Aethermagie
bestimmten Bedingungen.«
Er wartete auf Katyas Entgegnung.
Sie nickte langsam. »Ich verstehe.«
Pejić senkte den Blick auf seine Hände, die die Tischkante fest umklammerten. »Es ist ein verlockendes Angebot«, fuhr er mit flacher, ausdrucksloser Stimme fort. »Damit meine ich nicht das Salär eines Rittmeisters, obwohl auch das mein derzeitiges Gehalt beinahe um die Hälfte übersteigt. Meine Tätigkeit würde mich in die unmittelbare Umgebung Seiner Kaiserlichen Majestät führen. Es wurde mir avisiert, dass auch einer Beförderung in mittlerer Frist nichts im Wege stehe.« Wieder pausierte er abwartend.
Katya räusperte sich rau und schob ihr Zigarettenetui über den Tisch. »Niemand kann es Ihnen verdenken, wenn Sie das Angebot annehmen, Drago. Und ich schätze, dass Sie im Stab des Ministers eine sehr gute und loyale Arbeit machen werden. Sie besitzen mein vollkommenes Vertrauen darin, dass Sie die richtige Entscheidung treffen, Kommissär Pejić.«
Er nickte langsam und nachdenklich. Seine Miene zeigte eine Mischung aus Erleichterung und Schrecken, die sie amüsiert hätte, wenn der Gegenstand ihrer Unterredung weniger brisant gewesen wäre.
»Ich danke Ihnen, Major Nagy«, sagte er und legte in einer eigentümlichen Geste die Hände vor der Brust zusammen. »Ich werde Ihr Vertrauen nicht enttäuschen.«
Katya schenkte ihm ein Lächeln. »Sie sind mein bester Mann, Drago. Ich weiß, was ich von Ihnen verlange. Ihre Majestät wird sich sicherlich dankbar für Ihren Einsatz zeigen.«
Er nickte knapp, sein Blick war umschattet.
»Kommen wir zu dem, warum ich Sie gerufen habe«, sagte Katya nüchtern. »Noch gehören Sie offiziell zu meinem Stab, und ich möchte, dass Sie etwas für mich tun. Ich muss Sie bitten, einen Besuch zu unternehmen und jemanden zu kontaktieren.« Sie schob eine Order über den Tisch und Pejić nahm sie auf und las. Seine dunklen Augenbrauen rutschten ein wenig höher. Er blickte auf und sah Katya fragend an.
Sie erwiderte den Blick stoisch. »Ich denke, heute Abend wäre ein guter Zeitpunkt. Laden Sie die Betreffenden höflich vor. Sollte Ihrer Einladung nicht Folge geleistet werden, was ich befürchte, dann werden Sie die beiden Zielpersonen unverzüglich verhaften. Bringen Sie sie hierher und weisen Sie Ihnen getrennte Zellen zu. Ich brauche ein Verhörzimmer, in dem niemand uns stören wird. Sie werden das Verhör führen, ich halte mich abseits. Wenn Sie morgen Mittag zu mir kommen und mir Bericht erstatten, sprechen wir den Ablauf des Zugriffs noch einmal kurz durch. Ich möchte, dass niemand außerhalb unseres Stabes von unserer Aktion erfährt. Suchen Sie sicherheitshalber schon einige verschwiegene und zuverlässige Beamte für den Zugriff aus. Ach ja, ich benötige die Berichte unseres Spitzels im betreffenden Haushalt. Das wäre es. Fragen?«
Der Kommissär biss sich auf die Lippe und verneinte.
»Danke«, sagte Katya. »Sie können gehen.«
Pejić stand auf und wandte sich zur Tür. Ehe er hinausging, sagte er, sich versichernd: »Ich werde das Angebot also annehmen.«
»Ja«, erwiderte Katya sanft. »Das werden Sie, Drago.«
Katya faltete den Brief zusammen und warf ihn ins Feuer. Sie sah mit gerunzelter Stirn zu, wie das Papier Feuer fing und sich zu schwärzen begann. Rußflöckchen wirbelten von ihm empor, wurden von der heißen Luft in den Kamin gezogen. Sie beugte sich vor und zerstocherte mit dem Schürhaken die Reste des Schreibens zu Asche.
Allem Anschein nach hatte die Kaiserin unter großem Druck gestanden, als sie diese Zeilen aufs Papier geworfen hatte. Ihre großzügige Schrift erschien zerfahren und gehetzt.
Sie wies Katya an, sich zu ihrer Verfügung zu halten, und avisierte den Besuch eines Boten mit näheren Anweisungen. Was auch immer in der Hofburg gerade vor sich ging, schien Sophie zutiefst zu erschüttern.
Sie wandte dem Feuer den Rücken zu und zog ihren Mantel an. Josip Grünwald hatte das nächste Treffen anberaumt. Katya brannte darauf, die offenen Fragen mit ihm zu besprechen. Wer war seiner Meinung nach der Maulwurf im Hohen Rat? Was konnte er ihr raten, wie sie sich nun verhalten sollte, da ihre Position als eine der Sektionsleiterinnen der Vierten Abteilung ins Wanken geriet? Sie würde so über kurz oder lang zu einer Gefahr für den Zeitlosen Orden werden.
Katya schloss die Tür hinter sich. Der Tag war angenehm mild, sie wollte ein Stück zu Fuß gehen.
Der Pater Guardianus würde ihr den Schutz des Ordens anbieten. Er
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