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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wissenschaftler zu verfolgen. Hoch oben steckte mitten in der Plasmaröhre ein längliches schwarzes Gebilde keine fünfzig Meter von der Bohrlochöffnung entfernt auf der Singularität. Wu, der es durchs Fernrohr betrachtete, schätzte seine Länge auf 150 Meter. Es war erst vor zehn Minuten aufgetaucht und hatte Berenson zur Evakuierung veranlasst.
    Nachdem das Zelt leer und der Laster voll war, kletterten die Soldaten obenauf, während die beiden Chinesen im Führerhaus Platz nahmen. Sobald Berenson aufgesprungen war, setzte sich der Laster ruckend in Bewegung und rollte die Rampe hinauf.
    Kaum war die Kammer leer, flogen die Kreuze in kubischer Formation um den Kammerboden herum.
    Von der hohen Warte des Defektschiffs fünfundzwanzig Kilometer darüber verfolgte ein von Corprep Rosen Gardner zugeteilter Geist die Vorgänge und meldete alles per Richtfunk durch den Weg in die Axis City.
    In der Axis City war die Verbindung zwischen den drei rotie renden Zylindern und der Central City unterbrochen. Axis Nader war vom Transportsystem abgeschnitten. Und große Teile der City Memory, wo normalerweise rund um die Uhr reges Treiben herrschte, waren nun isoliert und still. Gezeitenwechsel. Die radikalen Geshel hatten sich vor lauter Eile, aus Olmys Nachrichten und den fünf Gästen Kapital zu schlagen, selber ein Bein gestellt.
    Der leibhaftige Corprep Rosen Gardner hatte vor wenigen Stunden die Nexus-Kammer besetzt und diese ungewisse Stellung in Central City in Kauf genommen, um im Zentrum der Axis City zu sein. Er hatte vier Partielle angefertigt und mit dem Ablauf der Revolte betraut.
    Seine Anhänger sprachen freilich nicht von einer Revolte; für sie war’s ein notwendiges Manöver zur Sicherung ihrer Rechte gegen die Übergriffe der radikalen Geshel. Wie immer man es nennen mochte, es war auf alle Fälle ein äußerst kniffliges Unterfangen.
    Die Meldungen von der Thistledown waren unvollständig, aber das war nun Gardners geringste Sorge.
    Seine Partiellen waren in den drei Achszylindern und im Büro der Weg-Handelsbehörde bei neun mal sechs stationiert. Seine militanten Anhänger beherrschten alle strategischen Trans portwege in der Axis City und in der näheren Wegumgebung. Überall in City Memory und Axis City festigten orthodoxe Naderiten und Korzenowskisten – seine Leute – die in den vergangenen Stunden erreichten Vorteile. Sympathisanten in der City Memory, wozu auch sein Vater zählte, überwachten die gesperrten Kommunikationsnetze.
    Alles lief nach Plan. Dennoch war Corprep Gardner so unglücklich wie noch nie zuvor in den zwei Jahrhunderten seines Lebens. Er scherte sich nicht um die Vorwürfe von seiten des Präsidierenden Ministers oder Präsidenten. Er hatte in der Vergangenheit oft genug Opposition gemacht und den Stachel ihrer Macht zu spüren bekommen, sodass er sich nun an ihrer Verlegenheit ergötzte.
    Was ihm so zusetzte, war das Wissen darum, dass sein Handeln allem widersprach, wofür er im Nexus eingestan den und wofür er sich vor seiner Wahl zum Corprep der Neuen Orthodoxen Naderiten von Axis Nader verschrieben hatte. Er fühlte sich ausgesprochen verwundbar, als würde ihn womöglich einer seiner Partiellen wegen Wortbrüchigkeit züchtigen.
    Schon trafen seine Anhänger Vorkehrungen, die Stadt entlang des Defekts in Richtung Thistledown in Bewegung zu setzen. Dabei hätten sie im Laufe der Fahrt verschiedene Hindernisse abzutragen; das würde dauern.
    Im Zentrum des leeren Nexus wartete er, umringt vom informationsgebenden Armillarband, auf die Rückkehr des Präsidenten und der Senatoren und Corpreps, die an der Jart-Konferenz teilgenommen hatten. Sobald sie versuchten, in die Stadt zu kommen, würden sie abgewiesen werden.
    Damit hätte die Revolte erst richtig begonnen.
    Ein Partieller des Präsidenten erschien an seiner Seite und bat um Gehör. Gardner ließ sich Zeit. Nachdem er sich schließlich davon überzeugt hatte, dass alles – und vor allem die Absperrung der City Memory – wie am Schnürchen lief, gestattete Gardner dem Partiellen zu piktographieren.
    »Haben Sie die nötige Vollmacht?«, fragte der Partielle. »Mein Original ist unterwegs. Direktor Hulane Ram Seija hat bereits Klage erhoben. Es erübrigt sich zu sagen, dass Sie sich nicht ans übliche Verfahren gehalten haben.«
    »Nein. Es war ein Notfall, eine günstige Gelegenheit.« Seine letzte Äußerung wurde begleitet von einer Reihe emotional brisanter Symbole. Da war das Kennzeichen der Naderiten für die

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