Aerzte zum verlieben Band 55
bedeutet hatte. Mehr als ihr eigener Sohn.
Fröstelnd schüttelte Tom die Gedanken ab. Erst dann bemerkte er, dass der Wind aufgefrischt hatte. Er griff nach seinem Stock. âWie sieht der Himmel aus?â
âStahlgrauâ, antwortete sie schaudernd. âGanz schön unheimlich.â
Er hörte, wie sie hastig Sachen in den Picknickkorb warf, und spürte, dass die Sonne verschwand. Die Temperatur sank schlagartig, Böen peitschten die Luft. Toms Augen fingen an zu tränen, als ihm der heulende Wind feine Staubkörnchen hineintrieb.
Er stand auf und wünschte, er würde sich in dieser Gegend besser auskennen. âWir müssen uns unterstellen.â
âMein Haus ist nur zwei Blocks entfernt.â
âIch kenne solche Stürme. So viel Zeit haben wir nicht.â
Wie aufs Stichwort fing es an zu schütten.
âAu!â Hayley packte seine Hand. âSeit wann tut Regen weh?â
âWenn es Graupelschauer sind. Ich war 1999 hier in Sydney, als die Stadt den teuersten Hagelsturm seiner Geschichte erlebt hat. Und das hier fühlt sich genauso an.â Er musste brüllen, um den Wind zu übertönen. âBring uns zum nächsten Unterstand. Sofort!â
Ein krachender Donnerschlag folgte, und Hayley schrie unwillkürlich auf. âEntschuldigung.â Sie legte sich seine Hand auf ihre Schulter. âHundert Meter von hier steht ein Konzertpavillon.â
Als sie losgingen, verwandelte sich der Graupel in Hagel â Steine aus scharfkantigem Eis, die auf sie niederprasselten. Es waren die schmerzhaftesten hundert Meter, die er je zurückgelegt hatte, und Tom verfluchte wieder einmal, dass er blind war. Ohne ihn hätte Hayley laufen können, um sich vor dem tosenden Sturm schneller in Sicherheit zu bringen.
âDrei Stufen!â, rief Hayley gegen das Knattern der Hagelkörner auf dem metallenen Dach des Pavillons an.
Aber auch hier waren sie kaum geschützt. Die Wände waren gerade einmal hüfthoch, sodass der Wind die Hagelkörner durch den Pavillon peitschte.
âWenn wir uns hinsetzen, mit dem Rücken gegen die Wand, haben wir wenigstens ein bisschen Schutz.â Sie führte seine Hand, bis er die Holzbretter unter den Fingern spürte.
Tom lieà sich vorsichtig auf den nassen, eisigen Betonboden nieder und verschränkte die Beine im Schneidersitz.
Wieder ertönte ein ohrenbetäubendes Donnern, diesmal direkt über ihnen, und Hayley schlang ihm so heftig die Arme um den Kopf, dass Tom um sein Genick fürchtete. Er streckte die Hände aus und fühlte regennasse Haarsträhnen unter seinen Handflächen. âIch nehme an, du magst kein Gewitter.â
Sie zitterte am ganzen Körper. âWahrscheinlich war ich in meinem letzten Leben ein Hundâ, stieà sie zähneklappernd hervor.
âHol die Picknickdecke heraus, die gibt noch ein bisschen mehr Schutz.â
âOkay.â Sie klang zögerlich, wandte sich dann aber ab.
So wie sie an den Verschlüssen nestelte, schienen ihre kalten Finger ihr nicht zu gehorchen. Dann folgte ein saftiger Fluch. Er hatte Hayley nie fluchen hören, nicht einmal bei der schwierigen Operation an Gretel. Also musste sie groÃe Angst haben.
Keine Minute später kroch sie auf seinen Schoà und zitterte immer noch, während sie die Decke um ihrer beider Schultern wickelte. âIch hasse das.â
âSolche Stürme gehen schnell vorbei.â Er strich ihr über das nasse Haar. Ein ungewohnt starkes Gefühl, sie zu beschützen, erfüllte ihn. Tom zog die Decke über ihre Köpfe.
Scharf wie Katzenkrallen, gruben sich ihre Fingernägel in seine Kopfhaut. âVerdammt, Hayley, was machst du da?â
Sie antwortete nicht, aber ihre Brust hob und senkte sich heftig, und dann riss Hayley die Decke weg. Keuchend schnappte sie nach Luft.
Er streckte die Hand nach der Decke aus. âWir brauchen den Schutz.â
âDu kannst sie haben.â Sie warf sie ihm über den Kopf.
Ihre fast panische Reaktion gab ihm zu denken. âHast du zur Angst im Dunkeln auch noch Platzangst?â
Einen Moment lang schwieg sie. âEs lässt nachâ, sagte sie schlieÃlich und griff nach seiner Hand. âLass uns zu mir gehen, bitte.â
Der flehentliche Unterton ging ihm nahe. Tom stand sofort auf. âOkay, zeig mir den Weg.â
âHier liegen Hagelkörner so groà wie
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