Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
als sie sich zu ihm umdrehte. »Danke. Das war schön.«
Und dann war sie verschwunden.
Nachdem sich Christian angezogen hatte, ging er nach unten und fand dort Lilijanas Koffer sowie mehrere Einkaufstaschen von teuren Geschäften vor der Haustür. Seine Mutter saß in der Bibliothek und las in einem Magazin. Als er auf sie zuging, schloss sie sofort das Hochglanz-Modeheft, aber zuvor hatte er noch einen Blick auf die Financial Times werfen können, die sie dahinter verbarg.
»Wie geht es ihr?«, fragte sie und blätterte geistesabwesend die Seiten um.
»Sie schläft wieder.« Er ging zur Bar und schenkte sich einen Whiskey ein.
Sie bedeutete ihm, er solle ihr ebenfalls einen Drink bringen, und er gab ihr sein eigenes Glas, bevor er sich ein neues eingoss.
»Sie geht dir nicht mehr aus dem Sinn, oder?« Lilijana schlug die langen, solariumgebräunten Beine übereinander.
Christian kämpfte gegen den Frosch in seiner Kehle und tat ihre Bemerkung mit einer Handbewegung ab. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Doch, das weißt du.« Sie nippte an ihrem Glas. »Du hast diesen besonderen Blick.«
Christian stellte sein unangerührtes Glas zurück auf die Bar. »Mach dich nicht lächerlich.«
»Du hast einen zusätzlichen Funken verspürt – etwas Besonderes. Es steht dir deutlich ins Gesicht geschrieben.« Sie erhob sich und ging auf ihn zu. »Weißt du, dass dein Vater das Gleiche gespürt hat, als er sich zum ersten Mal an mir genährt hat?«
»Ja, aber du hattest Verborgenenblut.«
Wissend hob sie eine Braue und nahm einen weiteren kleinen Schluck aus ihrem Glas.
Endlich ergab sich ein deutliches Bild. »Wie? Wann? Offenbar weiß Antoinette es nicht.«
»Keiner von Nicolaes Abkömmlingen weiß es. Wie sollte es deinem Vater sonst möglich gewesen sein, ihn einzustellen? Ignatius kannte die Wahrheit. Er wusste, dass Nicolaes Mutter eine Verborgene war – genau wie ich.«
»Ein Petrescu würde doch niemals eine Verborgene heiraten«, wandte Christian ein.
»Natürlich nicht wissentlich, aber Nicolaes Vater hat es nie gewusst, und auch nicht sein Bruder, der Mörder … Emil.« Lilijana bereitete es noch immer Schwierigkeiten, diesen Namen auszusprechen. »Ihre Mutter hat es Nicolae erst auf dem Sterbebett erzählt, und er hat es niemandem verraten.«
»Aus Scham zweifellos«, meinte er.
Lilijana schüttelte den Kopf. »Christian, du solltest es besser wissen. Nicolae hat seine Kinder geliebt, und die Familie war ihm immer sehr wichtig – insbesondere seine Mutter.« Lilijana machte ein trauriges Gesicht.
Christian wusste, dass sie jetzt an ihre eigene Mutter dachte, die in die Prostitution gezwungen worden war, um Lilijana in einer rauen und herzlosen Welt ernähren zu können. Sie war sowohl von den Menschen als auchvon den Aeternus abgelehnt und schließlich von einem ihrer Kunden ermordet worden.
»Das erklärt Antoinettes Begabungen und ihr Einfühlungsvermögen, was Tiere angeht«, sagte Christian.
Lilijana stellte ihr leeres Glas auf der Bar ab. »Ja. Manchmal kommen die Gene in späteren Generationen stärker durch, und das scheint bei Antoinette der Fall zu sein. Aber ich glaube nicht, dass sie es erfahren sollte. Bei ihrer Vergangenheit könnte es sie zu sehr erschüttern.«
Das Dröhnen von Rotorblättern wurde in der Dunkelheit hinter dem großen Erkerfenster immer lauter. Ein einzelner Lichtschaft erschien über den Bäumen.
»Oh, gut, da kommt meine Fluchtmöglichkeit zurück in die Zivilisation.« Lilijana kehrte zu ihrem üblichen Verhalten der hochnäsigen Reichen zurück – fast. Sie nahm ihre Handtasche und blinzelte ihm zu, bevor sie ihre diamantenbesetzte Designer-Sonnenbrille aufsetzte.
Er ergriff ihre Hand, bevor sie sich umgedreht hatte. »Danke, Mutter.«
Sie hielt die Hand unter sein Kinn, und ganz kurz verrutschte ihre Maske. »Mach das nie wieder mit mir.«
Er zog sie an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Pass auf dich auf.«
Sie streichelte ihm kurz über die Wange und senkte die Hand. »Kavindish! Kavindish, wo sind Sie?«
Der Butler erschien wenige Sekunden später und trug bereits ihre Taschen.
»Es ist Zeit. Ich weiß nicht, wie Christian es schafft, Ihre Inkompetenz zu ertragen«, schnaubte sie.
Kavindishs Blicke schossen zwischen Christian und seiner Mutter hin und her. »Das verstehe ich auch nicht, Miss Lilijana. Ich bin sehr froh, einen so verständnisvollen Arbeitgeber zu haben.«
Lilijana stapfte zur Tür, und als sie Kavindish
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