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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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glücklich, wenn sie drei oder vier Prozent in Ansatz bringen können, obwohl das statistisch gesehen nur eine Farce ist…«
    »Hundertprozentig. Ich bin geboren in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Kalifornien. Santa Barbara.«
    Das Phantom wackelte. »Hab’ nicht viel Zeit, Patricia Luisa Vasquez. Was du sagst, klingt – für sich betrachtet - unsinnig, aber du scheinst davon überzeugt zu sein. Wie kommt’s, daß du so unbedarft und primitiv aufgewachsen bist?«
    »In meiner Heimat- und meiner Zeit…« – sie atmete tief durch – »ist das praktisch die einzige Alternative.« Sie legte den Kopf schräg. »Ich kenne dich«, sagte sie. »Du siehst aus wie Edgar Allan Poe.«
    Das Phantom reagierte überrascht. »Sieh mal einer an! Daß dir das auffällt! Hast du Poe gekannt?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Patricia, die sich trotz ihrer Angst darüber amüsierte. »Ich habe ihn gelesen. Er ist tot.«
    »Ich habe ihn zu meinem Mentor gewählt. Was für ein Geist!« Das Phantom umgab sich im Schnelldurchlauf mit Friedhofsgestalten, lebendig Begrabenen, Schiffen im Sturm und Eismeer. »Patricia Luisa Vasquez kennt Poe. Behauptet, eine Amerikanerin aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert zu sein. Ist ja toll!
    Ich muß gleich gehn. Frag mich, was du wissen willst, denn ich habe auch noch eine Frage an dich.«
    »Was werden sie mit uns machen?« fragte sie.
    »Uns? Seid ihr mehrere?«
    »Fünf insgesamt. Was werden sie mit uns machen?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Ich werde versuchen, das herauszufinden. Nun zu meiner letzten Frage für dieses Mal. Warum bist du so was Besonderes für sie?«
    »Aufgrund dessen, was ich eben sagte.« Zu ihrem Erstaunen war ihre Angst wie weggepustet. Der Schelm oder Geist oder was immer schien zur Zusammenarbeit bereit, und Patricia sah sich nicht veranlaßt, ihren Kidnappern gegenüber auch noch loyal zu sein.
    »Wir können einander helfen, denke ich. Weißt du, daß dein Datenservice eine Sperre hat. Sie halten dich hier fest und filtern deinen Datenzugriff. Wenn du ihnen sagst, daß ich hier war, werde ich vielleicht nicht wiederkommen und deine Fragen beantworten können. Denk daran! Bis demnächst«, sagte der Schelm und verschwand. Plötzlich fand das Apartment die Sprache wieder.
    »Ser Vasquez, ist alles in Ordnung? Es lag eine Störung vor…«
    »Hab’ ich gemerkt.«
    »Könnten Sie die Störung kurz beschreiben?«
    Sie biß sich auf die Fingerknöchel und schüttelte dann den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Es war weiter nichts.« Das Phantom hatte sie erschreckt – aber andererseits mit einer Reihe von interessanten Dingen aufgewartet. Daß der Zwischenfall ein gestelltes Experiment war, um sie zu testen, bezweifelte sie stark. Der Schelm könnte sich als nützliche Informationsquelle erweisen… »War wohl’n Kurzschluß oder so was in deiner Schaltung, schätze ich.«
    Der Raum brauchte ein paar Sekunden bis zur Antwort. »Eine Reparatur wird nötigenfalls veranlaßt. Haben Sie einen Wunsch?«
    »Nein, danke«, sagte Patricia. Sie blickte skeptisch zum Piktor und biß sich wieder auf die Fingerknöchel.

 
49. Kapitel
     
    Der Präsidierende Minister des Infiniten Hexamon Nexus, Ilyin Taur Engle, residierte in einem der sechs breiten Ventilationsschächte der Central City, die von tiefem Wald bedeckt waren. Olmy hatte nie den Wunsch gehabt, ein urtümliches Heim zu bewohnen, beneidete aber nichtsdestoweniger den P.M. um sein Quartier. Es herrschte eine beschauliche, friedliche Atmosphäre im Wald, und die Wohnungen selbst waren phantasievolle Prachtbauten.
    Die sechs Schächte verliefen von den äußersten Facetten der Central City zu den regelnden Sphären im Kern des Komplexes. In jedem Schacht lebten bis zu zehntausend Inkorporierte an den verschlungenen Pfaden des Waldes. Das Wohnungsangebot reichte von dicken Trauben von gläsernen Flößen, die an den breiten Luftwurzeln verankert waren, bis zu freibeweglichen Zellen, die für ein, zwei Homomorphe oder höchstens vier normale Neomorphe ausgelegt waren.
    Der Wald war zugleich Dekoration und Reverenz an die naderische Philosophie; ungefähr ein Drittel der verbrauchten Luft in Central City wurde in den Schächten erneuert; den Rest besorgten geshelkonzipierte Skrubber. [xiii] Tausende von Baum- und Pflanzenarten – zum Teil mit genießbaren Früchten – waren genetisch auf die Schwerelosigkeit umgerüstet worden. Ein ganzes Drittel der Biomasse der Axis City war botanischen Ursprungs und im Wald

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