Aerzte zum Verlieben Band 58
stimmt. Aber sonst …“ Ein Schatten flog über sein Gesicht, kaum wahrnehmbar. „Eins habe ich gelernt, Katie – entschuldige dich niemals für das, was du bist. Oder warst. Schau niemals zurück. Es zählt nur das Hier und Jetzt.“
Flüchtig fragte sie sich, ob er von Richard wusste. Aber das war unmöglich. Sie hatte niemandem davon erzählt.
„Und, bevor Sie fragen, nein, keine Brüder, keine Schwestern. Nur ein Cousin, der in Kalifornien lebt.“ Vielleicht konnte er tatsächlich ihre Gedanken lesen?
„Und wie sind Sie auf Physiotherapie gekommen?“, fragte er, bevor sie ihm weitere Fragen stellen konnte.
„Meine kleine Cousine hat Mukoviszidose. Auch sie braucht regelmäßig ihre Therapie. Aber sie gehört zu den Glücklichen, die nicht unter Brustinfektionen leiden wie die meisten anderen.“ Sie sah ihn an. „Und warum haben Sie sich für die Medizin entschieden?“
„Aus den gleichen Gründen wie Sie – persönliche Erfahrungen. Ich war als Kind oft krank, zwar nichts Ernsthaftes, aber es weckte mein Interesse für die Zusammenhänge. Außerdem wollte ich mal am anderen Ende der Spritze stehen. Also beschloss ich, die Seiten zu wechseln und Arzt zu werden.“ Wieder flog ein unbestimmter Ausdruck über sein Gesicht, dann aber lächelte Fabio. „Scheint so, als würde uns mehr verbinden als nur die Arbeit.“
Katie war anderer Ansicht. Zwar hatten sie beide früh den Vater verloren, waren aber unter ganz verschiedenen Umständen aufgewachsen. Er war vermögend, gebildet und den Umgang mit den Reichen und Berühmten dieser Welt gewohnt. Menschen, von denen sie nur gelesen oder etwas im Fernsehen gesehen hatte.
„Das bezweifle ich.“ Kaum waren die Worte heraus, merkte sie, wie sie sich anhörten. „Tut mir leid, so meinte ich es nicht.“
„Schon okay.“ Aber er blickte sie verwundert an.
Katie verstand selbst nicht, warum sie so schnippisch geantwortet hatte. Errötend griff sie nach ihrer Zeitschrift, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie lieber lesen würde.
Fabio sah sie lange an, ehe er sich zurücklehnte und die Augen schloss. „Stoßen Sie mich an, wenn wir landen, ja? Die letzte Nacht war anstrengend.“
Bevor sie etwas sagen konnte, war er eingeschlafen.
2. KAPITEL
Kaum war das Flugzeug gelandet, öffnete die Copilotin die Tür und klappte die Treppe aus. Als sie das Flugzeug verließen, sah Katie, wie die Blondine Fabio einen Zettel zuschob. Garantiert ihre Telefonnummer.
Lucy stieß einen Freudenschrei aus und rannte die Stufen hinunter auf eine elegante Frau und einen schlanken, athletisch gebauten Mann zu. Den strahlenden Gesichtern nach mussten es ihre Eltern sein.
Lucys Vater hob sie auf die Arme und drückte sie an sich, während ihre Mutter sie mit Küssen überschüttete.
Katie blieb unten an der Treppe stehen, sie wollte nicht stören. Das gefühlvolle Wiedersehen der Familie schnürte ihr die Kehle zusammen, und plötzlich empfand sie ein tiefes Gefühl der Sehnsucht und Einsamkeit. Aber sie wusste, sie durfte sich nicht von ihren Gefühlen überwältigen lassen. Sie hatte hier einen Job zu erledigen. Sie atmete tief durch, um sich zu fangen.
„Hallo, Fabio.“ Amelia Hargreaves kam auf sie zu. Sie schien erfreut, wenn nicht sogar erleichtert, ihn zu sehen. Er beugte sich vor, und sie küsste ihn auf beide Wangen. „Wie schön, dich wiederzusehen“, sagte sie. „Wir können dir gar nicht genug danken, dass du gekommen bist.“
In ihrem vanilleweißen Hosenanzug, in dessen Ausschnitt ein pinkfarbenes Seidentop hervorblitzte, strahlte Lucys Mutter kühle Eleganz aus. Doch auch ihr tadelloses Make-up konnte den kummervollen Ausdruck in ihren schönen Augen nicht verbergen. Sie drehte sich zu Katie um und hielt ihr eine schlanke, tadellos manikürte Hand hin. „Miss Simpson, ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich bin, dass Sie ebenfalls mitkommen konnten. Lucy hat sich schon so lange sehnlich gewünscht, ihrem Daddy beim Rennen zuzusehen, aber das war leider bislang nicht möglich. Man hat mir gesagt, dass Sie Expertin für Mukoviszidose-Therapien sind.“
„Ich freue mich auch, hier zu sein, Mrs Hargreaves. Auf dem Flug habe ich mit Lucy schon einige Übungen gemacht. Stimmt’s, Lucy?“
„Bitte, nennen Sie mich doch Amelia.“ Anmutig ging sie neben ihrer Tochter in die Hocke. „Hast du im Flugzeug schön geschlafen, mein Schatz?“
„Ja. Ein wenig.“
„Hi, Fabio!“, rief Mark. „Schön, dich wiederzusehen.“
Die beiden Männer
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