Aerzte zum verlieben Band 55
hätte lieber flüchten sollen. Nachdem er seine Patientin an das OP-Team übergeben hatte, hätte er einfach in sein Zimmer gehen, die Tür hinter sich zumachen und die Zufallsbegegnung mit Belinda aus seinen Gedanken verbannen sollen. Es gab nicht den geringsten Grund, sie oder ihre Freundin oder diese hübschen Kinder wiederzusehen.
Es gab wirklich überhaupt keinen Grund dafür. AuÃer dass Mario Antonelli wütend war. Nein, mehr als das. Er war fuchsteufelswild.
Belinda zu sehen, ihre Stimme zu hören, sie zu berühren, das hatte all die Ereignisse von damals aufs Neue aufgewühlt. Wie konnte sie es wagen, einfach so wieder in seinem Leben aufzutauchen? Und dabei auch noch so schön auszusehen wie vor vier Jahren? Nein, sogar noch schöner. In den vergangenen Jahren war sie reifer geworden. Selbstbewusster. Sie besaà eine Ausstrahlung, die zeigte, dass sie ein wundervolles Leben führte. Ohne ihn.
Das wurmte Mario. Verdammt noch mal!
Sicher, Belinda konnte nicht wissen, dass er sich so sehr in sie verliebt hatte, dass er danach nie wieder richtig glücklich hatte sein können. Ihr dagegen war es offenbar nicht so ergangen. Verständlicherweise. Immerhin hatten sie nur wenige Stunden miteinander verbracht. Aber ihn ohne jede Erklärung einfach abzuservieren? Ihn in diesem Café dort sitzen und warten zu lassen, während ihm mit jeder Minute sein Verlust immer deutlicher bewusst wurde? Und jetzt war sie so glücklich mit ihrem Leben?
Mario musste ihr zumindest sagen, wie gemein das gewesen war. Wie verletzend.
Er konnte Belinda nicht allein für die katastrophale Wendung verantwortlich machen, die sein Leben nach ihrer Begegnung damals genommen hatte. Aber er glaubte, wenn er wenigstens die Antwort auf eine einzige Frage bekam, wäre er vielleicht imstande, all die furchtbaren Erinnerungen hinter sich zu lassen und die Vergangenheit für immer zu begraben.
Das Schicksal hatte ihm diese unerwartete Gelegenheit geschenkt, und er musste sie ergreifen. Komisch, das einzige andere Mal, dass Mario so impulsiv gehandelt hatte, war der Augenblick gewesen, als er Belinda Smith getroffen hatte. Aber vielleicht passte es ja auch, denn somit schloss sich der Kreis.
Ein Abschluss.
Die entscheidende Frage lag Mario auf der Zunge, als Belinda in sein Dienstzimmer kam und sich vor den Schreibtisch stellte. Ihr schüchterner Gesichtsausdruck wirkte entwaffnend.
âWarum?â, fuhr Mario sie an. âDas ist die einzige Frage, die ich dir stelle. Warum hast du dein Versprechen nicht eingehalten, dich an jenem Tag mit mir zu treffen?â
âWas?! Aber das habe ich doch!â, gab sie zurück.
âScusi?â Entrüstet sprang er auf. âIch war in dem Café. Du aber nicht.â
âNatürlich war ich da! Ich habe auf dich gewartet, und du hast dich verspätet.â
âPfff!â Mit zwei langen Schritten war er neben Belinda. âHöchstens fünf Minuten. Du wusstest doch, was ich vor unserem Treffen tun wollte. Es war klar, dass es nicht leicht sein würde. Das Gespräch dauerte länger, als ich gedacht hatte. Und du konntest nicht mal eine Weile auf mich warten?â
Mario merkte, dass er sich allmählich in Rage redete. âOkay, ich hatte mich also um ein paar Minuten verspätet. Und das reichte schon aus, dass du es dir anders überlegt hast?â, fragte er ungläubig. âNa, vielleicht war es ja auch besser so. Es hat mir zumindest gezeigt, dass du nicht die Frau warst, für die ich dich gehalten hatte.â
Belinda schien tief getroffen. Das Glänzen in ihren geweiteten Augen verriet, dass sie den Tränen nahe war.
Gut. Mario wollte sie zum Weinen bringen. Sie sollte wenigstens etwas von dem Schmerz fühlen, den er so lange mit sich herumgetragen hatte.
Doch dann hob sie das Kinn, und ihre Augen blitzten.
4. KAPITEL
âIch konnte nicht warten!â, stieà Belinda hervor. âAls ich in dem Café saà und auf dich wartete, bekam ich einen Anruf von meiner Freundin Lizzy. Sie hatte Dienst in der Notaufnahme, und meine Mutter war gerade ins Krankenhaus eingeliefert worden. Es sah nach einem schweren Schlaganfall aus, und sie hätte jeden Moment sterben können.â
Mario hatte das Gefühl, als wäre er frontal gegen eine Wand gelaufen.
âIch konnte dir auch keine Nachricht hinterlassenâ, fuhr Belinda fort. âIch hatte deine Telefonnummer nicht.
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