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Aerzte zum verlieben Band 55

Aerzte zum verlieben Band 55

Titel: Aerzte zum verlieben Band 55 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Roberts , Judy Campbell , Meredith Webber
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der Hand und wollte gerade Graffiti auf die Fenster sprühen. Statt die Polizei zu rufen, brachte er mich dazu, zum Training zu gehen. Ich hasste ihn dafür, und gleichzeitig wollte ich dazugehören. Mick ließ sich von meiner großen Klappe nicht beeindrucken und gab mir eine Chance. Irgendwann hatte ich in der Mannschaft Erfolg, und von da an packte mich der Ehrgeiz. Ich schwänzte keine einzige Unterrichtsstunde mehr.“
    â€žAber das verstehe ich nicht. Bei deiner Intelligenz … warum hat dich die Schule angeödet?“
    Er schnaubte verächtlich. „Du warst auf einer Privatschule für Mädchen, oder?“
    Der anklagende Ton kränkte sie. „Ja, aber …“
    Tom hob die Hand. „Komm mir nicht mit ‚aber‘. Du hattest Lehrer, die sich um dich kümmerten. Eltern, denen Bildung wichtig war, und eine gepflegte, gut ausgestattete Schule. Bei uns war Vandalismus an der Tagesordnung, Geräte waren meistens kaputt oder nicht mehr vorhanden, für viele Unterrichtsmaterialien fehlte das Geld.“
    Schuldbewusst und verärgert zugleich richtete sie sich auf. Was wusste er schon? Als hätte sie eine idyllische Kindheit gehabt … „Ein Lehrer hat sich aber um dich gekümmert“, antwortete sie fast trotzig.
    â€žSogar zwei. Micks Frau Carol hat bei uns Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtet. Erst viel später habe ich begriffen, was sie wirklich für mich getan haben. Wenn sie mich nach dem Fußballtraining fragten, ob ich Lust hätte, bei ihnen zu Abend zu essen, steckte in Wahrheit etwas anderes dahinter: Wir geben dir etwas Anständiges zu essen, bei uns hast du Ruhe zum Lernen und Hilfe, falls du sie brauchst. Carol und Mick sind der Grund, dass ich die zwölfte Klasse schaffte und Medizin studieren konnte. Das und mein brennender Wunsch, den Bastarden zu beweisen, dass sie falschliegen.“
    Tom war ein beherrschter, kultivierter Mann. Nur manchmal brachen Wut und Schmerz hervor, als wäre alles nur hauchdünne Fassade. Hayley verstand jetzt auch, warum. Und er hatte immer noch nicht von seinen Eltern erzählt. Sie legte ihm die Hand auf die Brust, spürte sein Herz unter ihren Fingern. „Welche Bastarde?“
    â€žJeder, der mir zu verstehen gegeben hat, dass ich es zu nichts bringen werde, weil meine Mutter öfter betrunken als nüchtern ist. Sie fing an zu trinken, als mein Vater sie verließ – da war sie siebzehn und allein mit einem Baby. Er blieb nicht der einzige Mann, der ihre Liebe irgendwann nicht mehr wollte. Und dann griff sie wieder zur Flasche.“
    â€žMick und Carol sind sicher sehr stolz auf dich.“
    Ein Schatten verdunkelte seine grünen Augen. „Mick hat nicht mehr erlebt, dass ich Arzt geworden bin. Er starb an einem aggressiven Hirntumor, als ich im fünften Studienjahr war.“
    â€žOh, das tut mir leid. Deshalb hast du dich für Neurochirurgie entschieden, oder?“
    Er nickte, in Erinnerungen versunken. Plötzlich lächelte er. „Erst wegen Mick und dann wegen des Ferraris.“
    Hayley lächelte auch und schob ihre Hand in seine. „Um es den Bastarden zu zeigen?“
    Tom umschloss ihre Finger. „Genau.“
    â€žUnd jetzt gibst du Jared das zurück, was du von Mick und Carol bekommen hast.“
    Er schüttelte den Kopf. „Carol ist eine Seele von Mensch, geboren, um zu helfen. Aber ich bin kein Heiliger, Hayley. Ich habe Jared nicht unter meine Fittiche genommen wie Mick damals mich. Jared hat mich in Perth ausfindig gemacht und ist danach nicht mehr von meiner Seite gewichen.“
    â€žUnd jetzt hilfst du ihm. Vielleicht hat er nach dir gesucht, weil du sein Vertrauen gewonnen hast, als er krank war.“
    Aufrichtige Bewunderung schwang in Hayleys Stimme mit, aber Tom wollte es nicht hören. Ihr Gespräch hatte Erinnerungen an seine Mutter hervorgeholt, die er lieber schnell wieder vergessen würde. Weil sie ihn an ein Leben erinnerten, das er längst hinter sich gelassen hatte. Hayley hatte keine Ahnung, was bittere Armut mit einem machen konnte. Sie nagte am Selbstbewusstsein und zersetzte Hoffnung wie ein langsam wirkendes Gift, bis man sich von Alkohol und Drogen verlocken ließ, dem Elend wenigstens zeitweise zu entfliehen.
    Aber es war eine trügerische Flucht. Zum Schluss wollte seine Mutter nur noch sterben. Nichts war ihr wichtiger, so wie ihr im Leben nur die Flasche etwas

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