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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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ihren Gedanken. Er stockte, schien mit sich selbst zu ringen. »… werde ich entschieden haben, bis wir uns wiedersehen.«

21
    D er Fernsehturm war fort. Jul blinzelte. Wieso hatte er das nicht früher bemerkt? Er nahm es erst jetzt richtig zur Kenntnis, während er Amanda nachsah, wie sie sich einen Weg über die Trümmer am Grund des Kraters suchte. Sie entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung, die Jul einschlagen würde, und hielt somit genau auf den Fernsehturm zu. Wenn er denn noch gestanden hätte. Das letzte Erdbeben musste ihn gefällt haben. Nur noch ein verbogener Stumpf ragte aus dem Fundament, umstanden von den Bäumen des Parks, der hinter ihm begann. Jul entdeckte die verbeulten Reste der metallenen Kugel inmitten all der anderen Trümmer im Krater. Zum Glück war der Turm längst gesperrt gewesen. Doch nur weil diesmal niemandem etwas geschehen war, hieß das nicht, dass es beim nächsten Mal auch so sein würde. Die Situation würde sich zuspitzen, wenn niemand etwas unternahm.
    Jul schüttelte den Kopf, wandte sich abrupt ab. Noch wollte er darüber nicht nachdenken. Aber noch konnte er leider auch sonst nichts tun. Er musste warten, Amanda einen Vorsprung lassen. Besser, sie war schon weit fort, wenn er mit Michael und ihrem Meister sprach.
    Jul legte den Kopf in den Nacken, sah zur Sonne hinauf, die inzwischen hoch am Himmel stand. Sie brannte heiß auf ihn hinab, nach der Dunkelheit und Enge unter der Erde eine Erleichterung. Er atmete tief ein, streckte seine Flügel …
    Schmerz zuckte durch seinen Rücken und durch Gliedmaßen, die er längst nicht mehr besaß. Wie lange würde es dauern, bis er sich endlich daran gewöhnt hatte? Doch er wollte sich gar nicht daran gewöhnen. Er hatte seine Mission erfüllt. Also bekam er seine Flügel nun zurück, oder nicht? Falls Michael je vorgehabt hatte, sein Versprechen zu halten, hieß das. Falls er keinen Grund fand, es nicht zu tun.
    Hatte Jul Amanda gegenüber irgendetwas gesagt, das der Erzengel gegen ihn verwenden konnte? Immerhin hatte Michael mitgehört, wenn man dem Morgenstern glauben durfte. In Gedanken ging Jul ihre Gespräche noch einmal durch.
    Michael bezichtigt zu haben, auf den Pfad der Dämonen abzurutschen, war ganz sicher nicht gut, aber vielleicht konnte er dafür Reue zeigen und um Verzeihung bitten.
    O ja, und er hatte den Morgenstern gefragt, was sie tun mussten, um den Herrn zu töten. Aber er konnte behaupten, das sei nur Mittel zum Zweck gewesen, um mehr über dessen Pläne zu erfahren. Er wusste nicht einmal, ob er damit lügen würde. Wo stand er in dieser Sache? Was sollte er tun, wenn er Amanda wieder traf? Erneut sah Jul die schattenhafte Wunde vor sich, die im gleißenden Licht des Herrn klaffte. Konnte er dabei mithelfen, jemanden zu töten, den er mehrere Jahrtausende lang verehrt hatte? Der ihn erschaffen hatte? Konnte er den anderen Engeln die Hoffnung auf die Rückkehr des Herrn endgültig nehmen?
    Seine Gedanken drehten sich im Kreis, suchten immer und immer wieder nach einer Lücke in der Geschichte des Morgensterns und fanden keine. Alles, was er gesagt hatte, passte zusammen. All die Puzzleteile waren an ihren Platz gefallen, und es war nicht ihre Schuld, dass sie ein ganz anderes Bild ergaben, als Jul immer gedacht hatte. Dennoch …
    Nein. Mit einiger Willensanstrengung zwang Jul seine Gedanken in eine andere Richtung. Er hielt es nicht länger aus, setzte sich langsam in Bewegung. Sorgfältig behielt er den Boden im Auge, achtete auf jede Bewegung des Gerölls, auf jedes Flimmern.
    Während er ging, rief er sich die Nachricht ins Gedächtnis, die Amanda ihm für ihren Meister mitgegeben hatte, bevor sie sich getrennt hatten. »Du musst darauf bestehen, ihn unter vier Augen zu sprechen. Sag ihm, ich hätte dir ein Geheimnis verraten für den Fall, dass ich sterbe. Balthasar soll Roman freilassen, oder du erzählst Nachasch, dass geplant war, sie zu beschwören und in einen Ring zu bannen.«
    Erpressung, Intrigen, Geheimnisse, Lügen. Seit er seine Flügel verloren hatte, war es Jul gelungen, sich von alldem fernzuhalten. Nun steckte er mittendrin. Und das nicht einmal nur um Amandas willen. Er belog Michael doch schon seit ihrem Treffen im Dom.
    Missmutig trat Jul nach einem Stein und sah zu, wie er über größere Trümmerstücke hüpfte und schließlich mitten in der Luft hängen blieb. Vorsichtig umrundete er die entsprechende Stelle, an der der Boden Wellen schlug, als bestünde er aus

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