Aeternus - Sanfter Tod: Roman
und jetzt können Sie die Zeichen deutlich erkennen.«
Sie schaute genauer hin und runzelte die Stirn. »Ich sehe gar nichts.«
»Warten Sie, ich zeige es Ihnen«, sagte Tony und drückte auf einige Tasten.
Nun legten sich rote Streifen über das Foto, die den Zeichen auf dem dritten Leichnam entsprachen.
O mein Gott.
»Schalten Sie das wieder aus«, sagte sie und fuhr mit der Hand über den Bildschirm.
Tony gehorchte.
Es war unverkennbar; nun sah sie es auch ohne die hervorhebenden Linien deutlich. Über dem Zeichen der Dunklen Brüder war das zweite Symbol in die Brust geschnitten worden, als das Opfer noch gelebt hatte, aber wegen seiner Bestiabeo-Eigenschaften waren die Wunden verheilt – fast.
»Und was ist mit der ersten Leiche?«, fragte sie.
»Das ist etwas schwieriger«, sagte Cody. »Das Opfer muss länger überlebt haben. Zeigen Sie es ihr, Tony.«
Einige Tastenbewegungen später erschien ein anderes Bild, und Tony legte wieder die roten Linien darüber.
Diesmal gab es nicht viele Wunden, die ihnen entsprachen.
»Glauben Sie, dass das einmal dasselbe Symbol gewesen ist?«, fragte sie Cody.
Tony nahm die Linien wieder weg. »Ich bin mir nicht sicher, aber möglich wäre es.«
Die Außentür hinter ihnen wurde geöffnet, aber alle starrten so gebannt auf den Bildschirm, dass sie nicht aufschauten.
»Ich weiß es ebenfalls nicht«, sagte Cody. »Vielleicht ist es wirklich so, vielleicht wollen wir es auch nur sehen. Wer weiß?«
»Wer weiß was?«, fragte Oberon.
Cody richtete sich auf. »Wir glauben, dass den anderen Opfern ebenfalls das Symbol in die Brust geschnitten wurde.«
»Schicken Sie mir die Fotos als E-Mail. Ich gehe in mein Büro«, sagte Oberon und schritt davon.
Tony schrieb etwas in ein kleines Notizbuch, und Kittbemerkte ein kleines Yin-Yang-Symbol aus Drachen in dessen Ecke.
Sie nahm ihm das Notizbuch aus der Hand und betrachtete die Abbildung genauer. »Woher haben Sie das?«
Zerstreut sah Tony zu ihr auf. »Ich habe es im Lagerraum bei den Papiervorräten gefunden. Warum?«
»Ach, nichts«, sagte sie und folgte Oberon in dessen Büro.
»Weißt du, was das hier ist?«, fragte sie ihn.
Er sah auf, als sie die Bürotür schloss. »Wie ich sehe, zählst du endlich zwei und zwei zusammen.«
»Ravens Tätowierung?«
Er nickte, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Der Stuhl knirschte unter seinem Gewicht.
»Willst du mir nicht sagen, was es bedeutet?«
»Die Dracones Nocti waren ein Team von Attentätern und Geheimagenten, die vom Dezernat geschult wurden und im Ersten Weltkrieg hinter den feindlichen Linien operierten. Sie waren seitdem in allen Kriegen einschließlich des Kalten Kriegs aktiv, bis das Team vor etwa zwanzig Jahren aufgelöst wurde. Das hier war ein richtiger Bunker und wurde von ihnen als Hauptquartier benutzt.«
»Ausgebildete Attentäter«, sagte sie und ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. »Und ihre Vereinigung wurde aufgelöst, bevor wir uns begegnet sind. Kein Wunder, dass er gesagt hat, er sei in Mitleidenschaft gezogen worden.« Sie sah den Ursier an und hatte plötzlich Angst. »Er hat den Zwillingen beigebracht, wie sie sich selbst verteidigen können. Ich war der Meinung, dass es sich dabei um Kung-Fu oder so etwas handelt. Was ist, wenn er ihnen das Töten beigebracht hat?«
»Wenn er sie so gut geschult hat, dann sollte er dieAusbildung unserer neuen Rekruten übernehmen«, sagte Oberon. »Warum will ich ihn deiner Meinung nach wohl dabeihaben? Seine Fähigkeiten als verdeckter Ermittler sind unschätzbar. Durch Glück allein überlebt man nicht so lange.«
Sie konnte sehen, wie er nachdachte. »Wenn wir den Killer fangen, wird mein Vater das Kopfgeld zurücknehmen. Dann wäre Raven frei.«
»Nur wenn wir beweisen können, dass der Mörder auch derjenige ist, der Emmett getötet hat«, fügte Oberon hinzu. »Aber dem zufolge, was ich weiß und was ich in Emmetts Akte gesehen habe, würde ein Mann mit Ravens Talenten niemals eine solche Schweinerei veranstalten.«
Sie seufzte und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Die Sorge, was Raven ihren Töchtern beigebracht haben könnte, nagte an ihr.
»Wenn du es wirklich wissen willst, dann frag ihn«, sagte Oberon. »Aber ich würde die Mädchen gern zuerst testen, damit ich weiß, wozu sie fähig sind. Ich werde Antoinette darauf ansetzen.«
Cody stürmte herein. »Es wurde eine weitere Leiche gefunden – diesmal in einem Webshop,
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