Aerzte zum Verlieben Band 41
abbeißen können. Hatte sie den Verstand verloren?
Ein wissendes Grinsen zog über Leos Gesicht. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich so genau betrachtet haben.“
Geh auf Distanz! beschworen tausend Stimmen sie. Wo war ihre kühle Zurückhaltung geblieben? „Natürlich habe ich bemerkt, dass Sie ein attraktiver Mann sind, ich bin ja nicht blind“, erwiderte sie von oben herab. „Aber Ihr gutes Aussehen entschuldigt nicht, wie respektlos Sie mich gestern Abend behandelt haben.“
Susan hätte erwartet, dass Leo sich über ihre Bemerkung ärgern würde, doch stattdessen kam er mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
„Hallo, ich bin Leo Costa, Unfallchirurg und Maria Rossis Enkel. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Stirnrunzelnd nahm Susan die Füße vom Couchtisch und reichte ihm zögernd die Hand, nicht sicher, was er beabsichtigte. „Susan McFarlane.“
Sein fester Händedruck hatte gleichzeitig etwas Sanftes an sich, das sie auf der Hut sein ließ. „Ich habe gehört, Sie sind die behandelnde Ärztin meiner Großmutter und hatten Ärger mit einem Angehörigen?“
Susan schaute ihn forschend an. Welcher Charakter verbarg sich hinter dieser charmanten Fassade? „Er war etwas schwierig und überheblich“, sagte sie geradeheraus.
Für den Bruchteil einer Sekunde verengte er die Augen, doch er widersprach nicht, als er sich ihr direkt gegenüber auf den Couchtisch setzte. „Ich könnte mir vorstellen, dass es die Angst um seine Großmutter war, die sein medizinisches Urteilsvermögen getrübt hat.“
Eine solche Antwort hatte Susan nicht erwartet – dieser Mann hatte von Angst gesprochen, was zu so einem charismatischen Mann gewiss nicht passte. „Das kann ich gut verstehen.“
„Es kam für mich vollkommen überraschend. Nonna ist immer gesund und fit gewesen, und nun …“ Er stieß die Luft aus, bevor er mit einem entschuldigenden Lächeln weiterredete. „Es tut mir leid, was ich zu Ihnen gesagt habe. Ich weiß, es war unpassend. Sturheit ist eine meiner weniger rühmlichen Eigenschaften.“
Um ihre Mundwinkel zuckte es. „ Eine ? Sie haben also mehrere?“
Auch in seinen Augen funkelte es belustigt, als er ihren Blick festhielt. „Ich werde nichts dergleichen zugeben. Aber ich verspreche, Ihnen in Zukunft keinen Ärger mehr zu machen. Meine Großmutter kann sich glücklich schätzen, dass sie eine so tüchtige Ärztin hat.“
Trotz seines gewinnenden Lächelns und dem warmen Klang in seiner Stimme waren die Warnsirenen in Susans Kopf noch nicht verstummt. „Sie haben mir die Behandlung Ihrer Großmutter nur deshalb überlassen, weil ich die einzige Ärztin hier bin.“
„Nein, das wollte ich damit nicht sagen“, protestierte er leicht verärgert. „Ich habe zugegeben, dass ich Sie gestern Abend falsch eingeschätzt hatte, und mich dafür entschuldigt.“ Seine angespannte Miene zeigte ihr, dass er es nicht gewohnt war, sich zu entschuldigen. „Seit ich mit Ihnen zusammengearbeitet habe, weiß ich, dass Sie Ihr Handwerk verstehen.“
Die Aufrichtigkeit in seiner Stimme besänftigte sie schließlich. „Danke.“
„Keine Ursache.“ Er holte die beiden Teetassen und setzte sich neben Susan auf die Couch. Ein verschwörerisches Lächeln spielte jetzt um seine Lippen. „Das war vielleicht ein Tag heute, finden Sie nicht auch?“
Susan stöhnte innerlich. Offenbar stand ihm der Sinn nach Plaudern. Dabei hatte sie jetzt schon Schwierigkeiten, gegen die Wirkung anzukämpfen, die sein Duft und seine Ausstrahlung auf sie hatten. Es war wie eine Flutwelle, die sie mit erregenden Gefühlen überschwemmte.
Leo verlagerte sein Gewicht, was zur Folge hatte, dass sie auf der durchgesessenen Couch ungewollt näher an ihn heranrutschte. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Susan musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, um sich nicht in seinen magischen Bann ziehen zu lassen und den Kopf an seine breite Schulter zu legen.
Sie trank von ihrem Tee. Tapfer ignorierte sie das verräterische Prickeln auf ihrer Haut, das seine Nähe auslöste und die Schmetterlinge in ihrem Magen. In Kürze würde Leo Costa das Krankenhaus verlassen.
Die Unfallopfer waren versorgt, und Marias weitere Behandlung war geklärt. Sicher würde er morgen nach Melbourne zurückfliegen, und alles würde wieder seinen normalen Gang gehen.
Leo sah, wie Susan ihre Tasse wie einen Schutzschild vor die Brust hielt. Ein warmes Gefühl stieg in ihm auf. Heute war ein bemerkenswerter Tag gewesen. Nicht nur, weil er in
Weitere Kostenlose Bücher