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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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prognostizieren sie Zustände, die gar nicht für unsre Welt zutreffen. Die wissenschaftlichen Daten könnten nützlich sein, und es sind diese, die wir genauestens studieren, aber eine willkürliche Freigabe von Informationen könnte fatale Folgen haben.«
    »Trotzdem gibt es eine solche Geschichte.«
    Cronberry bemerkte: »Wenn ja, so wissen wir nichts davon.«
    Lanier fühlte sich in die Enge getrieben. Er haßte Lügen, auch notwendige Lügen. Er haßte es, sich an Lügen beteiligen zu müssen. Dennoch wollte er wie Cronberry und Hague verhindern, daß die Russen Informationen aus den Bibliotheken in die Hände bekämen. Also log er.
    Der Russe, der neben Feodorowski saß und Juri Kerzhinski hieß, beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Feodorowski nickte. »Mr. Lanier«, fragte er, »leugnen Sie die Existenz solcher Informationen?«
    »Ich weiß davon nichts«, sagte Lanier routinemäßig.
    »Aber Sie geben zu, wenn solche Informationen existieren und man sie kennt, wenn man im voraus gewisse Daten kennt und Zeitpunkte, gewisse Situationen und Konsequenzen, so wäre das von großem strategischen Vorteil, würde aber auch eine große Belastung für einen selbst darstellen.«
    »Schon möglich«, meinte Lanier darauf.
    Hague unterbrach. »Bitte lassen Sie Mr. Lanier aus dem Spiel.«
    »Verzeihung«, sagte Feodorowski. »Bitte um Verzeihung. Aber unsere Besorgnis ist schwerwiegender als individuelle Rücksichtnahme.«
    Mit einemmal erhob sich Kerzhinski. »Gentlemen. Es ist Ihnen klar, daß zwischen unsern Ländern neuerdings sehr ernste Spannungen bestehen, wie nun wohl schon seit den neunziger Jahren nicht mehr. Wir sind der Meinung, daß jede Problematik bezüglich des Steins den Weltfrieden gefährdet. Der Stein verstärkt die Spannungen, insbesondere was die strittige Bibliotheksfrage betrifft. Es ist einleuchtend, daß sich diese Probleme auf dieser Gesprächsebene nicht ausräumen lassen. Deshalb sehe ich keinen Sinn mehr darin, diese Unterredung fortzusetzen.«
    »Mr. Kerzhinski«, sagte Hoffman, »ich habe hier ein Dokument, das Ihr Parteisekretär sehen sollte. Es definiert die Position aller Wissenschaftler an Bord des Steins in Hinblick auf die Kooperation. Und ich glaube, daß es die Gerüchte über Störmanöver klarstellt.«
    Kerzhinski pochte kopfschüttelnd mit dem Zeigefinder auf den Tisch. »Solche Stellungnahmen interessieren uns nicht mehr. Um Störmanöver geht’s uns nicht. Es geht uns um die Bibliotheken. Darüber werden bereits auf offizieller Ebene Gespräche geführt, denen hoffentlich mehr Erfolg beschieden sein wird.« Die vier Russen erhoben sich, und Hague begleitete sie zur Tür.
    An der Tür wurden sie von einem Geheimdienstagenten in Empfang genommen. Hague schloß die Tür und kam zu den andern zurück. »Das«, sagte er, »wär’s dann wohl.«
    »Zum Kotzen«, sagte Lanier mit kehliger Stimme halblaut.
    »Oh?« meinte Cronberry, die dabei halb aufstand. »Und was sollten wir Ihrer Meinung nach tun, Mr. Lanier? Sie sind verantwortlich dafür, wissen Sie das? Sie haben die Sicherheitsauflagen nicht im Griff. Deshalb stecken wir jetzt in der Klemme. Eine gottverdammte diplomatische Katastrophe ist das! Warum haben Sie die Bibliotheken überhaupt geöffnet? Haben Sie nicht Lunte gerochen und von vornherein geahnt, was für Ärger uns das einbrocken würde? Ich hätt’s, verdammt noch mal, gerochen. Muß zum Himmel stinken, der Laden!«
    »Schluß damit, Alice!« sagte Hoffman leise. »Laß diesen Scheiß!«
    Cronberry schoß mit zornigen Blicken um sich, plumpste auf den Stuhl zurück und zündete sich eine Zigarette an. Wie nervös sie mit dem Feuerzeug hantierte und wie verkrampft sie die Zigarette zwischen den Fingern hielt, das gefiel Lanier nicht. Wir schwimmen total, dachte er. Wir sind wie Kinder, die mit echten Kanonen, echten Granaten spielen.
    »Der Präsident hat gestern angerufen«, sagte Hoffman. »Er ist sehr verärgert wegen der Bibliotheken. Er wünscht, daß sie geschlossen und alle Forschungen eingestellt werden. Er sagt, wir hätten die Kontrolle verloren, und da kann ich an sich nicht widersprechen. Aber Garry trifft nicht mehr Schuld als jeden von uns. Auf alle Fälle wird der Präsident das Aufsichtskomitee des Kongresses über den Stein anweisen, bis auf weiteres die Forschung einstellen zu lassen. Die Russen kriegen, was sie wollen.«
    »Wieviel Zeit bleibt uns?« fragte Lanier.
    »Bis der Befehl durch die Instanzen ist? Eine Woche, schätze

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