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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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nicht genügt, was du ihr bis jetzt zu bieten hattest?”
    Das war eine weitere Beleidigung, aber Paul war zu abgelenkt, um darauf einzugehen. „Das weiß ich nicht. Ich kann an ihr keinen Makel erkennen, aber ich weiß nicht, ob sie mich heiraten will. Alles andere: ja, aber 'Heiraten' ist ein schwieriges Thema geworden.” Ein kurzer Blick ins Innere der Uhr sagte ihm, dass er eine Lupe brauchte.
    Friedrichs Gesicht wurde ernst: „Sei vorsichtig.” Er sah Paul direkt an, und Paul nickte: „Bin ich. Aber es ist so verdammt schwer.” Er schraubte die Uhr wieder zu.
    „Obwohl, wenn sie schwanger wäre, würde es doch die Entscheidung vereinfachen.”
    „Eigentlich sollte ich dir dafür eine verpassen. Aber du bist verletzt.” Paul war müde.
    Friedrich grinste furchtlos: „Du kannst doch fechten. Komm doch mal in den Club, und wir fechten es aus.”
    Es stimmte, während seiner Studienzeit hatte Paul in der Studentenverbindung regelmäßig gefochten. Es machte ihm Spaß und er vermisste es tatsächlich.
    „Vielleicht tue ich das. Wenn dein Arm geheilt ist. Mach dich auf was gefasst.”
    „Ich besiege dich auch einarmig.”
    Die beiden Brüder grinsten sich herausfordernd an und gingen dann zum Essen mit ihren Eltern.

 
     
    Kapitel 2
     
    „Das Fräulein Annabelle Rosenherz”, kündigte der Hausdiener sie an. Annabelle hob das Kinn und betrat entschlossen den Raum, obwohl sie lieber in einen Käfig voller Wölfe gegangen wäre. Dort hatte es transparentere Benimmregeln, dachte sie, aber ihr Mund lächelte.
    „Herzlich willkommen”, sagten mehrere auch lächelnde rot geschminkte Münder und bunte Fächer verbargen andere Gesichtsausdrücke. Annabelle sah dankbar zu Johanna Winkler, ihrer besten Freundin hinüber, die auch an dem Tisch saß und ihr aufmunternd zuwinkte. Johanna war hier ganz in ihrem Element und für Annabelle in diesem Feldzug unersetzlich.
    „Wie geht es Ihnen?”, fragte die Gastgeberin, eine Frau Bredendick, falls Annabelle sich recht erinnerte.
    „Gut, danke der Nachfrage”, antwortete Annabelle höflich. Sie wartete ab, bis eine Dienerin ihre Tasse aufgefüllt hatte, und platzierte dann ihre Hände auf dem Tisch. Sie spürte die Blicke der Damen auf ihren Handschuhen. Schließlich war sie aus diesem Grund eingeladen worden. Die Damen hatten von ihrer grünen Hand gehört, und wollten sich nun selbst davon überzeugen, dass das dazugehörige Fräulein eigentlich ganz normal war.
    „Wie geht es Ihrem Verlobten?”, wurde sie noch gefragt, aber auch darauf gab sie nur eine kurze Antwort: „Sehr gut. Er hat viel zu tun im »Amt für Ætherangelegenheiten«.”
    Alle nickten, sie wussten Bescheid. Niemand hier brauchte eine Einführung in Annabelles ”Verhältnisse”. Klatsch und Tratsch waren das Salz in der Suppe oder der Zucker im Kaffee.
    „So eine Behörde ist ja eine wundersame Organisation”, sagte die Gastgeberin. „Ich weiß nicht, ob man sich mit dieser Gründung einen Gefallen getan hat. Hat das Land nicht schon genug zu tun?”
    „Der Markgraf wird das Amt demnächst besuchen”, wusste eine spitznasige Brünette kurz darauf zu berichten. „Er will sich selbst ein Bild von den Verhältnissen machen, sagt man.”
    „Wird er auch den Adlerhorst besuchen?”, fragte eine Andere, pausbackig und schwitzend. Die Luft, die sie sich zufächelte, erreichte Annabelle schweißgeruchgetränkt, und sie hob ihre Tasse, um stattdessen den Duft des Kaffees zu riechen. „Das wäre doch viel aufschlussreicher. Was gibt es im Amt schon zu sehen?” Alle sahen Annabelle an, die ihre Tasse auf die Untertasse setzte und betont gefasst sagte: „Das Amt ist eine moderne Reichsbehörde, und da gibt es eine Menge zu sehen. Wir bemühen uns um effiziente Organisation, damit die Forschungen über die Veränderungen durch Æther so schnell und gründlich wie möglich gebündelt und aufbereitet werden.” Die Damen hoben einige Augenbrauen und klapperten mit ihren Löffeln ein Konzert des Unverständnisses.
    So unangenehm das auch war, es war genau der Grund von Annabelles Besuch. Es war wichtig, dass das Amt seine Stellung und Notwendigkeit nicht nur aus einem offiziellen markgräflichen Dekret bezog, sondern auch aus der Anerkennung der Bevölkerung heraus. Aber genau hier bestand das Problem: Die Bevölkerung scherte sich entweder nicht um den Umgang mit den Veränderten, oder sie waren so arm, dass sie sowieso nichts daran ändern konnten. Im Falle dieser Frauen waren sie auch

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