Aerzte zum Verlieben Band 58
okay, wenn wir hierbleiben, bis er aufwacht?“, wandte Ed sich an die Schwester.
„Aber natürlich.“ Die junge Frau tätschelte mitfühlend seinen Arm. „Machen Sie sich keine Sorgen, er packt das schon. Falls Sie etwas brauchen, sagen Sie einfach Bescheid.“ Damit verließ sie leise das Zimmer.
Ed setzte sich auf den Stuhl neben dem Krankenbett und zog Jane zu sich auf den Schoß. Er brauchte jetzt ihre tröstliche Nähe. Ihm wurde bewusst, was für eine ungewohnte Erfahrung es war, sich auch einmal schwach zeigen zu dürfen. Ungewohnt und sehr beruhigend.
„Soll ich uns einen schönen starken Tee aus der Cafeteria holen?“, bot Jane an.
„Nein, danke, mir geht’s gut“, log er. Er wollte, dass Jane bei ihm blieb.
„Dir geht’s gar nicht gut“, widersprach sie.
Ed seufzte. „Jedenfalls fühle ich mich besser, wenn du bei mir bist.“ Erschöpft lehnte er den Kopf an ihre Schulter. „Tut mir leid, dass ich gerade so ein Wrack bin.“
Sie strich ihm übers Haar. „Hey, das ist doch völlig normal. Jeder ist durch den Wind, wenn jemand aus der Familie einen Unfall hat. Wir Ärzte sind da wahrscheinlich sogar noch schlimmer, weil wir all die möglichen Komplikationen kennen.“
„Wenn ich mir allein vorstelle, welche Schmerzen er ausgestanden haben muss.“ Der Unfall hätte George auch das Leben kosten können, dessen war sich Ed sehr bewusst. Gar nicht auszudenken, was das für die ganze Familie bedeutet hätte …
„Warum muss mein Bruder nur immer so dumme Sachen machen?“
„Nicht dumm. Hatte ’nen Sicherheitsgurt“, informierte ihn eine undeutliche Stimme.
Und warum konnte ich nicht einfach die Klappe halten, dachte Ed schuldbewusst. George braucht seine Ruhe, und ich töne hier lautstark durch die Gegend. „Sorry, ich wollte dich nicht aufwecken.“
„Hab nicht geschlafen, nur die Augen zugemacht. Wusste, dass du hier bist.“ George verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. „Willst du uns nicht bekannt machen?“ Er nickte schwach in Janes Richtung.
„Jane. Jane, das ist mein Bruder George.“
„Sie sitzt auf deinem Schoß. Hm. Das also ist dein süßes Geheimnis …“
„Ja.“ Jane drehte sich fragend zu ihm um, und er begegnete ihrem Blick. Wenn sie erst seine völlig durchgedrehte Familie kannte, würde sie ihn verstehen. Er wollte erst sichergehen, in welche Richtung sich das mit Jane entwickelte, bevor er sie seinen Leuten vorstellte. Das musste er ihr später erläutern, aber nicht in Georges Beisein.
„Hallo, Jane.“
„Hallo, George. Nett, dich kennenzulernen, auch wenn die Umstände nicht gerade erfreulich sind.“
„Wie fühlst du dich?“, erkundigte Ed sich besorgt.
„Ein bisschen schwummrig. Die haben genug Schmerzmittel in mich reingepumpt, um ein Pferd umzuhauen.“
„Vergiss nicht die Vollnarkose.“ Allmählich verwandelte Eds Sorge sich in Verärgerung. Er hatte wirklich vorgehabt, sich nett und verständnisvoll zu zeigen … aber, verdammt noch mal, warum brachte George ständig solche Stunts? „Was zum Teufel hast du getrieben?“, platzte er gereizt heraus. „Die Klippe im Sturzflug bombardiert, oder was?“
„Gleitschirmfliegen. Eine Windböe hat mich erfasst.“
Das war also sein neuestes Hobby, um seine überschüssige Energie loszuwerden. Autorennen war ja passé, seitdem ihr Vater George das Versprechen abgenommen hatte, sich nie wieder hinters Steuer eines Rennwagens zu setzen.
Wieder versuchte George sich an einem schiefen Grinsen, das jedoch kläglich misslang. „Hab mich nicht konzentriert.“
Wahrscheinlich war er mit dem Gedanken bei einer Frau gewesen. Typisch. „Du hättest dich umbringen können!“
„Bin ja noch da …“
„Ja, und in welchem Zustand …“ Ed seufzte frustriert. „Erlaubst du mir Einsicht in deine Krankenakte?“
„Ja. Kannst sie mir gleich übersetzen.“
„Jep. Oberschenkelhalsbruch, zwei gebrochene Handgelenke …“ Seine Hoden hatten auch was abgekriegt. Blieb nur zu hoffen, dass das keine negativen Auswirkungen auf Georges Zeugungsfähigkeit hatte. Denn dann wäre es an Ed, einen zukünftigen Erben in die Welt zu setzen.
Er schob diesen beunruhigenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich ganz auf seinen Bruder. „Du hättest dich umbringen können“, wiederholte er kopfschüttelnd.
„Ist ja nichts passiert …“
„Nein, gar nichts.“ Ed kochte schon wieder. „Na ja, jetzt bist du jedenfalls erst mal für längere Zeit aus dem Verkehr gezogen“, fügte er zufrieden
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