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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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darstellte.
    Trümmer flogen herum. Dunkle Tropfen stoben auseinander im Lichtstrahl seines Helms. Große Metallfetzen, Teile von Schotten, verbeulte Stahlplatten… ein Schiff!
    In irgend etwas Unsichtbarem verfangen, baumelte das Wrack eines Schwertransporters wie eine Fliege im Netz inmitten von treibenden Körpern, die meist ohne Helm waren. Abgerissene Gliedmaßen und Rümpfe segelten vorbei.
    Sie waren in blendendes Licht getaucht. Starke Scheinwerfer erleuchteten die Schiffe und ihre ausgespieenen Soldaten, ob tot oder lebendig. Zhadow ließ Mirskis Gurt los, und Mirski griff instinktiv nach der Waffe des Mannes, erwischte aber nur den Arm. Der Anzug gab nach unter seinen Fingern, und der Körper drehte sich heftig und zog Mirski beinahe weg von Ulopow. Zhadows Anzug war durchlöchert worden; das ausströmende Gas wirbelte ihn herum wie einen losgelassenen Luftballon. Mirski streckte sich und schnappte sich die Kanone, die er Ulopow reichte.
    (So klar wie in Wirklichkeit – klarer noch im Moment – stand er auf einer Wiese und hing diesem Alptraum nach. Er raffte seinen Fallschirm auf dem dürren Gras zusammen, schüttelte den Kopf und lächelte über seine Phantasie.)
    Soldaten erfüllten das Bohrloch, Hunderte an der Zahl. Ringsum ahnte er die Lasernadeln und Geschosse, die Ziele suchten, durchbohrten, zerplatzen ließen.
    Mirski zog Ulopow an sich und schwenkte den Lichtkegel seines Helms, um die Wand zu finden, der sie sich nähern sollten. Von der Wand keine Spur. Zhadows Tod hatte sie vom Kurs abgebracht.
    »Raketenantrieb verwenden!« sagte er zum Major. »Wir trennen uns jetzt.«
    »Spsch heim zur Kartoffel«, kommentierte der Major trocken, wobei das von der Stimme aktivierte Mikro jeweils den ersten Buchstaben eines Satzes abschnitt. »Spsch heißer als im Ofen. Spsch ielGlück, Oberst!«
    Mirski ließ den Gurt los und zündete den Antrieb. Er schwenkte nach außen, weg von dem hängengebliebenen Wrack und den Leichenteilen. Er stoppte den Antrieb und schaltete die Displayanzeige im Helm an. Vor seinen Augen erschien der Peilstrahl und seine Position dazu in leuchtender Graphik. Er korrigierte seine Stellung mit dem Antrieb – wie Hunderte seiner Kameraden auch. Wie viele Hunderte, das konnte er nicht sagen.
    Plötzlich erinnerte er sich an die Nummer des hängengebliebenen Wracks. Es war das Schiff vom Mond – mit den Leuten, die frisch von der intensivsten Ausbildung in geringer Schwerkraft kamen. Den besten.
    Mirski, der nun allein war mit Signal und Antrieb und vorerst nicht darauf achtete, wie viele seiner Männer vor und hinter ihm waren, flog nun durchs Bohrloch auf den winzigen Lichtkreis zu.
     
    »Haben den Durchbruch geschafft«, sagte Kirchner und schlug mit der Handkante auf die Armlehne. »Nichts als Wracks und Leichen im Bohrloch. An die drei Schwertransporter sind abgehauen; den Rest haben wir lahmgelegt. Aber keiner kommt davon – die können nicht mehr heim.«
    »Die Piloten werden warten, bis wir überwältigt sind«, meinte Gerhardt über Sprechfunk. Er überwachte gerade die Evakuierung der Zivilisten in die vierte Kammer.
    »Du klingst nicht gerade optimistisch, Oliver«, sagte Kirchner. »Jetzt bist du dran!«
    »Wie viele OTVs sind von der Station sechzehn gestartet?« wollte Lanier wissen.
    »Fünf neben OTV 45. Drei fliegen uns an, zwei den Mond.«
    »Man muß die drei warnen, daß wir angegriffen werden und sie eventuell nicht landen können. Schlage vor, man leitet sie auf den Mond um!«
    »Falls das geht«, bemerkte Pickney.
    Die Evakuierung der erdnahen Orbitalstationen und anderer Plattformen hatte bereits begonnen. Der Krieg dehnte sich aus; nicht nur Verteidigungsplattformen, sondern auch Industrie- und Forschungsstationen wurden Ziele.
    »Jetzt wird’s spannend«, meinte Pickney verbittert. »Sieht so aus, als gerät’s außer Kontrolle.«
    »Natürlich«, sagte Gerhardt über Sprechfunk. »Wer was andres glaubt, der spinnt oder fürchtet sich. Garry, du kannst dort nichts mehr tun. Ich brauch’ dich gleich hier in der ersten Kammer. Bin auf dem Rückweg.«

 
24. Kapitel
     
    Vasquez schlief auf einer Koje im Zelt, erschöpft nach sieben Stunden intensiver Arbeit. Zwei Tafeln, ein Prozessor und mehrere Dutzend Blätter lagen ringsum die Pritsche auf dem Zeltboden.
    Patricia, Carrolson, Farley, Wu und Chang – und natürlich Heineman im V/STOL – bildeten die einzige Gruppe, die nicht auf die erste und vierte Kammer beschränkt war. Lanier erachtete ihre

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