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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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kilometerlang in Kopfhöhe durch den Terminal-Park. In blasslila Licht getaucht, traktierten in den Röhren Gestalten durch die Landschaft, die nicht einmal entfernt menschenähnlich waren.
    »Unsre Kunden und Verbündeten«, erklärte Olmy. Er deutete auf ein Individuum, einen achtbeinigen Zylinder mit einer ganzen Mähne wirrer, geweihartiger Anhängsel am gegabelten, runden »Kopf«. »Talsit«, sagte er. »Tertiäre Form. Eine sehr alte Rasse. Ihre Geschichte reicht zwei Milliarden Erdenjahre zurück. Ihr werdet bald einem anderen Talsit begegnen, das dem Obersten Toröffner assistiert.«
    Das Terminalgebäude war etwa hundert Meter hoch und am Boden hundertfünfzig Meter breit. Im Gebäude befand sich eine glattrandige, etwa fünfzig Meter breite Grube, die mit einem stahlblauen Gerüst überbaut war.
    Vom Gerüst hing im Schein sich überschneidender Traktionsfelder ein vergleichsweise kleiner Gegenstand, der keine drei Handbreiten maß. Patricia erinnerte er an ein altmodisches japanisches Kissen mit Nackenmulde. Unten war das Ding allerdings gegabelt wie ein Fahrradlenker. Patricia ging bis zum Gerüst und betrachtete das Ding, von dem sie instinktiv ahnte, dass es ihr ungemein wichtig werden könnte.
    Für Lanier sah es eher aus wie eine Wünschelrute mit einer Radarantenne daran.
    »Was ist das?«, fragte Patricia kleinlaut.
    »Das verwendet der Toröffner, um den Weg zu erweitern«, erklärte Olmy.
    Patricia schien zu schaudern. »Wie heißt es?«, fragte sie.
    »Klavikel. Es gibt davon nur drei. Dieses ist Ry Oyu übertragen.«
    »Wo ist Ihres?«, wollte Patricia von Rennslaer Yates wissen.
    »Desaktiviert«, sagte Yates. »Jedes Klavikel ist auf einen Toröffner abgestimmt. Wenn der Toröffner nicht in seiner amtlichen Kapazität fungiert, wird sein Klavikel desaktiviert.«
    Patricia löste nur ungern den Blick vom hängenden Klavikel und folgte den anderen ins westliche Ende des Terminalgebäudes. Dort stand unter einer unvollständigen Kuppel aus grob angedeuteten schwarz-goldenen Linien ein großer, hagerer Mann mit tizianroten Haaren bei einer Datensäule. Patricia blickte zuerst zu dem Mann, dann zur Kuppel.
    »Meine Freunde«, sagte Prescient Oyu, »das ist mein Vater, Ser Ry Oyu.« Sie stellte Olmy und Lanier vor. Der Oberste Toröffner nickte ihnen zu.
    »Und das ist Patricia Luisa Vasquez«, sagte Yates und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Ich habe die alte Sprache gelernt, nur um mit dieser Frau zu reden«, erklärte Ry Oyu. »Und die alten Sitten und Gebräuche. Trotzdem schaut sie mich so komisch an!«
    Patricia zog die Schultern hoch und setzte eine freundlichere Miene auf.
    »Sie haben etwas Beeindruckenderes erwartet, nicht wahr?«, sagte Ry Oyu. »Aber hoffentlich nicht den Zauberer von Oz!« Er reichte ihr die Hand und kniff belustigt die Augen zusammen. »Ich fühle mich sehr geehrt.«
    Patricia, die ihre dunklen Brauen zusammenzog, schüttelte ihm die Hand.
    Ry Oyu klopfte ihr väterlich auf den Handrücken und blickte besorgt zu Olmy. »So, die Verschwörung ist komplett. Meine Forscher sind gerade beim ersten Viertel und kommen in ein paar Stunden zurück. Sie haben keine Ahnung, was hier vor sich geht. Ich bin nicht sicher, wie ic h’s ihnen erklären soll … Ein Mann von meiner Position, der sich an der Verschwörung beteiligt. Miss Vasquez …«
    »Patricia, bitte«, sagte sie, immer noch kleinlaut und scheu.
    »Patricia, haben Sie eine Ahnung, warum wir Sie an diesen Ort gebracht haben?«
    »Eine gewisse Ahnung schon«, antwortete Patricia.
    »So? Heraus damit!«
    »Es hat etwas mit meiner Arbeit über den Korridor – den Weg – zu tun. Und außerdem mit Konrad Korzenowski.«
    »Sehr gut. Woher weiß sie das, Olmy?«
    »Ich habe ihr einen Schelm geschickt.«
    Patricia sah ihn empört aus großen Augen an.
    »Verstehe. Und?«
    »Der Schelm enthüllte ihr gewisse Einzelheiten.«
    »Einigermaßen riskant, was?«
    »An sich nicht«, erwiderte Olmy. »Sie hat schließlich das Mysterium.«
    »Soso.« Ry Oyu wandte sich an Patricia. »Wissen Sie, was das Mysterium ist?«
    Patricia schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wissen Sie, wie wichtig uns das ist? Nein, natürlich nicht. Zu viele Fragen, Patricia …«
    »Olmy weiß, wo eine komplette Aufzeichnung von Korzenowski ist«, sagte Patricia plötzlich. Es war zwar nur geraten, aber sie wollte irgendetwas sagen, um nicht ahnungslos zu erscheinen.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Ser Oyu. »Es gibt keine kompletten

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