Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
sich beim Anblick der belegten Brote, die auf den Tischen standen, die Lefzen.
Paul sprang auf. „Endlich”, sagte er. „Gibt es etwas Neues von Johanna?”
Hartwig schüttelte den Kopf. „Wir sollten in Annabelles Zimmer anfangen, damit ich ihren Geruch erkennen kann.”
Maiglöckchen , dachte Paul. Er sah sich um und griff einen der Diener.
„Wo hat das Fräulein gewohnt?”, fragte er barsch.
„Ich kann es Ihnen zeigen”, sagte der junge Bursche erschrocken.
„Ich möchte mitgehen”, sagte Alexandra überraschend. Friedrich stand auch auf und stellte sich neben sie. Hartwig schnappte sich schnell ein paar belegte Brote und dann folgten sie dem Diener die Treppe hoch.
Sie standen gerade auf dem oberen Absatz, als ein Dröhnen durch das Haus tönte.
„Was bedeutet das?”, schrie Paul über das anhaltende Dröhnen. Es schien fast, als würde das Haus wackeln, seine Mauern sich bewegen.
„Gefahr!”, wimmerte der Diener. „Das Haus wird abgeschlossen.”
Tatsächlich schob sich vor die innere Tür der Schleuse am Eingang eine Gittertür aus Stahl aus der Wand. Nun bekamen einige der überflüssig erscheinenden Rohre eine erschreckende Bedeutung. Sie standen unter Druck und betätigten offenbar den Schließmechanismus.
„Was heißt das?”, schrie Friedrich, aber der Junge wartete mit weit aufgerissenen Augen, bis das Dröhnen aufhörte.
„Wir können nur noch das Kernhaus betreten. Nahrung und Wasser müssen streng rationiert werden. Wir hören nur noch auf Herrn Valentin. Das ist nur zu unserem Schutz. Wir werden beschützt. Alles, was geschieht, ist zu unserem Schutz.” Der Junge betete das herunter wie ein »Ave Maria«.
„Wo ist Annabelles Zimmer.” Paul riss den Burschen am Arm.
Friedrich ging dazwischen und sagte: „Lass ihn. Wir finden das schon. Geh!”, sagte er zu dem Jungen, der sofort eng an das Geländer gepresst die Treppe herunter rannte und verschwand.
Sie gingen um die Ecke und sahen, dass in einiger Entfernung den Gang herunter eine weitere Gittertür den Weg versperrte. Friedrich lief bis dort hin und rüttelte daran.
„Massiv.”
Hartwig deutete auf eine Tür: „Hier hat das Fräulein gewohnt.”
Paul stürmte in das Zimmer und war erschrocken über die Unordnung. Aber er erkannte Annabelles Sachen und berührte das Kleid, welches sie achtlos auf einen Stuhl geworfen hatte. Auf den ersten Blick schien aber alles noch da zu sein: ihr Koffer, die Hutschachtel, Schuhe, ihre Bürste im Bad. Er öffnete die Ledermappe auf dem kleinen Pult und fand die Überschreibung der Anteile, von denen Bader gesprochen hatte.
„Bader hat Annabelle 30 Prozent der Bader-Werke geschenkt”, sagte er laut, da Friedrich das noch nicht wusste.
„Was?” Sein Bruder stellte sich neben ihn und pfiff durch die Zähne. „Warum?”
Paul sah Friedrich an: „Sie hat ihn geheilt. Zumindest dachte er das.”
„Wenn du mich fragst, ist das schiefgegangen”, sagte Friedrich und berührte kurz seinen gebrochenen Arm. „Sie sollte das lassen.”
„Wir sollten mit Spekulationen warten, bis wir das Fräulein gefunden haben”, sagte der Kommissar trocken. Paul verstand: Das konnte man missverstehen, und Annabelle war schon einmal des Mordes angeklagt worden.
„Was tun wir jetzt?”, fragte er mutlos. Das hier hatte sie überhaupt nicht weiter gebracht.
„Jetzt durchsuchen wir das gesamte Haus. Soweit es geht. Hartwig wird sie schon finden.” Friedrich war offenbar entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Aber zunächst sprechen wir noch einmal mit Bader. Vielleicht weiß er ja, wie wir die Gitter wieder öffnen können.”
* * *
„Was hast du getan?”, fragte Annabelle entsetzt. Valentin hatte an einer Schalttafel einen Hebel umgelegt und ein Dröhnen war durch den Tunnel zu ihnen geschallt.
„Ich habe sie eingesperrt.” Sein Ætherzwilling war wie eine überlappende grüne Projektion, die ein wenig wackelte und den Eindruck von Unschärfe erzeugte.
„Wen?”
Valentin zeigte nach oben: „Na, all die Leute, die in meinem Haus sind. So können sie uns nicht mehr in die Quere kommen.”
Annabelle kommentierte das nicht. Ihr wurde wieder klar, dass sie keine Ahnung hatte, worauf sie sich hier einließ. Was auch immer Valentin dachte und vor hatte, er war gefährlich. Sie folgte ihm stumm. Er öffnete eine Tür und schloss sie hinter ihr wieder ab. Annabelles Hand juckte. Sie spürte, dass sie dabei war, die Kontrolle zu verlieren. Die Ereignisse waren zu
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