Aethermagie
Kanzlei seiner Kaiserlichen Majestät. Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Fräulein von Mayenburg.«
Kato machte einen verwirrten Knicks. Die geheimnisumwitterte Vierte Abteilung. Was wollte ein Kommissär der Geheimpolizei bei ihnen?
»Nun, dann nehmen Sie Platz.« Adelaïde blickte auf die Visitenkarte, als hätte sie vergessen, dass sie das Kärtchen in der Hand hielt. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?« In ihrer Stimme klang bei aller gezwungenen Höflichkeit deutlich der Wunsch mit, der ungebetene Gast möge ablehnen.
»Nein, danke«, erwiderte der Kommissär und ließ sich auf der Kante des angebotenen Stuhls nieder.
»Was führt Sie zu uns?«, fragte Adelaïde. »Es muss ja etwas Dringliches sein, wenn Sie zu einer solch unangemessenen Stunde …«
»Liebe Frau Baronin«, unterbrach Pejić sie eilig, »ich entschuldige mich nochmals, Sie und Ihre Familie um diese Zeit gestört zu haben. Ihr Gatte ist nicht hier?«
»Mein Gatte befindet sich nicht wohl, er darf auf ärztliche Anweisung nicht gestört werden.«
»Mein Beileid«, sagte der Kommissär. Er rieb sich unschlüssig die Hände. »Ich habe allerdings die unangenehme Aufgabe, den stellvertretenden Herrn Polizeidirektor in einer eminent wichtigen Angelegenheit zu konsultieren.« Wieder starrte er Kato an. »Nun gut, Frau Baronin, Sie sind die Hausherrin, also werde ich meine Befugnisse wohl schwerlich übertreten, wenn ich Sie in Kenntnis setze. Dem Sicherheitsbureau ist zugetragen worden, dass ein Mitglied dieses Haushaltes gegen die Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit ætherbetriebenen Geräten verstößt.«
Kato erstarrte. Sie erwiderte den Blick des Kommissärs so fest und ausdruckslos, wie es ihr nur möglich war, obwohl ihr Mund trocken und ihre Hände feucht wurden.
»Wie bitte?«, rief Adelaïde empört aus. »Sie wagen es, mich und meinen kranken Gatten in unserem häuslichen Frieden zu stören, weil einer unserer Dienstboten nachlässig mit unseren Æthergeräten umgeht? Hat das Sicherheitsbureau nichts Wichtigeres zu tun? Gehen Sie, Pejić, gehen Sie und fangen Sie ein paar Anarchisten!«
Der Kommissär neigte den Kopf. »Sie sind aufgebracht, Frau Baronin«, erwiderte er leise. »Aber ich versichere Ihnen, dass dies kein Bagatellvergehen darstellt. Wenn ich nur kurz mit dem Herrn Stellvertretenden Polizeipräsidenten …«
»Nein«, rief Adelaïde zornig und stand auf. »Sie ermüden mich, Herr Kommissär. Ich werde mit meinen Dienstboten über die Angelegenheit sprechen und dafür sorgen, dass niemand mehr diese ungemein wichtigen Sicherheitsvorschriften verletzt. Das muss genügen.«
Der Kommissär hatte sich ebenfalls hastig erhoben, als die Baronin von ihrem Stuhl aufsprang. Er verneigte sich knapp und sagte: »Ich werde dann wohl im Bureau Ihres Gatten um einen Termin ansuchen. Entschuldigen Sie nochmals die Störung. Danke, ich finde selbst hinaus.«
»Katharina!« Adelaïde gab ihr ein Zeichen, den Kommissär zu begleiten. Kato stand folgsam auf. Sie verstand, dass ihre Stiefmutter nicht wollte, dass Pejić unbeaufsichtigt durch das Haus geisterte.
Der Kommissär schritt schweigend neben ihr her. Während sie in der Halle darauf warteten, dass der Diener ihm Hut und Handschuhe brachte, sagte er leise: »Fräulein von Mayenburg, wirken Sie bitte auf Ihre Eltern ein, dass sie die Angelegenheit nicht als nebensächlich abtun. Es könnte große Unannehmlichkeiten für Ihre Familie mit sich bringen, wenn meine wohlmeinende Warnung in den Wind geschlagen würde.«
Kato sah ihn voller Unbehagen an. »Warum sagen Sie mir das?«, fragte sie.
»Weil ich Sie für eine verständige junge Dame halte, und weil ich glaube, dass Sie sehr viel besser als Ihre gnädige Frau Stiefmutter verstanden haben, wovor ich Sie warne.« Das Licht spiegelte sich nicht in seinen Augen, ihr Ausdruck war nicht zu deuten.
Kato bemühte sich, ihr Erschrecken nicht zu zeigen. »Ich werde mit meinem Vater darüber reden, Kommissär Pejić«, sagte sie tonlos.
Der Diener brachte Hut und Handschuhe. Pejić zog die Handschuhe über, glättete sie sorgfältig, bürstete dann mit dem Ärmel über seinen Zylinder und setzte ihn auf. Während er all das mit gemessenen, akkuraten Bewegungen vollführte, ließ er keine Sekunde lang Kato aus den Augen. Sie stand still, mit erhobenem Kopf, und erwiderte seinen Blick so streng und kühl, wie sie es vermochte.
Ein winziges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er wartete, bis der Diener sich
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