Aerzte zum verlieben Band 43
zumute.â
âWarum nicht?â
âMir kommt es so vor, als würde ich dich ausnutzen. Lass mich dich dafür bezahlen.â
âIch will kein Geld, Tom.â
âAber du passt auf meinen Neffen auf, versorgst ihn mit Frühstück und Abendessen. Das kann ich nicht annehmen.â
âDoch. Ich habe gern ein bisschen Gesellschaft.â
Gerade morgens kam ihr das Haus still und leer vor. Manchmal erwartete sie, dass die Tür aufgehen und ihr Dad hereinkommen würde, nachdem er in aller Herrgottsfrühe die Hühner gefüttert hatte. Oder ihre Mum, mit Kräutern oder einem Blumenstrauà aus dem Garten.
âGut, dann vielen Dank. Armer Kleinerâ, fügte er nachdenklich hinzu.
âFür dich ist es auch nicht gerade leicht.â
Tom nickte. âIch kann mich nicht dazu aufraffen, den Haushalt meiner Schwester aufzulösen. In der ersten Woche, als Joey in der Schule war, bin ich mit einem Koffer hingefahren und habe Kleidung für ihn und ein paar seiner Spielzeuge geholt. Wahrscheinlich habe ich etwas Wichtiges vergessen, irgendetwas, das ihm viel bedeutet, aber ich schiebe es vor mir her, wieder hinzufahren. In der kurzen Zeit, als ich da war, habe ich irgendwie darauf gewartet, dass sie zur Tür hereinkommt, und natürlich kam sie nicht, und â¦â Er verzog das Gesicht. âEntschuldige, ich will mich nicht wehleidig anhören. Für dich muss es noch schwieriger sein, weil du beide Eltern auf einmal verloren hast.â
Flora nahm seine Hand und drückte sie sanft. âEs tut immer weh, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Soll ich mitkommen? Mir hat es sehr geholfen, dass ich die Sachen meiner Eltern nicht allein durchsortieren musste. Kate Roberts, Nicks Frau, hat mir beigestanden.â
âVielleicht komme ich darauf zurück.â Er erwiderte den Druck ihrer Finger. âDanke, Flora.â
âMir ist etwas eingefallen, was Joey guttun würde. An deinem freien Tag könntest du ein paar Schulfreunde zum Abendessen einladen.â
âIch glaube, er hat gar keine Freunde. In der ersten Woche nach dem Unfall wurde er einige Male eingeladen, doch als ich mich revanchieren wollte, antworteten die Mütter ausweichend. Und seitdem hat ihn niemand mehr eingeladen.â Tom fuhr sich durchs Haar. âIch weià nicht, ob es daran liegt, dass er kaum etwas sagt, oder ob er ihnen nicht geheuer ist, weil seine Eltern tot sind. Kinder mögen es oft nicht, wenn jemand anders ist.â
âJa, ich weiÃ, Kinder können grausam sein.â
Ein besonderer Unterton lieà ihn hellhörig werden. âAus eigener Erfahrung?â
âMeine Eltern waren schon älter, als sie mich bekamen â Mum dreiundvierzig und Dad dreiundfünfzig â, und die meiner Schulkameraden waren glatt zwanzig Jahre jünger. Die anderen Kinder hielten sie für meine GroÃeltern. Manche haben mich gehänselt, weil mein Dad graue Haare hatte. Sie fanden mich sonderbar.â
âSchlimm.â Tom kam der Gedanke, dass sie deshalb so schüchtern war. âDu bist nicht sonderbar. Ãberhaupt nicht.â
âAch, das war Kinderkram. Heute stört es mich nicht mehr.â
Dessen war er sich nicht sicher, aber er behielt es für sich. âSind deine Eltern schon länger tot?â
âSeit letzten Sommer. Dad erlitt einen Schlaganfall. Er war Mums groÃe Liebe gewesen, und nach seinem Tod hat sie sich einfach aufgegeben. Man stirbt nicht an gebrochenem Herzen, das weià ich, aber ich glaube, ohne Dad wollte sie einfach nicht mehr. Einen Monat später musste ich auch sie beerdigen.â
âDann weiÃt du genau, wie Joey zumute ist.â
âUnd dirâ, ergänzte sie teilnahmsvoll. âWas du von dem Haus deiner Schwester erzählt hast ⦠mir ging es genauso. Natürlich hätte ich den Hof verkaufen können, aber er ist mein Zuhause. Also habe ich die Wände in einer anderen Farbe gestrichen, die Möbel umgestellt, neue Kissenbezüge und Gardinen genäht. Das machte es mir leichter zu akzeptieren, dass sich alles geändert hatte und Mum und Dad nicht mehr zurückkommen würden.â Sie schwieg einen Moment. âEs dauert seine Zeit, bis du dich daran gewöhnst. Nimm dir diese Zeit, Tom.â
Gedankenverloren streichelte er ihren Handrücken. âDarf ich dich zum Mittagessen einladen? Als Freund.â
Es wäre nicht nötig
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