Aethermagie
diese Jäger und was taten sie? Wie sah es dort aus, wo die Ætherwesen lebten? Wie gerieten sie in die Lampen und die anderen Vorrichtungen, die mit den Silberkäfigen abgeschirmt waren?
Sie fragte den kleinen Salamander nach jedem Abschnitt eine dieser Fragen, aber seine Antworten waren unbefriedigend. In der Regel lauteten sie: »Ich weiß es nicht.«
Katos Augen begannen zu brennen. Sie schloss das Buch, rieb sich übers Gesicht und gähnte. »Ich bin so müde«, sagte sie. »Lass uns für heute Schluss machen. Calander, ich bitt dich: Hör dich um. Du weißt, was ich dich alles gefragt habe – hast du es dir merken können?«
Das Ætherteufelchen nickte eifrig und begann aufzuzählen. Sein Gedächtnis war ausgezeichnet. Kato unterbrach es lachend. »Das ist sehr schön. Glaubst du, du kannst etwas davon herausfinden?«
Calander hüpfte auf und ab. »Klar, Kato. Ich frag die Großen.« Er begann, auf diese augenverrenkende Art zu verschwinden, wie es die Plasmateufel wohl immer taten.
»Halt, halt«, rief Kato. »Wann kommst du wieder?«
»Ruf mich«, hörte sie seine Stimme verhallen. Das Teufelchen war fort, die Lampe dunkel.
Kato ließ den Æther ab und stellte die Lampe neben das Bett. Dann rollte sie sich zusammen und war schneller eingeschlafen, als ein Licht verlöscht.
5
Das Rote Haus
Katalin Nagy hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt, die Schultern in dem strengen grauen Kostüm zurückgenommen, die Beine in den bequemen Knöpfstiefeln etwas weiter auseinandergestellt, als es gemeinhin als damenhaft angesehen wurde. Sie suchte nach Stärke in dieser Haltung und fand sie, auch wenn ihr Herz etwas schneller zu schlagen schien als sonst.
Die Frau in Wärterinnentracht, die sie schweigend hierher geleitet hatte, war mit einem gemurmelten »Herr Professor Charcot lässt Sie gleich rufen« verschwunden. Das war jetzt schon eine halbe Stunde her. Der ehrenwerte Herr Professor schien Gefallen daran zu finden, sie zappeln zu lassen.
Das Zimmer war klein, düster und diente offensichtlich nur dazu, Besucher in einer möglichst unfreundlichen Umgebung im eigenen Saft köcheln zu lassen. Katalin warf einen Blick auf einen der harten Stühle, wechselte Stand- und Spielbein und wartete weiter stehend.
Endlich erklangen draußen im Gang energische, schnelle Schritte. Die Tür wurde aufgerissen und ein mittelgroßer, rundlicher Mann mit weißem Spitzbart und einer ärgerlich gerunzelten hohen Stirn starrte sie an. »Major Nagy? Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen. Ein Notfall.« Er wies mit einer Handbewegung, die mühsam gezügelte Ungeduld erkennen ließ, zur Tür hinaus. »Kommen Sie. Ich kann allerdings nicht viel Zeit für Sie erübrigen.«
Sie folgte ihm durch den Korridor, der im fahlen Zwielicht des Regentags düster und schmuddelig wie ein verlassener Keller wirkte, obwohl es nach Seife und Reinigungsmitteln roch.
»Hier, bitte«, sagte der Arzt und öffnete die Tür in ein geräumiges, behaglich eingerichtetes Arbeitszimmer, in dessen Kamin ein lebhaftes Feuer brannte.
Katalin ließ sich in dem angebotenen Sessel nieder und sah sich um. »Darf ich rauchen?«
Der Professor verzog leicht das Gesicht, aber er nickte und holte einen Aschenbecher aus der Tiefe einer Schublade in seinem Schreibtisch. Dann ging er zum Fenster und öffnete es einen Spaltbreit. Katalin entzündete eine Zigarette und stieß erleichtert den Rauch aus.
Der Arzt lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und musterte sie mit distanziertem Interesse. »In welcher Angelegenheit kann ich der Vierten Abteilung behilflich sein?«
»Ich bin aufgrund einer Anzeige hier. Zwei Insassen dieser Anstalt werden beschuldigt, eine Straftat begangen zu haben.« Sie beugte sich vor und reichte dem Arzt eine dünne Mappe.
Charcot setzte seine Brille auf und überflog den Inhalt. »Diese Männer gehören zu meinen Patienten«, sagte er langsam. »Aber beide werden unter ständiger Beobachtung gehalten, noch dazu im geschlossenen Teil meiner Einrichtung. Es ist vollkommen unmöglich, dass einer von ihnen oder gar beide sich aus der Abteilung, in der sie sich befinden, hätten entfernen können.« Er blickte auf und sah Katalin fragend an. »Wer hat diese Beschuldigung ausgesprochen?«
Katalin schüttelte den Kopf. »Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
Professor Charcot schnaubte. »Die Anschuldigung ist vollkommen aus der Luft gegriffen.«
»Kann ich die beiden Patienten sehen?«
»Nein. Es tut mir leid, aber
Weitere Kostenlose Bücher