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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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starrenden Manschetten, die mit groben Flicken besetzten und mit dickem Garn zusammengehaltenen Überreste eines Gehrocks. An den Beinen trug er gestreifte Hosen, die nur noch bis zur Wade gingen und dort in Fetzen herabhingen. Darunter ragten nackte Beine hervor und über den löchrigen Schuhen ein Paar Gamaschen, die einmal weiß gewesen sein mussten. Kato bemerkte, dass sie diese erstaunliche Erscheinung mit offenem Mund anstarrte und senkte hastig den Blick.
    Sie erreichten das andere Ufer. Jewgenij packte Kato um die Taille und stellte sie auf den festen Grund. Dann zog er sich ebenfalls an Land, schüttelte sich wie ein Hund und grinste. Er nahm seine Kleider entgegen, rieb flüchtig mit der Jacke seine Füße trocken, zupfte mit traurigem Blick an seiner nassen Unterhose, zuckte die Achseln und zog seine Hose darüber.
    Der Strotter stand stumm neben ihnen, Jewgenijs Anblick aus der Nähe schien ihm die Sprache zu verschlagen. »Was bist du?«, sagte er nach einer Weile. »Ein verdammtes Haus oder was?«
    Jewgenij knöpfte sein Hemd zu und schlüpfte in die zerknautschte Jacke. Die Kette mit der liegenden Acht baumelte über seinem Kragen. »Geleitest du uns durch euer Gebiet?«, fragte er.
    Der Strotter kratzte sich am Kopf. »Kann euch ein Stück begleiten«, murmelte er und musterte die Kette um Jewgenijs Hals. »Bis zum niederen Becken. Kennst du den Weg ab da?«
    Jewgenij nickte, und sie setzten sich in Bewegung. Kato bemerkte, dass der Strotter sie neugierig musterte. Sie zog ihre Mütze tiefer in die Stirn und gab sich alle Mühe, verwegen und männlich dreinzuschauen.
    »He«, sagte der Strotter. »He, du. Was bist du für einer?«
    »Károly«, erwiderte Kato.
    Der Strotter lachte. »Isidor, das bin ich«, antwortete er. »Ihr zwei seid schon ein seltsames Pärchen. Ist der Berg auf Beinen da dein Vater?«
    Kato warf Jewgenij einen schnellen Seitenblick zu. »Ja«, log sie.
    »Und ihr seid auf dem Weg zur Zuflucht. Wer ist hinter euch her? Die Kiberer?«
    Kato sah Hilfe suchend zu Jewgenij auf. Der nickte knapp. »Müssen aufpassen, dass wir nicht verschüttgehen«, sagte er. »Brauchen mal wieder einen Sänftling und einen, der uns die Mauer macht.«
    Der Strotter lüpfte eine Augenbraue. »Die verrückten Gugelfrantzen in der Zuflucht sollen euch helfen?«, fragte er skeptisch. Dann sah er die Kette um Jewgenijs Hals an und zuckte die Achseln. »Scheinst ja eine Eintrittskarte zu haben. Und was geht es mich an.«
    Sie wanderten eine geraume Zeit durch eine Landschaft aus niedrigen Gewölben und hohen Sälen, engen Durchgängen und schmalen Gängen, in denen Jewgenij drohte stecken zu bleiben. Aus unzähligen Öffnungen plätscherte Wasser in tiefe Rinnen, in deren Schatten kleine Pfoten huschten und Augen rötlich blitzten. Wieder wurde es dunkler, die Lichter blieben hinter ihnen zurück und der Strotter entzündete erneut seine Öllampe.
    Die Decken der Gewölbe wurden niedriger. Jewgenij fluchte leise und zog den Kopf ein. Schließlich blieb Isidor stehen und schwenkte seine Laterne im Halbkreis, wieder zurück, dann andersherum. Eine Acht. Kato blickte nach vorne in die Dunkelheit. In der Ferne blitzte ein Licht, erlosch, flammte wieder auf. »Ihr könnt passieren«, sagte der Strotter. »Gute Fahrt.« Er nickte und war im nächsten Augenblick fort. Kato sah voller Bedauern seinem Licht hinterher, das noch schwach aus einer Maueröffnung glänzte, dann war auch dieser Schimmer verschwunden.
    »Da vorne geht es weiter«, sagte Jewgenij. Er hatte seine Hand auf ihre Schulter gelegt. »Warte.« Kato spürte mehr, als sie es sah, dass er neben ihr niederkniete. Sie hörte Stoff rascheln, seinen Atem, dann berührte sie etwas kühl und glatt am Ohr und glitt schlängelnd an ihrem Hals entlang, legte sich um ihren Nacken und fiel auf ihre Brust. Sie tastete danach und erfühlte den Anhänger, der eben noch um Jewgenijs Hals gehangen hatte. »Ich muss zurück«, sagte er und stand auf. »Bringe dich noch zum ersten Posten, den Rest schaffst du alleine.« Sie hörte die Unruhe in seiner Stimme. Wie lange waren sie schon unterwegs?
    »Wann werden sie dich vermissen?«, fragte sie besorgt.
    Der Druck seiner Hand auf ihrer Schulter verstärkte sich. »Schaffe es, wenn ich laufe«, sagte er. Das Licht kam näher, Kato konnte eine große, dunkle Gestalt erkennen, die eine Laterne in der Hand hielt. Der Mann trug einen Umhang und eine tief ins Gesicht gezogene Kapuze. »Er wird dich zur Zuflucht bringen«,

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