Aerzte zum verlieben Band 55
geht, aber ich habe einen Mordshunger. Wenn ich mich nicht täusche, hat das kleine Café neben der Kirche wieder geöffnet. Wie wäre es mit einem Kaffee und etwas zu essen?â
Das Café war völlig überfüllt, doch irgendwie gelang es ihnen, einen kleinen Tisch zu ergattern. Sie quetschten sich in die viel zu enge Nische, und Kerry bemerkte die neugierigen Blicke der anderen Gäste. Oder besser gesagt: Sie starrten Denovan an. Da jeder in der Stadt sie kannte, konnte Kerry sich nur zu gut vorstellen, wie die Gerüchteküche brodeln würde.
Sie warf Denovan einen kurzen Blick zu. Kein Wunder, dass er beim Fernsehen arbeitete. Er war wirklich unverschämt attraktiv mit seinen sinnlichen Lippen, den durchdringenden blauen Augen, die jede Frau betörten, und seinem durchtrainierten Körper, mit dem er sich gerade so dicht an sie drängte, dass es schon peinlich war. Noch ein Stück weiter, und sie landete noch auf seinem SchoÃ!
Kerry holte tief Luft und rückte so weit wie möglich zur Seite.
Als die Kellnerin an ihren Tisch kam, musterte sie Denovan unverhohlen. âWow! Sie sind dieser Fernsehdoktor, stimmtâs? Sie sehen in echt ja noch viel besser aus!â
âDanke für das Kompliment. Würden Sie uns bitte zwei Tassen Kaffee bringen? Und zwei Portionen Fish and Chips .â
âStört es dich eigentlich, dass du immer gleich erkannt wirst?â, fragte Kerry.
Denovan zuckte die Schultern. âMan gewöhnt sich daran. AuÃerdem beruhigt es mich irgendwie, dass die Leute meine jämmerliche Show kennen.â
âGefällt dir dein Job etwa nicht?â, fragte Kerry verblüfft.
Er zögerte kurz. âNicht mehr so wie früher. Natürlich ist es toll, in London zu leben und zu arbeiten, doch seit ich hier in Braxton bin, erinnere ich mich wieder an all die Dinge, die mir als kleiner Junge so gut gefallen haben â die frische Luft, der Fluss, in dem man wunderbar angeln kann, die traumhafte Umgebung â¦â
âAber du wolltest doch die Praxis deines Vaters nicht übernehmen, oder?â
âEs ist nicht gut, wenn zu viele OâMaras an einem Ort sind.â Er wich ihrem Blick aus.
Kerry seufzte. âIch schätze, du führst ein ziemlich aufregendes Leben in London und triffst ständig irgendwelche interessanten Leute.â
âIch bin viel zu beschäftigt, um ein wildes Partyleben zu führen. AuÃerdem verliert auch das nach einer gewissen Zeit seinen Reiz.â
âWurde Archie in London geboren?â, fragte Kerry unvermittelt.
âNein, in Neuseeland. Ich bin erst einige Monate nach seiner Geburt mit ihm nach England zurückgekehrt.â
Seine Antwort machte sie neugierig. Natürlich ging seine Familiensituation sie nichts an, trotzdem hätte sie gern mehr darüber erfahren. âIst Archies Mutter auch im Showbusiness?â
âArchies Mutter?â Sein Ton war kühl geworden.
âEntschuldige, ich wollte nicht aufdringlich sein.â
âArchies Mutter ist ziemlich unkonventionellâ, erklärte Denovan knapp. âNach unserer Rückkehr nach England zog sie in eine Hippie-Kommune in Cornwall. Es würde mich wundern, wenn sie seitdem auch nur einen Gedanken an Archie verschwendet hätte.â Er trank einen groÃen Schluck Wasser. âIch fürchte, Archie kann sich gar nicht mehr an sie erinnern.â
Mit einem Mal sah Kerry in ihm nicht mehr den glamourösen und erfolgreichen Denovan OâMara, sondern einen alleinerziehenden Vater, dem nichts mehr am Herzen lag als das Wohl seines Kindes.
âTut mir leidâ, sagte sie leise.
âEs war nichts Lornas Schuld. Sie hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie keine Kinder wollte.â Die Trauer in seiner Stimme war nicht zu überhören. âIch dachte, sie würde ihre Meinung ändern, wenn das Baby erst einmal da ist. Aber ich habe mich geirrt.â
âDu machst dir deshalb doch nicht etwa Vorwürfe?â
âDoch, sicher. Man kann Menschen nie zu etwas zwingen, das ihrer Persönlichkeit widerspricht. Und Lorna ist einfach nicht dafür geschaffen, Mutter zu sein.â Ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen. âUnd wer weiàâ vielleicht bin ich nicht dafür geschaffen, mit jemandem zusammen zu sein. Auf jeden Fall hat das Ganze mir gezeigt, dass man sich nicht leichtfertig auf eine Beziehung einlassen
Weitere Kostenlose Bücher