiß nicht. Keine abrupten Bewegungen machen.«
    Sie stellte sich langsam neben ihn, erhob dabei ebenfalls die Hände, und sah ihn fragend an. Er nickte.
    In dieser Haltung blieben sie eine unangenehm lange Weile stehen, während einige Soldaten zueinander krochen und sich besprachen. Dann gellte ein Befehl über den Platz, und alle Russen bis auf zwei standen auf und schulterten ihre Gewehre.
    »Können wir jetzt weiter?« fragte Chang.
    »Nein, noch nicht.«
    Zwei Russen kamen über den Platz näher. Wenige Schritte vor ihnen blieben sie stehen. »Sprecht ihr Russisch?« fragte einer auf russisch.
    »Ja, ich«, antwortete Chang freundlich. »Aber mein Englisch ist besser.«
    »Ich schlecht Englisch«, lautete die einleuchtende Antwort des Russen. »Chinesen?«
    »Ja. Auf einem Spaziergang«, erklärte Chang. Von da an sprachen sie Russisch.
    »Ich bin Unteroffizier Rodenski, und das ist Unteroffizier Fremow. In der Bibliothek ist etwas passiert – was, wissen wir nicht. Wir können niemanden durchlassen; außerdem ist das Gebäude geschlossen und läßt sich nicht mehr öffnen.«
    »Haben Sie irgendwelche Anhaltspunkte, was passiert ist?« fragte Chang, die sich besonders höflich und interessiert gab.
    »Nein. Wir hörten Schüsse, dann schloß sich die… schwarze Wand und ging nicht mehr auf.«
    »Warum Schüsse?«
    »Wissen wir nicht«, erwiderte Rodenski und blickte nervös zu Fremow. »Wir haben unseren Vorgesetzten in der vierten Kammer Meldung erstattet, aber die sind noch nicht eingetroffen.«
    »Wir helfen Ihnen gern, wenn wir können«, erbot sich Chang. »Wir gehn auch wieder, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Nein… Vielleicht könnten Sie versuchen, die Tür aufzukriegen.« Rodenski bemerkte, daß nach wie vor Gewehre auf das Paar zielten. »Sind Sie bewaffnet?« fragte er und blickte über die Schulter zu den zielenden Schützen.
    »Nein. Wir sind Wissenschaftler.«
    Rodenski rief den Schützen zu, aufzustehen und die Gewehre zu schultern. »Wir kennen uns hier nicht aus«, sagte er. »Das macht uns nervös. Und jetzt das noch! Unsere Offiziere sind in dem Haus – suchten einen Flüchtigen.« Er runzelte die Stirn, als er feststellte, das er zu viel ausplauderte. »Bitte, probieren Sie, ob Sie die Tür aufbekommen.«
    Chang erklärte Wu die Situation, während man sie zum Bibliothekseingang führte, wo Wu die glatte schwarze Wand berührte.
    Die Irisblende öffnete sich nicht, was der Russe vorausgesagt hatte, Wu trat zurück und senkte die Hand. »Tut mir leid«, sagte er. »Scheint nicht…«
    Vibrierende Brummtöne drangen plötzlich aus

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