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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Anselm«, sagte der Engel. »Nun doppelt nicht.«
    Der Pater Guardianus stieß einen erbitterten Laut aus. »Sie wird sich hier in großer Gefahr befinden«, sagte er rau. »Ich kann es nicht verantworten. Ihre Mutter …«
    »… würde dich bitten, dich ihrer anzunehmen«, warf der Engel ein. »Du weißt nicht, was die junge Baronesse an Tugenden und Talenten hinter dieser interessanten Verkleidung verbirgt.«
    »Was rätst du mir, Belpharion?«, fragte der Pater mit resignierter Geste. »Ich setze ihr Leben aufs Spiel, wenn ich einwillige, sie aufzunehmen. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass man uns aufgespürt hat oder dicht daran ist, es zu tun. Vier Mitglieder des Hohen Rates sind spurlos verschwunden, darunter …« Er unterbrach sich, sein Blick streifte Kato und er schüttelte den Kopf. »Der Staatsanwalt wurde ermordet. Ich habe die Nachricht erhalten, dass zwei weitere unserer Ratsmitglieder nicht mehr wagen, vor die Tür zu treten, weil sie befürchten, ebenfalls entführt oder ermordet zu werden. Belpharion, ich suche verzweifelt nach einem Weg, wie ich meine Schutzbefohlenen in Sicherheit bringen kann!«
    Der Engel hatte seinem Ausbruch mit regloser Miene gelauscht. Er hob die Schultern. »Der Krieg richtet sich jetzt nicht mehr allein gegen mein Volk«, sagte er ruhig. »Anselm, ich kann deine Verzweiflung verstehen. Aber alle Zeichen haben auf diese Entwicklung gedeutet. Die Kaiserin ist ebenso verschwunden wie der Zeitmeister. Ich fürchte …« Er hielt inne, denn der Pater Guardianus war mit einem Schmerzenslaut in seinen Stuhl gesunken und verbarg das Gesicht in den Händen. »Auch er – fort?«, hörte Kato ihn flüstern.
    Sie warf Belpharion einen fragenden Blick zu. Er schüttelte den Kopf. »Zu viel«, sagte er. »Ihr Menschen seid nicht belastbar. Ihr hängt mit allen Fasern eurer wankelmütigen Herzen an euren Mitmenschen, und dieses doch so vergängliche Gefühl der Liebe schwächt euch.« Er lächelte.
    Kato sah ihn zornig an. »Du irrst dich, Leukos«, sagte sie. »Es gibt uns Stärke.«
    Belpharion lachte auf und reichte ihr versöhnlich die Hand. »Komm mit mir, Kato von Mayenburg«, sagte er. »Lass den armen Pater Guardianus in Ruhe die Angelegenheiten seines Ordens regeln. Ich übernehme die Einführung deines Gastes, wenn es dir recht ist, Anselm.«
    »Geht nur«, erwiderte der Guardianus. »Fräulein von Mayenburg, ich werde Ihnen eine Zelle zuweisen lassen – auch, wenn unser Aufenthalt hier nur noch von begrenzter Dauer sein wird, sollen Sie sich so willkommen fühlen, wie Sie es mir trotz der traurigen Umstände von Herzen sind.« Er hatte sich aufgerichtet und sah Kato mit großem Ernst und voller Aufrichtigkeit an.
    Sie dankte ihm für seine Worte und fügte hinzu, sie werde sich bemühen, ihm nicht zur Last zu fallen. Dann folgte sie dem Leukos hinaus in das düstere Gewirr der Höhlengänge und Kammern.

    Das Merkwürdigste war: Es tat nicht weh. Die Schmerzen, als sie mit ihrer Hand in der Ætherfalle gesteckt hatte, waren unbeschreiblich gewesen und hatten sie bis an den Rand der Ohnmacht getrieben. Der Gedanke an die Amputation war ihr beinahe als Erlösung erschienen. Dann hatte der Schwarze Milan das Gerät, das er »Spleißer« nannte, auf ihren Arm gerichtet, ein grelles Licht hatte sie vollkommen geblendet und ein Orkan an Empfindungen und Schmerzen, die alle ihre Sinne betäubten und überlasteten, hatte ihr vorübergehend das Bewusstsein geraubt.
    Als Katya aus der Besinnungslosigkeit wieder an die Oberfläche schwamm, fand sie sich auf einer Trage wieder, die von zwei kräftigen Strottern über den unebenen Grund geschleppt wurde. Ihre Hand war verbunden und fühlte sich eigenartig an. Sie schien damit etwas Weiches, pelzig Warmes zu berühren, das leise atmend unter ihren Fingern lag, aber sie konnte sehen, dass ihr Arm am Rand der Trage fixiert war und ihre Hand frei in der Luft hing.
    Katya wandte den Kopf und sah in die besorgten Augen des Roten Milan. »Wieder wach?«, fragte er.
    Katya nickte. »Ich möchte mich aufsetzen«, sagte sie.
    »Stellt sie ab«, sagte Milan. Ruckend und schwankend kam die Trage auf dem Boden zu stehen.
    Katya sah, dass aus der Gruppe, die ihnen vorausging, jemand sich umblickte und mit energischen Schritten auf sie zukam. Ein Mann mit weißem Haar und einem Gesicht, das eher einem Edelmann zu gehören schien als einem Strotter. Der Oberpani. Katya schloss die Augen in einem kurzen Anfall von Übelkeit.
    Der König der Strotter

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