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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Flügel breiteten sich knallend aus, er schien größer zu werden, und ein grelles Licht auszustrahlen.
    „Wer es wagt, Gottes Willen wissen zu wollen, gehört bestraft!”, sagte er, und seine Worte waren in Annabelles Kopf lauter als ein Schrei. „Niemand auf dieser Welt wird Gottes Willen je verstehen, und selbst ich maße es mir nicht an. Wir sind alle seine Kinder, und wie ein Vater verlangt er von uns Gehorsam und Fleiß. Und vor allem anderen: Liebe. Ich bin kein Vater, kein Richter, kein Heilsbringer. Ich bringe Frieden den Gequälten, indem ich ihre Qual in mich aufnehme und umwandle. Was sie dann aus ihrem Leben machen, wie sie weiterleben, ohne ihre Lügen und ihre Zweifel, das liegt nicht in meiner Hand.” Der Geflügelte berührte Annabelles Hand. Ihre Ohren klingelten, sie spürte einen immensen Druck und es gab keinen Widerstand: Sie ergriff die kalten weißen Finger.
    Es war, als würde sie in eiskaltes Wasser getaucht, und sie schnappte entsetzt nach Luft. Dann gab es ein Licht, und alles, was zählte, war, dass man in dieses Licht ging, alles hinter sich ließ, um Frieden zu finden. Alles: die Scham, die Trauer, die Unsicherheit, die Einsamkeit. Wie Figuren in einem Wachskabinett standen sie da, die Annabelles, die nicht vergessen wollten oder konnten, die immer noch gefoltert wurden, die immer noch weinten, die sich immer noch verstecken wollten.
    Sie spürte einen scharfen Schmerz und die Verbindung wurde unterbrochen. Annabelle war wohl aufgestanden und taumelte nun ein paar Schritte zurück. Paul stand zwischen ihr und dem Geflügelten, der ihr mehr denn je wie ein Engel erschien, mächtig und furchterregend.
    „Lassen Sie das”, sagte Paul scharf. „Wir sind nicht hier, um uns von ihren Spielchen einschüchtern zu lassen.”
    Die Hand immer noch nach Annabelle ausgestreckt, lächelte Georg Hartmann traurig. Aus seinen Augen flossen Tränen aus funkelnd rotem Blut. Langsam ließ er die Hand sinken. Sein Blick wandte sich von Annabelle zu Paul.
    „Ich erkenne Sie jetzt”, sagte er leise. „Gott gab mir Einblick in die Geheimnisse der Welt. Sie sind ein Weber. Ich verbeuge mich vor Ihnen, Herr Falkenberg”, und er tat es tatsächlich. „Sie leben ihr Leben nach eigenen Vorgaben und haben das Gefühl für das Gleichgewicht nicht verloren. Sie sind stärker als ich, und ich beuge mein Haupt in Demut.
    Aber ich bitte Sie darum, zu verstehen: Ich kann den Menschen nicht geben, was sie brauchen, denn sie haben es schon. Sie nutzen es nur nicht. Der Herr gab ihnen alles, und sie wollen immer mehr, sie jammern und klagen, fordern und schimpfen. Ich habe nur den Frieden zu bieten. Das ist mein Geschenk, und ich gebe es, bis mir Gott etwas anderes sagt.”
    „Die Menschen brauchen Frieden”, sagte Paul. „Das stimmt. Aber nicht um jeden Preis. Sie sollten sich überlegen, mit ihrer Gabe anders umzugehen, bevor wir den Berg hier räumen lassen müssen. Übernehmen Sie die Verantwortung.”
    Georg Hartmann runzelte leicht die Stirn, und Annabelle spürte die Missstimmung erneut als Summen in der Luft. Dann platzte etwas so leicht und transparent wie eine Seifenblase, und sie konnte wieder freier atmen.
    „Ich werde darüber nachdenken”, sagte Hartmann nickend.
    „Wenn ich stärker als Sie bin”, sagte Paul fest, ”dann befehle ich Ihnen jetzt, Ihren Bruder auszuliefern.”
    Georg Hartmann verbarg sein Gesicht in den Händen und weinte wieder. Paul trat schnell neben Annabelle und nahm ihre Hand. Erst jetzt merkte Annabelle, dass sie auch geweint hatte, und schniefte.
    „Sie haben recht”, sagte Hartmann dann unverhofft. Er erhob sein blutverschmiertes Gesicht und sah Paul an. „Er muss von Menschen gerichtet werden. Ich muss ihn loslassen.” Er wischte sich das Gesicht an einer Serviette ab. Nachdenklich betrachtete er kurz die roten Flecken auf dem weißen Stoff.
    „Wir lassen Ihren Bruder morgen abholen”, sagte Paul. „Ich wünsche Ihnen alles Gute.”
    Georg Hartmann trat einen Schritt auf Paul zu und wollte ihm die Hand geben, aber Paul schüttelte den Kopf. Hartmann nickte nur, sah Annabelle noch einmal an und sagte: „Wir haben alle unsere Last zu tragen. Ich habe mich lang gewehrt, und musste begreifen, dass es falsch war. Ihr Verlobter hat mir gezeigt, dass mein Weg noch nicht zu Ende gegangen ist. Ich muss Gott um Rat fragen. Ich hoffe, Sie finden den Frieden, den ich Ihnen leider nicht schenken konnte.”
    Er wandte sich ab, um aus dem Fenster zu sehen. Annabelle drehte

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