Aerzte zum Verlieben Band 58
sie. „Hast du geschlafen?“
„Natürlich. Vier Stunden, wie immer. Für dich war es auch eine volle Woche.“
„Anders als du gehe ich abends ins Bett. Musst du wirklich noch Nachtschichten übernehmen? Deine Tochter ist alt genug, du könntest doch wieder tagsüber arbeiten. Das ist viel gesünder.“
„Ich bin es so gewohnt. Und irgendjemand muss ja die Rechnungen bezahlen.“
Es geht dich nichts an, ermahnte er sich. Es war verrückt genug, hier aufzutauchen. Aber er hatte sich den ganzen Tag Sorgen um sie gemacht, weil sie so müde gewesen war.
In den letzten Jahren hatte sich sein Einkommen derart gesteigert, dass er seine finanziellen Angelegenheiten einem professionellen Berater übergeben hatte. Einem sehr guten, sodass Marco sich nie wieder Gedanken um seine nächste Mahlzeit machen musste oder um sein nächstes Haus, falls er vorhatte, eins zu kaufen. Dass Emily anscheinend jeden Cent umdrehen musste, gefiel ihm gar nicht.
Als er ihren skeptischen Blick bemerkte, wurde ihm klar, dass er eine Grenze überschritten hatte. Schon wieder. Ob sie nachts oder tagsüber arbeitete, war allein ihre Angelegenheit, und er wusste nicht einmal, warum er das Gespräch überhaupt darauf gebracht hatte. Marco wechselte abrupt das Thema. „Ich war sehr zufrieden mit Annies Ultraschalluntersuchung.“
„Sie ist überglücklich. Sie hat auch gefragt, ob du nicht bald zu uns zum Grillen kommen möchtest.“
„Ist das eine Einladung?“
„Du weißt, dass du hier jederzeit willkommen bist.“
Aber würde er sie allein sehen? Er hatte noch ein Geschenk für sie. Natürlich mochte er Annie, doch inzwischen kam es ihm vor, als hätte er Emily vor Wochen zuletzt für sich allein gehabt. „Schade, dass ich dich nach der Party nicht nach Hause bringen kann“, sagte er.
Sie lächelte, und in ihren schönen Augen las er seine eigenen Gedanken. Die Zweisamkeit fehlte ihr genauso wie ihm, aber sie wusste auch, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie beide gab. „Das wäre schwierig, weil ich hier wohne.“
„Ich könnte dich einmal um den Block fahren und dann hier wieder absetzen.“
„Oder du bleibst einfach ein bisschen länger als die anderen.“ Emily zögerte. „Aber ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn ich zu nächtlicher Stunde mit dir allein bin, Marco.“
Sein Herz war unvernünftig. „Es könnten schöne Stunden werden.“
„Genau das meine ich“, sagte sie, doch es klang sehnsüchtig.
„Hast du Angst?“ Das war seine Trumpfkarte bei Emily. Einer Herausforderung konnte sie nicht widerstehen.
„Vor dir? Bestimmt nicht. Ich habe mit dir kopfüber an einer Wand geklebt, schon vergessen?“
Marco lachte. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie leicht ihm ums Herz wurde, wenn er mit Emily zusammen war. „Dann darf ich bleiben?“
Sie sah sich um. Ihre Gäste brachen auf, die Party war fast vorbei. Und was konnte schon passieren, wenn Annie da war? Es schadete doch nicht, noch ein bisschen länger bei ihm zu sein. „Natürlich. Du sagst es Annie, und ich verabschiede die Gäste. Oder willst du mitkommen?“
Eigentlich nicht. Damit würde er allen zeigen, dass sie ein Paar waren. Wollte er das? Sonst hatte er kein Problem damit gehabt, sich am Arm einer schönen Frau zu zeigen. Warum jetzt?
„Wenn du möchtest“, meinte er.
Aber Emily hatte feine Antennen. Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Ist das ein Problem für dich?“
„Nein.“ Marco dachte nach, versuchte, seine Gefühle zu analysieren. Hatte er Angst? Aber wovor? „Nein, selbstverständlich nicht. Komm, wir verabschieden sie zusammen.“ Lächelnd hielt er ihr die Hand hin.
Emily nahm sie, erwiderte sein Lächeln.
Als er kurz darauf Finn die Hand schüttelte, grinste der wissend. Evie umarmte ihn, auch wenn Marco nicht wusste, wie er zu der Ehre kam. Und Luke und Lily lächelten warmherzig, als Emily erklärte, dass er noch etwas bleiben würde.
Vielleicht war es doch nicht so schlimm, jemanden an der Seite zu haben, auf den man stolz war. Und er empfand tatsächlich Stolz auf Emily, weil sie eine faszinierende, eine wundervolle Frau war. Trotzdem wünschte er sich ein paar Momente mit ihr allein …
„Hast du Lust auf einen Spaziergang?“
„In Begleitung eines großen starken Mannes? Warum nicht? Um diese Uhrzeit laufe ich sonst nicht allein durch die Gegend.“
„Das will ich auch hoffen.“
Emily musste lächeln. Sie könnte sich daran gewöhnen, dass ein Mann sie beschützen wollte … Doch sie durfte es nicht.
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