Äon
auf den Tisch legte und mit dieser Geste Laniers Neugier erweckte, »wir sind der Meinung, daß es andere, bislang nicht geäußerte Gründe für den Rückzug Ihres Personals gibt. Können wir darüber sprechen?«
Feodorowski nickte. »Mit der Vorgabe, daß keiner von uns ermächtigt ist, Verhandlungen zu führen oder bindende Erklärungen abzugeben.«
»Verstanden. Das sind wir auch nicht. Ich glaube, wir sollten alle ein bißchen entspannen, damit wir klar sehen und… äh… ehrlich und offen miteinander umgehen können.« Er sah Feodorowski und die andern mit hochgezogenen Brauen an. Sie nickten. »Unser Präsident wurde informiert, daß die UdSSR glaubt, auf dem Stein wären technische, rüstungstechnische Dinge entdeckt worden«, führte Hague aus.
Feodorowskis Miene war nichtssagend; er machte ein freundliches, aufmerksames Gesicht.
»Obwohl es stimmt, daß NATO-Eurospace begonnen hat, bislang umstrittene Aspekte in der zweiten und dritten Kammer des Steins zu erforschen…«
»Gegen unseren Wunsch und trotz unserer Proteste«, betonte Feodorowski.
»Ja, aber letztendlich mit Ihrer Einwilligung.«
»Erzwungen.«
»So?« fragte Hague verwundert, der wiederum die Brauen hochzog und vor sich auf den Tisch blickte. »Obwohl wir diesen Bereich uns vorbehalten haben, sind derartige Informationen an Bord des Steins nicht entdeckt worden.«
Und dem war tatsächlich so. Die Bibliotheken enthielten keine näheren Informationen über Waffen.
»Gemäß den Bestimmungen würden derartige Entdeckungen unverzüglich an den Schlichtungsausschuß in Genf gemeldet werden.«
»Mag sein«, sagte Feodorowski. Lanier fragte sich, was für eine Funktion die drei übrigen Russen hätten. Waren sie Platzhalter? Mutmacher? Überwacher, die Feodorowski im Auge behielten? »Aber um diese Berichte geht’s uns nicht. Ich will ganz offen reden.« Nun legte auch er die Hände mit den Ballen nach oben auf den Tisch. »Ich kann mich, wohlgemerkt, nicht verbindlich dazu äußern. Als Privatmann allerdings möchte ich meine tiefe Besorgnis zum Ausdruck bringen.« Voller Kummer holte er tief Luft. »Wir sitzen alle gewissermaßen in einem Boot. Wir haben viele Interessen gemeinsam. Darf ich also feststellen, daß diese Meldung über neue Waffen nicht das zentrale Anliegen ist. Meine Regierung und die Regierungen unserer Verbündeten sind weitaus besorgter über Meldungen, daß die Bibliotheken auf dem Stein – genauer gesagt, in der zweiten und dritten Kammer – Darstellungen eines zukünftigen Krieges zwischen unseren Ländern enthalten.«
Lanier war baff. Er war überzeugt gewesen, daß es auf dem Stein und insbesondere rund um die Bibliotheken keine undichten Stellen gäbe. Würde man ihn für diese Panne zur Verantwortung ziehen, oder wäre die Indiskretion an anderer Stelle zu suchen – vielleicht im Büro des Präsidenten oder in Hoffmans Büro?
»Eine ganz ungewöhnliche Situation«, fuhr Feodorowski fort. »Offengestanden fällt es meinen Kollegen und mir schwer, zur Überzeugung zu gelangen, daß dies kein Märchen ist.« Die anderen drei nickten, aber nicht wie auf Kommando. »Freilich sind die Meldungen verläßlich. Was haben Sie nun dazu zu sagen?«
»An die Bibliotheken wurde behutsam herangegangen«, erklärte Hague vorsichtig. »Wir haben eben erst damit angefangen, die dort enthaltenen Informationen zu verarbeiten.«
Feodorowski hob den Blick ärgerlich zur Decke. »Wir haben versprochen, offen und ehrlich miteinander zu reden. Meine Regierung weiß, daß in den Bibliotheken solche Informationen enthalten sind. Wir gehen sogar davon aus, daß Ihr Präsident bereits Berichte über diesen zukünftigen Krieg in Händen hält.«
Er sah sich in der Runde um. Lanier erwiderte seinen Blick unerschrocken und sah ein Lächeln über seine Lippen huschen. »Ja«, sagte Feodorowski. »Wir wissen natürlich, daß Menschen den Stein gebaut haben, beziehungsweise bauen werden. Wir wissen, daß er konstruiert werden wird aus dem Asteroiden Juno. Das wissen wir, weil der Asteroid Juno und der Stein sich gleichen wie ein Ei dem andern. Unser Raumschiff im Asteroidengürtel hat dies bestätigt.«
»Mr. Feodorowski, wir haben es mit einem höchst ungewöhnlichen Problem zu tun«, sagte Hoffman. »Wir sind sicher, daß der Stein nicht aus unserm Universum kommt, sondern aus einem Alternativuniversum. Wir sind unbedingt der Meinung, daß die Informationen in den Bibliotheken falsch ausgelegt werden könnten. Vielleicht
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