Aerzte zum Verlieben Band 58
dahintersteckt?“
„Es ist einige Monate her, da hat sie sich gebeten, der Zeitschrift ein Interview zu geben. Eine Reportage zum Thema: Die Schöne und das Superhirn . Ich steckte damals mitten in Examensvorbereitungen und hatte absolut keine Zeit, also sagte ich ab. Und dachte, die Sache sei damit erledigt.“
„Stattdessen hat sie die Gelegenheit genutzt, dir eins auszuwischen, weil sie dich im Grunde schrecklich beneidet.“
„Wieso sollte sie mich beneiden? Schließlich ist sie das Supermodel, und nicht ich.“
„Sie geht immerhin auch auf die dreißig zu, in ihrem Business ist das schon ziemlich alt. Wie lange wird sie wohl noch so erfolgreich sein? Gutes Aussehen vergeht, eine gute Ausbildung nicht. Du hast deine Karriere noch vor dir, sie hat den Zenit bereits überschritten. Und, was noch schwerer wiegt, du bist bei allen beliebt. Deshalb ist sie neidisch auf dich.“ Theo hatte sich richtig in Rage geredet. „Wissen deine Eltern eigentlich davon?“
„Vermutlich nicht. Von mir werden sie es auch nicht erfahren. Du weißt ja, wie labil meine Mom ist.“
„Ich weiß, dass depressive Phasen schwer zu überwinden sind“, erwiderte Theo mitfühlend. „Was aber nicht bedeutet, dass man darüber seine Elternschaft aufgibt.“
Über dieses Thema redete Jane nur ungern. „Schon okay.“
„Du hast wirklich eine Engelsgeduld, Hut ab.“
„Für Mom ist das alles nicht einfach. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere musste sie alles hinwerfen, weil sie mit Jenna und mir schwanger wurde.“ Laut Sophia hatte die Schwangerschaft ihre Haut und ihre Figur ruiniert. „Das und die postnatale Depression danach waren dafür verantwortlich, dass sie nicht mehr in ihren Beruf zurückgekehrt ist.“
„Weißt du, Maddie könnte dasselbe behaupten. Seit sie Mutter ist, stehen ihr nicht mehr alle Karriereoptionen offen. Und auch ich würde mir gut überlegen, welche Stelle ich annehme, um nicht zu riskieren, dass meine Familie zu kurz kommt. Doch weder sie noch ich würden es anders wollen. Die Mädchen haben unser Leben bereichert, wie es ein Job nie könnte.“
Jane musste erst mal schlucken. Wie es wohl wäre, Eltern zu haben, die einen bedingungslos liebten, anstatt einem das Gefühl zu geben, man wäre besser nicht geboren worden? Wie wäre es gewesen, wenn Jenna sie während der langen Jahre des Medizinstudiums unterstützt hätte, anstatt sie mit Spott und abfälligen Bemerkungen zu überschütten?
Überflüssig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jane konnte ihre Familie nicht ändern, sondern nur versuchen, sie trotz allem nach Kräften zu lieben. Wenn auch aus sicherer Entfernung, wie sie sich schuldbewusst eingestand.
Theo griff über den Schreibtisch und drückte ihre Hand. „Sorry, ich habe nicht das Recht, deine Familie zu kritisieren. Obwohl ich wünschte, sie wüssten dich ein bisschen mehr zu schätzen.“ Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Ist der Artikel schuld daran, dass du gestern Abend schon so früh gegangen bist?“
„Nein.“ Nicht wirklich. Doch sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als Theo den wahren Grund zu verraten.
„Sicher?“
„Sicher.“
„Na gut, dann will ich dir einfach mal glauben.“ Ein Lächeln zog über sein Gesicht. „So, und jetzt verschwinde und genieß deine beiden freien Tage. Dienstag möchte ich dich gut gelaunt und erholt hier wiedersehen, okay?“
„Okay, Theo.“ Sie stieß erleichtert die Luft aus. „Und noch mal vielen Dank.“
Am Dienstagmorgen hatte Jane gerade ihre erste Patientin untersucht, als Theo in Begleitung eines Mannes hereinkam. „Janey, hast du einen Moment Zeit?“
Als sie den Mann im weißen Kittel neben ihm erkannte, wurden ihr die Knie weich.
Oh, mein Gott.
Das konnte doch unmöglich er sein … oder?
Mit dem nächsten Satz bestätigte Theo ihre schlimmsten Befürchtungen. „Ich möchte dich gerne mit unserem neuen Oberarzt bekannt machen.“
Wenn Theo ihn gleich noch als „James“ oder „Mr Bond“ vorstellte, würde sie mit einem hysterischen Lachkrampf zusammenbrechen.
„Edward Somers“, fuhr Theo fort. „Ed, das ist Jane Cooper, eine unserer Assistenzärztinnen. Aber nicht mehr lange, sie macht bald ihren Facharzt.“
Ihr Gesicht brannte, bestimmt lief sie gerade puterrot an. Oh, wie furchtbar peinlich! Jetzt lächelte ihr Prince Charming alias James Bond alias Dr. Edward Somers auch noch amüsiert zu. Oh, bitte, kein Wort über Samstagnacht …
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Jane“,
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