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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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juckte und er hob den Arm, er hob den Arm! und fasste sich an die Wange. Er spürte etwas krustiges, metallisches auf seiner Haut, aber als er daran kratzte, tat es weh und er ließ es sein.
    Er setzte sich auf, Knochen knackten und richteten sich selbst, er spürte, wie sie unter der Haut zusammen wuchsen. Er sah sich um, aber etwas stimmte nicht mit seinen Augen. Er blinzelte und dann wurde ihm klar, dass er mit seinem linken Auge irgendwie anders sah, schärfer und farbiger. Die Bilder überlappten sich, und ihm war schwindelig.
    Er stand vollständig auf und die Maschinchen rieselten wie Sand von seiner Kleidung. Dann sah er sie, und obwohl sie wieder nackt und bloß war, erschien sie ihm wie die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Sie lächelte.
    „Was ist geschehen?”, fragte er.
    „Wir konnten dich nicht sterben lassen.” Wie herrlich ihre Stimme war!
    „Was hast du getan?”
    „Was ich tun musste.” Valentin war nicht zufrieden mit der Antwort, aber er hatte andere Fragen.
    „Wo ist Annabelle?”, fragte er und sah sich um. Unter dem wirbelnden Æther sah er leblose Körper, überall war Blut verspritzt und aus den Metallteilen um seine Füsse bildeten sich wieder die Hunde, die ihn abwartend aus grüngoldenen Augen anstarrten.
    „Er hat sie”, sagte sie. Valentin ballte seine Fäuste und die Hunde knurrten.
    „Wo sind sie?”
    „Im Haus.”
    „Was ist mit der »Obersten Ordnung«?”
    „Wir haben keine Verbindung.”
    Valentin dehnte knackend seinen Hals und wurde wütend. „Wie kann das sein? Was hat er getan? Dafür muss er büßen.” Er drehte sich zur Treppe, die nach oben führte.
    Die Sängerin folgte ihm und erklärte: „Er hat ihr eine andere Musik gegeben. Ich habe getan, was ich konnte, aber wir sind nur noch hier.” Sie zeigte in einer ausschweifenden Geste in die Halle.
    Als er oben angekommen war, sah er in die Halle hinunter: „Das muss reichen. Wir werden sie uns zurückholen. Und die anderen müssen sterben.” Valentin spürte, dass es richtig war. Endlich wusste er ganz genau, was richtig war, was ihm zustand, wofür er dieses Leben lebte.
    Er legte seiner Mutter die Hand auf die Schulter: „Danke, Mutter.”
    „Ich liebe dich, mein Sohn.”
    * * *
    Sie hatten sich mit Rudolf Bader im blausilbernen Salon versammelt. Annabelle fühlte sich ganz klein und schlecht angesichts der grimmigen Stimmung, die im Raum herrschte. Alle hatten wenig geschlafen und manche sogar überhaupt nicht. Niemand hatte Appetit, aber alle tranken Kaffee oder Tee.
    „Unter den Polizisten gab es fünf Tote und sieben Verletzte”, sagte Kommissar Schneider gerade.
    „Wir haben vier Männer verloren”, sagte Leutnant August Gerster, Friedrichs Adjutant, der im Moment die Soldaten anführte. Er hatte selbst einen Kopfverband und trug den linken Arm in einer Schlinge.
    Hartwig sagte: „Meine Wölfe sind alle tot.”
    Oh Gott. 13 Tote. Annabelle stiegen die Tränen in die Augen und sie schämte sich nicht dafür. Sie beschloss, im Anschluss an die Besprechung nachzusehen, was sie für die Verletzten tun konnte.
    Rudolf Bader hustete und ergriff dann das Wort: „Ich habe das nicht gewusst. Es gibt keine Entschuldigung für das, was mein Sohn getan hat. Ich verstehe es zwar noch immer nicht wirklich, aber das ist auch nicht mehr wichtig. Was ich verstehe, ist, dass ich einen Teil der Schuld trage. Ich verspreche Ihnen allen, dass für die Familien der Toten gut gesorgt wird.” Er hustete wieder. Annabelle verkrampfte ihre linke Hand. Sie wollte Bader nicht noch einmal heilen, das erste Mal war unheimlich genug gewesen.
    Sie sah zu Alexandra, die mit Argusaugen über dem bleichen Friedrich wachte, der unbedingt an diesem Treffen hatte teilnehmen wollen. Annabelle hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit der Frau zu sprechen, aber sie fühlte, dass sie es gerne tun würde. Johanna saß neben Otto, aber auch hier war keine Zeit, über etwas zu sprechen.
    „Wir müssen überlegen, wie es weitergeht”, sagte Paul.
    „Wir sollten zuerst herausfinden, ob der junge Bader wirklich tot ist”, grollte Hartwig.
    „Wir sollten zuerst die Verletzten wegbringen lassen”, sagte Schneider.
    „Ich befürchte, dass die Maschine zerstört werden muss”, sagte Paul.
    „Was hat es mit dieser Maschine auf sich?”, fragte Schneider.
    Paul fuhr sich durch die Haare und räusperte sich: „Nun, es ist eigentlich eine klassische Babbage Maschine, die benutzt wird, um komplizierte Rechnungen auszuführen.

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