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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Volk und dem Staat, dem wir beide dienen, nur Schaden zugefügt.« Er holte tief Luft. »Verzeihen Sie, dass ich mich echauffiere. Man wirft uns vor, gewissenlos zu handeln, aber ich versichere Ihnen: Alles, was hier geschieht, dient einem höheren Zweck!«
    Katatonisch
, dachte Katalin und bezwang mühsam ihre Wut und ihr Entsetzen.
Shenja, was habe ich dir nur angetan?
    Charcot fing ihren Blick auf und wollte etwas hinzusetzen, aber die sich öffnende Tür unterbrach ihn.
    »Montag«, rief der Professor. »Kommen Sie. Dies ist Major Nagy vom Sicherheitsbureau. Sie hat einige Fragen, die ich Sie bitten möchte, wahrheitsgemäß und umfassend zu beantworten.«
    Der Wärter, blond und muskulös, nickte ihr reserviert zu.
    Katalin erzählte ihm, was sie auch Charcot gegenüber behauptet hatte: dass die beiden Insassen kürzlich beim Sicherheitsbureau angezeigt worden seien.
    Montag lachte und verschränkte die kräftigen Arme vor der breiten Brust. Sein weißer Kittel war mit bräunlichen Flecken übersät. »Die beiden sollen draußen herumgelaufen sein?« Er schüttelte den Kopf, lachte wieder. »Major, da hat man Ihnen einen riesengroßen Bären aufgebunden. 416 steckt seit Wochen in einer gut abgesperrten Gummizelle, er ist abwechselnd tobsüchtig und apathisch. Und 329 sabbert sich voll, wenn man ihn füttert, der findet alleine nicht mal mehr den Weg von seinem Bett zur Tür. Das sind beides keine Kandidaten für den Freigang, wahrhaftig nicht!«
    Katalin verschränkte schützend die Arme vor der Brust. »Kann ich die beiden sehen?«
    Der Oberwärter warf Charcot einen fragenden Blick zu. Der Professor schüttelte den Kopf. »Ich kann Sie nicht in die geschlossene Abteilung lassen«, sagte er. »Und ich habe niemanden, den ich dafür abstellen könnte, einen oder beide Insassen hierher zu eskortieren.«
    »Grünwald«, sagte der Oberwärter, ganz offensichtlich zu Charcots Überraschung, denn der warf Montag einen scharfen Blick zu. »Er kümmert sich ohnehin um 329. Warum soll er ihn nicht mal kurz hierher bringen? 329 ist folgsam und so harmlos wie ein Kätzchen. Wenn wir ihn zur Sicherheit noch in eine Jacke stecken, kann nichts passieren.«
    Das schien dem Professor nicht recht zu schmecken, aber er nickte widerstrebend. »Meinetwegen«, sagte er. »Geben Sie Grünwald die Anweisung. Er soll 329 aber ruhigstellen, ich will hier keinen Skandal.«
    »Nicht zu ruhig«, warf Katalin ein, der das Herz bis in die Kehle schlug. »Ich möchte mit ihm reden.« Sie hatte immer noch die Vorladung des Staatsanwaltes, um ihn im Notfall herauszuholen. Wie es aussah, war der Notfall eingetreten.
    Montag schüttelte grinsend den Kopf. »Daran werden Sie wohl nicht viel Freude haben«, sagte er.
    »Warten Sie«, rief Katalin, als er Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, »ich möchte noch wissen, wo ihr Hilfswärter Johannsen sich befindet.«
    Montag warf wieder Charcot einen Blick zu. Der Professor hob leicht die Schultern. »Kennen wir den Mann?«
    »Ja«, erwiderte Montag zögernd. »Er hat in C und D ausgeholfen. Ein unzuverlässiger Kerl, ich denke, dass er etwas zu häufig dem Alkohol zugesprochen hat.«
    »Warum reden Sie in der Vergangenheitsform von ihm?«, fragte Katalin.
    Montag verzog das Gesicht. »Er ist schon geraume Zeit nicht mehr zum Dienst erschienen«, erwiderte er. »Unentschuldigt. Sollte er die Frechheit besitzen, hier noch mal aufzukreuzen, werfe ich ihn eigenhändig hinaus.«
    Es dauerte eine gute halbe Stunde, in der Professor Charcot seiner Arbeit nachging, wie er leise tadelnd sagte, und Katalin in dem kleinen Wartezimmer eine Zigarette nach der anderen rauchte und sich zwang, nicht über Jewgenij nachzudenken.
    Dann wurde sie von einer Wärterin abgeholt und in ein Behandlungszimmer gebracht. »Warten Sie hier«, sagte die Wärterin und schloss die Tür. Katalin sah sich um und setzte sich dann auf die hochbeinige Liege, weil kein anderes Sitzmöbel zur Verfügung stand.
    Es dauerte noch einmal eine Viertelstunde, dann waren auf dem Gang Schritte von mehreren Personen zu hören und eine Stimme, die beruhigende Worte sprach: »Gleich sind wir da, mein Junge. Keine Angst, hörst du? Du bekommst heute keine Behandlung mehr.« In den stetigen, sanften Fluss der Worte hinein öffnete sich die Tür und ein Wärter in der üblichen weißen Montur schob seinen Schützling ins Zimmer. Beiden auf dem Fuße folgte mit missbilligender Miene Professor Charcot.
    Katalin hatte keinen Blick übrig für den

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